Inseltour: Städtebau und Kulturwirtschaft für Anstoß von Aufwärtstrends

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Ludwigshafen. Die neuen Buchholz-Touren bürsten ordentlich gegen den Strich zu den Klischees von Ludwigshafen: 2025 führen sie zu städtebaulichen Projekten und erinnern an kulturwirtschaftliche Ideen, „auf denen man Zukunft aufbauen kann“.
Von Julia Glöckner
Die Parkinsel ist auch ein Quartier der Widersprüche, sagt Buchholz bei der Begrüßung der Gäste seiner Inseltour: Der städtebauliche Charakter sei durch Einfamilienhäuser geprägt und damit „fast noch ländlich“. Gleichzeitig sind Bahnhof und City ganz nah. Die Bewohner sind stolz, „naturnah und nachhaltig zu leben“, allerdings fände sich hier die „höchste Pkw-Dichte pro Person."
"Nahezu jeder, der den Park betritt, schwärmt von den Platanen am Rheinuferweg, ihren überhängenden Ästen, die eine Art grünen Tunnel für Flanierende bilden." Das Filmfestival erzeugt Jahr für Jahr eine hohe Frequenz. Es ist Teil einer neuen Kulturwirtschaft, mit der der Stadt die In-Gang-Setzung wirtschaftlicher Aufwärtstrends gelingen kann. Die Flächen direkt am Wasser „bleiben von Bebauungsfantasien irgendwelcher Leute verschont“, sagt der studierte Stadtplaner Buchholz. „Denn bei den natürlichen Auenhochwassern, die es früher mindestens ein Mal im Jahr gab, ist meist auch die Promenade überschwemmt. Hier werden fürs Filmfestival Planken für die große Freilichtbühne gelegt. Alle weiteren Wege und das bebaute Areal wurden aufgeschüttet.“
Das Filmfestival polarisiert nach wie vor: Trotz vieler Freunde hat es auch Gegner. „Anfang Juni hat sich die Wiese vom vergangen Spätsommerfestival erholt. Im letzten Frühling waren die Radspuren trotz nassen Winters noch zu sehen. Einerseits macht die Idylle das Festival zum Publikumsmagneten“, sagt der Architekt. „Andererseits ist nicht klar, ob die Bäume Schaden nehmen. Es wird argumentiert, dass man bemüht ist, das zu vermeiden. Jedes Jahr lässt sich aufs neue beobachten, wie nah Bagger an die Bäume heranfahren und lange Nägel in die Erde gehauen werden. Nach dem Filmfestival wird der Rasen neu gesät. Ab Juni beginnt der Aufbau.“
In Ufernähe stehen mehrere abgesägte Bäume. Um eine reine „Sonnenpromenade“ zu vermeiden, muss man nachpflanzen. „Verschiedene Bereiche der Stadt diskutieren übergreifend, was mit Blick auf die Kosten möglich ist“, sagt Buchholz. Der Stadtrat hat bereit ein recht hohes Budget für die Nachpflanzung von Bäumen eingestellt. Doch es fehlt Personal für die Pflanzungen.

