Kulturfenster
„Jahr ohne Sommer“

- Foto: Stadtarchiv
- hochgeladen von Pressestelle Stadt Bruchsal
1815 brach in Indonesien der Vulkan Tambora aus. Was das mit Bruchsal zu tun hat, fragen Sie sich? Eine ganze Menge! Denn die Folgen des Ausbruchs (durch Vulkanasche in der Atmosphäre) führten in Europa zu einem Phänomen, das als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichtsbücher einging und zu Missernte und Hungersnot führte, die in der Folge auch zu einer verstärkten Migrationsbewegung nach Amerika führte. Um dem wie in der Akte aus Heidelsheim bezeichneten „allgemeinen Notstand“ zu begegnen, gab man Mittel frei, um Frucht anzukaufen. In unserem Dokument meldet großherzoglich-badische Stadt- und Landamt in Bruchsal im Juni 1817 nun, dass die Gemeinde Gottsau so viel „Nordische Früchte“ aus Holland ankaufen konnte, dass sogar ein Überschuss existierte, der an andere Gemeinden weiterverkauft werden könne. Dieser aus Weizen, Roggen, Reis und Erbsen bestehend, sei vor allem für „broddürftige Unterthanen“ gedacht.
Ein Jahr später, als sich die Lage entspannt hatte, fragte Amt in den Gemeinden nach, welche Personen sich in der Notstandszeit besonders für die Hilfsbedürftigen eingesetzt hätten, um diese zu ehren. Mit harscher Kritik an der „bekanten Unthätigkeit“ des Bürgermeisters und der „Misordnung“ des Stadtrats wurde für Heidelsheim der Anwalt Christoph Weilbacher genannt, der sich bei verschiedenen Amtsstellen für die Belange der Heidelsheimer Hilfsbedürftigen eingesetzt sowie private Almosensammlungen und Spenden aus dem Hospitalfonds initiierte hatte. Im Jahr darauf wurde er selbst zum Oberbürgermeister von Heidelsheim gewählt.
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