Bruchsaler Kulturfenster
Feuervergoldung - Eine Technik, die Gefahren birgt
- Pendule mit feuervergoldeten Teilen aus dem Museumsbestand
- Foto: Dr. Manfred Schneider, Nußloch - www.monumente-im-bild.de
- hochgeladen von Pressestelle Stadt Bruchsal
Jeden Donnerstag laden das Bruchsaler Stadtarchiv und das Städtische Museum zum Blick durch das Bruchsaler Kulturfenster ein. Diesmal gibt Museumsleiterin Regina Bender einen Einblick in die Schattenseiten glänzender Goldapplikationen.
Liebe Leserinnen und Leser,
diese französische Pendeluhr aus dem 19. Jahrhundert befindet sich in den Städtischen Sammlungen im Bestand „Diemer“. Dies war der Name einer Bruchsaler Familie, die über viele Generationen ein Familienarchiv anlegte und schließlich der Stadt Bruchsal übergab. Akten, Briefe und weitere Flachware wurden in das Stadtarchiv übernommen, Objekte lagern im Depot des Städtischen Museums. So auch diese Uhr, die einst 1854 als Geschenk der Großherzogin Sophie von Baden an die Familie Diemer übergeben wurde. Sie zeichnet sich besonders durch die hohe Qualität ihrer Dekoration aus, die aus marmornen Hinterlegungen und einem auffälligen Farbkontrast zwischen dunkel polierter und feuervergoldeter Bronze besteht. Feuervergoldungen sind in China bereits seit dem 3. Jahrhundert vor Christus bekannt und stellten über Jahrhunderte hinweg eine der beliebtesten Vergoldungstechniken dar. Dies beruht vor allem auf der Haltbarkeit der so entstandenen Goldschicht, die bei weitem unempfindlicher als das Ergebnis anderer Techniken ist. Ein Umstand, der sich am Beispiel unserer Pendeluhr bestätigt, deren Goldelemente ungeachtet ihres Alters glänzen und strahlen wie eh und je.
Dennoch wird die Feuervergoldung heute nicht mehr angewandt. Sie ist sogar verboten. Nur ausgewählte Spezialbetriebe dürfen diese alte Technik für Restaurierungen oder besondere Aufträge noch anwenden. Das liegt daran, dass die Feuervergoldung sehr gesundheitsschädlich ist. Auf das zu vergoldende Stück wird nämlich ein Amalgam, eine Verbindung aus Gold und Quecksilber, aufgetragen, die anschließend erhitzt wird. Dabei brennt sich das Gold ein, das Quecksilber hingegen verdampft – und führt in Form giftiger Dämpfe zu Quecksilbervergiftungen. Vor allem in früheren Zeiten, in denen dieser Umstand oder die Schutzmöglichkeiten nicht ausreichend bekannt waren, bezahlten die Vergolder ihr Handwerk häufig mit großen gesundheitlichen Einbußen.
Besonders interessant ist, dass sich durch Nacharbeiten der Goldschicht mittels Glühwachs oder Salzlösungen sogar verschiedene Farbeffekte erzielen lassen. Viele antike Objekte verraten daher anhand ihrer Goldfarbe, die sich in den meisten Fällen bestimmten Regionen zuordnen ließen, ihre Herkunft.
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