- Die Parkinsel erstrahlt in rotem Licht
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Quartier für Superreiche am Ufer
Mit der Bebauung ums Ufer des Hafens ist ein Viertel für Bessergestellte entstanden. Der Baugrund kostete 2.000 Euro pro Quadratmeter. „Die Baukultur ist hier ordentlich“, sagt Buchholz. „Nicht jeder Vorgarten ist grün. Man sieht einige Schottergärten. Hier mussten Bauherren zwei bis drei Stellplätze pro Wohneinheit nachweisen, nach der Stellplatzverordnung, deren Lockerung das Land den Städten erste seit Oktober 2024 ermöglichte. Eine neue Quotenregelung bleibt nun Sache der Kommunen. Hessen hat für manche Städte in den Citys die Stellplatzverordnung bereits aufgehoben.“
In den 90ern, als klar war, dass das Straßenbahndepot weiterzieht, diskutierte man über neue Orte für Kultur am Hafenbecken. Heute sei ein Yachthafen realisiert worden. Neben der Insel Bastei, auf deren Terrasse immer eine leichte Brise weht, gibt es zwei Sportgaststätten und ein Café.
Auf der Inselseite des alten Hafenbeckens verliefen bis in die 90er Jahre noch Gleise für Dieselloks. Die Schienen sind am vorderen Teil des historischen Luitpoltbeckens bereits den architektonisch markanten Luxusimmobilien gewichen. Zwischen Drehbrücke und Hafenstraße liegen die Gleise noch. „Die Drehbrücke wurde in den vergangenen 17 Jahren ein Mal aufgedreht. Auch für sie gab es schon Ideen zur kulturellen Belebung, etwa für Konzerte auf dem aufgedrehten Mittelteil, mit Tribünen an den Ufern.“
Über die Nutzung des gesamten Areals um den Luitpolthafen und des Freigeländes, das durch das Abbrennen einer Lagerhalle entstand, liegen Hafenbetriebe und Stadt schon lange im Clinch: Streitthema ist etwa die weitere Uferbebauung des historischen Hafenbeckens. Sie könnte der Stadt zu dringend benötigten Einnahmen verhelfen. Das Land argumentiert, dass der Betrieb des Kaiserwörthhafens Lärm verursacht und angesichts der Benzinsilos keine gute Gefahrenabwehr bei einer Weiterbebauung sichergestellt wäre. Die Mischnutzung von Gewerbe und Wohnen sei baurechtlich hier grundsätzlich möglich, wenn man es wolle, antwortet Buchholz auf die Frage eines Tourgasts. Auch die Freifläche, die es seit dem Brand gibt, könnte als Mischgebiet ausgewiesen werden. Über ihre Nutzung „diskutiert man seit 12 Jahren“, so Buchholz. „Man fürchtet auch die Beschwerden über den Lärm und die Klagen, wenn neue wohlhabende Inselbewohner hierherziehen.“
Das Luitpoldbecken wird inzwischen als Yachthafen genutzt, wie es die Stadt wollte. „Ich kenne nur zwei Städte, deren Yachthafen in der Größe den von Ludwigshafen überschreitet“, betont Buchholz.
„Weil die Stadt die Uferbebauung weiterentwickeln will, wird auch das Ladengeschäft nicht mehr betrieben und wir haben hier einen Leerstand“, erklärt der studierte Stadtplaner Buchholz. „Das Stadtmuseum nutzt den Leerstand als Lagerfläche, der als Geschäft immer noch funktionieren könnte.“ Das ehemalige Gelände der freiwilligen Feuerwehr ist Brache geworden.
Weitere Freifläche in Nebenstraße zur Hafenstraße
„Auch über die Nutzung dieser Freifläche macht man sich Gedanken. Eine Kita würde Lebendigkeit ins Viertel bringen, andererseits könnten sich manche im Wohnquartier gestört fühlen. Das Gelände ist leicht abgesenkt gegenüber der umliegenden Bebauung. Während Nachbargebäude durch vergangene Hochwasser oft gerade noch verschont blieben, ist es denkbar, dass bei Hochwasser Wasser von unten ins neue Gebäude drückt“, erklärt der Stadtplaner.
In der alten Kammerschleuse steht das Wasser. „Manchmal schwimmen Menschen in Becken, bei der Spaßregatta etwa“, sagt Buchholz. „Immer wieder wird deshalb diskutiert, Rohre zu verlegen, damit das Wasser wieder fließt. Die Diskussion führt meist in eine Kostenüberlegung und man kommt zum Ergebnis, dass man sich das nicht leisten kann, bevor das Thema irgendwann wieder von jemandem auf die Agenda gesetzt wird.“
Im hinteren Teil des Auenwäldchen gibt man sehr acht auf das Landschaftsschutzgebiet. „Es wurde mehrfach bestätigt, dass es hier einen Fuchs gibt“, sagt Buchholz. Eine versteckte gebogene Brücke führt über den einzigen Graben, der heute fast zu keiner Zeit mehr Wasser führt. Poller entlang der Promenade erinnern darin, dass dort an vielen Stellen Schiffe anlegten. Ein Ausflugsschiff bewirtete in den 70er hier Publikum. Die alte Schwarzpappel, deren Alter bis ins Jahr 1850 zurückreicht, die also neun Jahre älter ist als die Stadt , stand bis 2006 noch. Heute sind nur noch Reste davon erhalten, nach Ludwigshafener Manier „provisorisch durch Bauzäune geschützt“. Im hinteren Teil der Parkinsel ist die Idylle nicht zu toppen." jg

- Bewohner der Parkinsel
- Foto: Laufclub Ludwigshafen
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Autor:Julia Glöckner aus Ludwigshafen |
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