BriMel unterwegs
Ein wilder Ritt von „Oùat“

- Jazztrio Oùat
- Foto: Brigitte Melder
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Schifferstadt. „Once upon a time“ – Es war einmal – so nennt sich die Band kurzerhand „OUAT“, die am Abend des 27. April in der Schifferstadter historischen Location „Club Ebene Eins“ auftrat. Zu diesem außergewöhnlichen Konzert waren etliche Jazzliebhaber gekommen.
Vereinsmitglied Thorsten Buchenau vom Club Ebene Eins e.V. begrüßte die Gäste. Der Name „Oùat“ sei Programm, denn die drei Musiker verstehen sich als Geschichtenerzähler. „Und wie bei jeder gut erzählten Geschichte verlassen sie dabei auch gerne mal spontan den gerade Weg, schweifen ab, holen aus und nehmen Details in den Blick. Komposition und Improvisation sind hier keine Gegensätze, sondern wichtige Bestandteile einer guten musikalischen Geschichte, die auf diese Weise niemals ein zweites Mal genau gleich erzählt wird.“ Er wies auf die beiden Alben, ein Quartettalbum mit Rudi Mahall und einen digitalen Adventskalender mit 24 Türchen hin (am Merchstand). Falls jemand in dem Kinofilm „The Brutalist“ von Adrian Brody drin war und sich die Filmmusik angehört hat, durfte sogar in den Genuss dieser drei Musiker kommen, denn sie bzw. die Filmmusik wurde sogar als beste Filmmusik mit einem Oscar ausgezeichnet. (Anmerkung: Diese wurde zwar heute nicht gespielt, wird aber im Mai auf CD gepresst werden.)
Die drei aus Berlin angereisten Musiker betraten mit einem Willkommensapplaus die Stage: Simon Sieger (Klavier, Flöten, Gesang, Percussion), Joel Grip (Kontrabass, Gimbri, Percussion) und Michael Griener (Schlagzeug, Percussion). „Live schlägt Leinwand“ – es ist nochmal ein ganz anderes Erlebnis, diese drei überaus talentierten Musiker live bei ihrer Performance zu sehen. Den ersten Einsatz hatte die Flöte und Simon Sieger schloss völlig in sich gekehrt die Augen dabei. Der Kontrabass mit Joel Grip setzte ein und dann auch das Schlagzeug mit Michael Griener. Es hörte sich bei dieser Improvisation ein wenig orientalisch an und von der Flöte wurde zum Klavier gewechselt. Es begann ein „wilder Ritt“ und es wurde vom Rhythmus her immer schneller. Die Spielfreude stand den Virtuosen ins Gesicht geschrieben. Der Kontrabass wurde nicht mehr mit dem Bogen gestrichen, sondern gezupft. Es blieb spannend während dieser 45 Minuten ohne Pause, denn die folgte erst danach.
Ein Gläschen Sekt in diesem tollen Ambiente bei sommerlichen Temperaturen im rustikalen Innenhof, was will man mehr? Man kam mit vielen Menschen ins Gespräch. Ich wollte von Thorsten Buchenau wissen, wie man ausgerechnet auf diese drei Berliner Musiker kam, die in Schifferstadt übernachteten, um am nächsten Tag wieder zurück nach Berlin zu fahren. Als Jazz-Liebhaber kannte er die Band, spielte den Vorstandsmitgliedern eine Kostprobe vor und die waren glattweg begeistert und schon ging die Einladung raus.
Nach der Pause ging es im gleichen Stil weiter, Töne wie nicht von dieser Welt, erinnerten zeitweise an indianischen Gesang „The line, no line ….:“, eine Minute lang. Auch dieses Stück währte über die ganze zweite Halbzeit. Die Instrumente wurden lauter und lauter, schneller und schneller und dann wurde es mit den Rasseln wieder ruhiger. Etwas verwundert fragte man sich, wieso der Pianist Simon Sieger unter den offenen Klavierdeckel griff. Man hörte es, denn auch hier war Musik drin, wie auch immer er das anstellte. Mit fliegenden Fingern bearbeitete er das Klavier in vehementer Geschwindigkeit. Der wilde Ritt wurde mit frenetischem Applaus belohnt und das Jazztrio musste nochmal auf die Bühne für eine kurze Zugabe. Vorstand Karl Atteln bedankte sich mit einem kleinen Geschenk bei ihnen. Die Musiker blieben noch am Merchstand bei ihren diversen Tonträgern bis sich die Scheune leerte. Es war eine klangvolle Entdeckungsreise mit außergewöhnlichen Improvisations-Musikern und erstklassigem Jazz.
Das nächste Event in der Scheune findet am 9. Mai um 19 Uhr statt mit „Villa Musica - Paganini der Gitarre“. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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