Erkrankter Schüler aus Karlsdorf leidet unter Besuchsverbot an Uniklinik Mannheim
Abgekapselt von Familie und Freunden

Karlsdorf-Neuthard/Mannheim (hb). Humorvoll, herzlich, hilfsbereit, höflich – es sind Charakterzüge wie diese, die Boran Tanis ausmachen. Seine Mitmenschen mögen ihn, den 18-Jährigen aus Karlsdorf, und er mag sie. Umso mehr leidet der Zwölftklässler unter der Corona-Krise, in der soziale Kontakte geradezu verpönt sind, menschliche Nähe als Affront gilt. Doch Boran Tanis hat es schlimmer erwischt als die meisten von uns. Er liegt momentan zur Behandlung eines Weichteilsarkoms, eines bösartigen Tumors, im Universitätsklinikum Mannheim. „Alveoläres Rhabdomyosarkom“ lautet die offizielle Diagnose. Ein harter Schlag, auch ohne „Corona“. Und jetzt, mit dem virusbedingten Besuchsverbot der baden-württembergischen Landesregierung, kommt der lebensfrohe Schüler des Heisenberg-Gymnasiums Bruchsal (HBG) spürbar an seine Grenzen.
„Es ist eine ungemeine Belastung, da man nur vor sich hin vegetiert – abgekapselt von der eigenen Familie und den Freunden“, lässt er über seine Schwester Yelsu ausrichten, ohne dabei die Notwendigkeit der Maßnahme („Äußerst sinnvoll“) in Frage zu stellen. „Gerade für immungeschwächte Patienten wie mich kann das sonst tödlich ausgehen“, betont der langjährige, leidenschaftliche Sanitäter des HBG und der DLRG. Doch er lässt auch keinen Zweifel daran, wie sehr ihn die unfreiwillige Quarantäne persönlich trifft: „Addiert man noch allerlei Beschwerden, Nebenwirkungen der Medikamente und die Chemotherapie dazu, wird der Alltag zu einer echten Herausforderung!“ Seinen Optimismus hat Tanis, der selbst unbedingt Medizin studieren und Chirurg werden möchte, trotz der Hiobsbotschaften aber nicht verloren und hofft inständig, „dass da ein Licht am Ende des Tunnels wartet“.
Schon die Einschränkungen der Besuchszeiten und der Besucheranzahl zu Beginn der Epidemie seien für die Familie hart gewesen, berichtet seine Schwester Yelsu, Elftkässlerin am HBG. Doch nun seien ihnen wirklich die Hände gebunden. „Dass ich meinem Bruder in dieser Situation nicht so beistehen kann, wie ich es mir erhofft hatte, macht mich traurig und wütend zugleich“, sagt die 16-Jährige, hin und her gerissen zwischen Verständnis für die Virusbekämpfung und dem Wunsch „Boran nicht seinen Alltag zwischen vier Wänden allein verbringen zu lassen“. Sie sehnt „in naher Zukunft mehr begründete Ausnahmen“ herbei, zumal Boran noch ein Teenager sei und ihm die Umstände „mental sehr schwer“ fielen.
Nesrin und Mehmet Tanis, die Eltern von Boran und Yelsu, wissen ebenfalls um die Wichtigkeit des Besuchsverbots – „nicht nur für Patienten wie unseren Sohn, sondern auch für das medizinische Personal“. Die Kommunikation mit Boran und den behandelnden Ärzten laufe momentan telefonisch. „Boran ist zwar oft zu schwach, um Anrufe anzunehmen, aber die Station ist gut erreichbar“, lobt das Ehepaar, „auch wenn uns der persönliche Kontakt zu unserem Kind sehr fehlt“. In der aktuellen Lage müsse man das allerdings aushalten und rational handeln. Ihr Sohn vermisse den Schulalltag und bedauere sehr, an den Abiturprüfungen krankheitsbedingt nicht teilnehmen zu können. „Das bringt er oft zur Sprache“, sagen seine Eltern. Auch der Verzicht auf Sport und spontane Treffen mit Freunden sei alles andere als einfach. Umso mehr freue er sich über deren Kontaktaufnahme per Chat oder Kurznachricht. Das erzeuge „eine gewisse Normalität in seinem momentanen Alltag“, so Nesrin und Mehmet Tanis. Boran sei zuversichtlich „auf seinem steinigen Weg in Richtung Heilung“, erzählen sie, „und diese Zuversicht möchten wir als Familie so gut wie möglich unterstützen!“

Autor:

Henning Belle aus Wochenblatt Rhein-Neckar

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