Sommerstück „Ulysses“ der Neustadter Schauspielgruppe
Göttliches Theater

Foto: Adolf Kluth
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Neustadt. Am letzten Samstag fiel der Startschuss für die Aufführungen des Sommer-
stücks der Neustadter Schauspielgruppe. Noch bis zum 20. Juli können die Theaterfreunde an elf Abenden den Park der Villa Böhm besuchen und die Komödie „Ulysses“ auf der Freilichtbühne erleben.

Ludvig Holberg, der produktivste Theaterschriftsteller Dänemarks, muss im Jahr 1723 über manches in seiner Umwelt ganz schön irritiert gewesen sein. In vielen Bereichen verstand er seine Mitmenschen einfach nicht mehr, weder ihre fehlende Logik, was die Mittel der Politik und die Gestaltung der Gesellschaft anging, noch ihre blinde Gefolgschaft für das, was „man“ gefälligst zu tun, zu denken und zu glauben hat. Aber Holberg regte sich nicht auf und wurde schon gar nicht wütend, ganz im Gegenteil: Er griff zu den viel wirkungsvolleren Waffen des Humors. Er schrieb das Stück „Ulysses von Ithacia, eine deutsche Komödie“. Und darin machte er sich über alles lustig, was ihm gegen den Strich ging: Den allseits spürbaren Militarismus, der einfach davon ausging, man könne Probleme mit Waffengewalt lösen, wo man mit Gesprächsbereitschaft und Diplomatie viel weiter käme. Die blinde Heldenverehrung, sowohl für die Generäle und Herrscher seiner Tage als auch für die Gestalten der griechischen Antike, die für ihn eher dumme Schlagetots waren. Und nicht zuletzt die in seinem Berufsstand allgemein anerkannten Gesetze des Theaters, die aristotelischen Regeln von Einheit der Zeit, des Ortes und der Handlung: Bei Holberg dauern 10 Jahre ein paar Minuten und die Bärte wachsen in Sekunden; Karthago liegt für ihn in Lappland; Gestalten aus der Bibel und der römischen Geschichte mischen vor Troja mit.
Unter der Regie von Armin Jung übernimmt Lennart Lube den Titelheld - die wahre Hauptperson aber ist sein Diener Kilian (Andreas Müller), der den gesunden Menschenverstand vertritt. Ebenso treibt auf der Gegenseite nicht Paris (Nico Müller) die Handlung voran, sondern sein Adlatus Marcolfus (Alfred Schafflik), der sozusagen für alle einfachen Trojaner stehen kann. Nicht einmal die Göttinnen (Rike Müller-Albrecht, Riccarda Baaske, Ise Hammann) verhalten sich vernünftig, höchstens noch die junge Iris (Helen Bachtler). Aber das war ja auch schon in der griechischen Sage und der homerischen Epen so. Und die Damen: Helena (Malin Hiegle), ist eine selbstverliebte Zicke, Penelope (Ise Hammann) hat nicht nur „Verehrer“, Rosimunda (Maya Eckel), die Schwester, und Hildegard (Jule Seiler), die Zofe von Helena, sind so vernagelt in ihrer Affenliebe, dass man sie auch nicht ernst nehmen kann. Die männlichen Personen sind eigentlich alle Soldaten und ihr Führer Holofernes (Felix Eckel) ist die Negativfolie eines Offiziers, die es so hoffentlich nicht mehr gibt.
Leider waren Ludvig Holberg und seine in der Entstehungszeit gerade in Deutschland sehr populären Stücke lange Zeit vergessen, obwohl es immer wieder Versuche gab, sie ins Gedächtnis der Menschen zurückzuholen. Dabei hat der moderne Überträger Heiko Postma recht, wenn er seine Einführung ins Stück mit dem Satz beendet „Es müsste Spaß machen, das heute zu spielen“. Das können die Frauen und Männer der Neustadter Schauspielgruppe unter Leitung ihres Gastregisseurs Armin Jung nur bestätigen und vielleicht auch ergänzen: Es müsste auch Spaß machen, das Stück zu sehen, vor der Villa Böhm oder anderswo. pac

Karten & Termine

Samstag, 22. Juni; Sonntag, 23. Juni; Freitag, 28. Juni; Sonntag, 30. Juni; Samstag, 6. Juli; Sonntag, 7. Juli; Freitag, 12. Juli; Samstag, 13. Juli; Sonntag, 14. Juli; Freitag, 19. Juli; Samstag, 20. Juli.
Karten gibt es im Vorverkauf bei Tabak Weiss, Telefon 06321 2942; www.tabak-weiss.de.

Foto: Adolf Kluth
Foto: Adolf Kluth
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Foto: Adolf Kluth
Foto: Adolf Kluth
Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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