Elternstadt Bruchsal – Ein ganz persönlicher Stadtführer
Neues Buch von Rainer Kaufmann erschienen.

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Einen unglücklicheren Zeitpunkt für die Veröffentlichung seines neuen Buches „Elternstadt Bruchsal – ein ganz persönlicher Stadtführer“ hätte sich der Bruchsaler Journalist, Fernsehreporter, Kabarettist, Verleger, Reiseunternehmer oder Kultur-Veranstalter „Schlachthof Bruchsal – Wirtshaus und Bühne“ nicht aussuchen können – wobei durch die Corona-Pandemie ihm keinerlei Wahlmöglichkeit blieb. Vergangenen Dienstag, 17. März 2020, wurden die Bücher beim Verlag des Autors angeliefert – am Tag zuvor wurde bekannt, dass mit diesem Dienstag der übliche innerörtliche Vertriebskanal Buchhandel dem Autor nicht mehr zur Verfügung steht, dürfen doch seither Buchhandlungen nicht mehr geöffnet werden – wohl bis zum Ende der Pandemie. So bleiben per jetzt nur wenig andere Möglichkeiten des Buchvertriebs, die am Ende des Beitrages genannt werden.

Mit „Elternstadt Bruchsal – Ein ganz persönlicher Stadtführer“ hat Rainer Kaufmann nun ein wunderbares Bruchsal-Buch herausgebracht und das schreibe ich unabhängig davon, dass ich redaktionell mitgearbeitet habe. So groß sind meine Beiträge zum Buch nicht, als dass diese wesentlich auf das Buch eingewirkt haben könnten.

„Elternstadt Bruchsal – Ein ganz persönlicher Stadtführer“ orientiert sich in seinem Aufbau an den alternativen Stadtrundgängen, die Rainer Kaufmann über die Jahre immer wieder zusammen mit der BTMV durchführte. Stadtrundgänge, zu denen sich meist über 50 Teilnehmer einfanden, immer auch eine Herausforderung für Kaufmannschen Stimmbänder. Anhand der verschiedenen Stationen wie Bürgerzentrum, Huttenstraße/Seilersbahn, Schloss oder Stadtgarten/Schönborn-Gymnasium versucht Kaufmann, eine völlig neue Erzählung der Bruchsaler Stadtgeschichte dem Leser zu bieten. Eine Stadtgeschichte, in deren Mittelpunkt nicht Schloss und Spargel stehen sondern die wechselvolle Geschichte von Freiheit und Demokratie, die gerade in Bruchsal wie in kaum einer anderen badischen Stadt an so vielen Orten und Plätzen präsent ist und die jetzt auch in Buchform vorgestellt werden kann. Kaufmann schlägt den Bogen von den Bauernaufständen 1502/1525 über die Revolution 1848/49 über die unselige Zeit des Nationalsozialismus und der daraus resultierenden Zerstörung unserer Stadt am 1. März 1945 bis in die heutige Zeit, bis zum Abriss einer der wichtigsten Gefängnisanlagen Badens, vielleicht ganz Süddeutschlands, hin zum Bau des Bürgerzentrums auf dem gleichen Gelände und, ganz aktuell, den Überlegungen zur Bebauung des innerstädtischen Synagogengrundstückes.

Der Autor nennt in diesem Buch Ross und Reiter. Er scheut sich nicht die Namen der Personen zu nennen, die, positiv ausgedrückt, unglücklich agiert haben, negativ ausgedrückt einen ruchlosen Stempel aufgedrückt oder Geschichtsklitterung betrieben haben. In dem Buch befinden sich Geschichten zu bekannten und weniger bekannten Bruchsalern wie Sebastian Grundel, Karl Geitz, Robert Megerle, Heinrich Hetterich, Bertl Lefkowitz oder den Nachkriegs-Bürgermeistern dieser Stadt, wobei Kaufmann sich nicht scheute, seine Finger in die Verwundungen dieser Stadt zu legen. Er schrieb das Buch nicht, um Applaus von unberufener Seite zu erhalten. Er schrieb das Buch, um im Rahmen des ihm Möglichen etwas zu einem angemessenes Geschichtsverständnis dieser Stadt beizutragen. Insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren wurde, so Rainer Kaufmann, durch Alleingänge von Robert Megerle, dem damaligen Vorsitzenden der Historischen Kommission, das hiesige Geschichtsverständnis doch all zu sehr von diesem geprägt und beeinflusst. Durch aktuelle Recherchen konnte Kaufmann einige brisante Informationen zu Tage bringen die zeigen, wie in den Nachkriegsjahren das offizielle Bruchsal wichtige stadtgeschichtliche Vorgänge versuchte zu unterdrücken oder einseitig darzustellen. Eine dieser Recherchen belegt den Einsatz von Megerle als Oberjungzugführer des Deutschen Jungvolkes,

„Elternstadt Bruchsal – Ein ganz persönlicher Stadtführer“ ist es ein sehr, sehr persönliches Buch. Nahezu jeder Zeile seines Buches merkt man Rainer Kaufmann an, wie sehr er seine Heimat- bzw. Elternstadt liebt. Sein Antrieb ist ganz sicher nicht eine Abrechnung mit der Stadt, in der er zur Welt kam und wo er beheimatet ist – nur in den letzten Jahren wenig unterbrochen durch seine Hotelaktivitäten in Georgien. Aber auch wenn er in Georgien war, war er immer in Bruchsal. Gedanklich, per E-Mail, per Skype, telefonisch. Bruchsal war und ist „seine“ Stadt – ohne wenn und aber.

Seinen Eltern hat Kaufmann, der im Bruchsaler konservativ-katholischen „Milieu“ aufgewachsen ist, viel zu verdanken, was er auch immer wieder zum Ausdruck bringt. Durch diese, „eingeborenen Bruchsaler“, keine Widerstandskämpfer im 3. Reich aber Gegner des Nationalsozialismus, war er eingebunden in die Bruchsaler Stadtgesellschaft, insbesondere der 1960er und 1970er Jahre; diesen verdankt er sehr viel Wissen, insbesondere über die Vorkriegszeit, seine aufrechte Haltung – und wohl auch seine Liebe zu seiner Heimat- und Elternstadt Bruchsal.

Das Buch von Rainer Kaufmann, auf der Kabarettbühne auch bekannt als „Motzki“, ist unbequem, löckt es doch, um bei einem Bild aus dem Bauernkrieg zu bleiben, wider den Stachel. Und das ist gut so. Nur so besteht die Möglichkeit, dass sich die Bruchsaler Stadtgesellschaft einer notwendigen Sachdiskussion stellt – unabhängig von Namen und Positionen.

Aufgrund der aktuellen Situation kann das Buch nicht persönlich in den Bruchsaler Buchhandlungen erworben werden. Online kann es aber geordert werden bei den Buchhandlungen Alpha, Braunbarth, Majewski und Wolf, bei amazon sowie direkt beim Verlag: www.erka-verlag.de.

Rainer Kaufmann
Elternstadt Bruchsal – ein ganz persönlicher Stadtführer
344 Seiten mit 150 schwarz-weiß-Abbildungen
ISBN 978-3-929184-26-6
Preis: € 19,60

Auch Babette würde Elternstadt Bruchsal lesen. Foto: privat
Autor:

Rolf Schmitt aus Bruchsal

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