Kinderschutzbund Landau
Aus der Gewaltspirale aussteigen - Kinderschutzbund macht sich für Kinder stark

Die Kinderhäuser „Blauer Elefant“ des Kinderschutzbundes bieten Hilfe und Unterstützung  | Foto: Katharina Schmitt
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Landau. Jedes vierte Kind in Deutschland ist Opfer von Gewalt. Zwei von 30 Kindern erfahren sexualisierte Gewalt. Und jedes fünfte Kind ist von Kinderarmut betroffen. Gerade deswegen findet Sina Ludwig vom Kinderschutzbund Landau Kinderschutzarbeit so wichtig.

von Katharina Schmitt

Der Kinderschutzbund ist für alle Kinder da. Seit 1980 hilft und berät er Kinder und Familien aus Landau und dem Kreis Südliche Weinstraße. „Jedes Thema, das Familien belastet, ist ein Thema für uns“, betont Sina Ludwig. Neben dem Kinderschutzdienst, der von Gewalt Betroffene unterstützt und Fachkräfte fortbildet, ist die Jugend- und Familienberatung eine wichtige Säule. Die Familienbildung mit Kursen und dem Eltern-Kind-Treff runden das Angebot ab. Doch nur, wenn Hilfesuchende die Angebote auch annehmen, kann ihnen geholfen werden.

Hemmschwelle

Sina Ludwig erklärt: „Nur weil man sich Hilfe sucht, heißt das nicht, dass man als Familie nicht mehr gut seine Themen lösen kann.“ Ludwig würde sich wünschen, dass Familien sich früher Hilfe von extern suchen. Auch anonyme Anrufe seien möglich.

Corona hat neue Themen bei den Kindern auf die Tagesordnung gebracht - und damit automatisch auch beim Kinderschutzbund. Mit der finanziellen Belastung im Zuge der Pandemie, aber auch der neuen Krisen, stieg auch die psychische Belastung in den Familien.

Konfliktzunahme

Stress und Konflikte in Familien nahmen zu. Die Pandemie und die Familiensituation schürten soziale Unsicherheiten, Schulangst, Selbstwertprobleme, Wut und führten beispielsweise bei vielen Kindern zu sozialem Rückzug. Eine Teufelsspirale, die immer neue Konflikte hervorbringt. Hier setzt der Kinderschutzbund an und bietet Kurse zur Konfliktlösung. Verschiedene Modelle wie die wertschätzende Kommunikation oder ein Familienrat helfen Familien auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren.

Ein genereller Trend unabhängig von Corona sei die Zunahme von mediatisierter sexualisierter Gewalt und im Allgemeinen Themen, bei denen Medien eine Rolle spielen. Am Beispiel Cyber-Mobbing erklärt Ludwig: „Wenn du früher in der Schule gemobbt wurdest, warst du Zuhause in einem geschützten Raum. Jetzt fällt dieser sichere Ort weg.“ Medien sind als neue erschwerende Dimension dazugekommen.

Kinderrechte

Neben der fachlichen Arbeit mit den Kindern sind bundespolitische Themen eine große Säule des Kinderschutzbunds. So setzt sich die Organisation für Kinderrechte ein. Sie sollen im Grundgesetz verankert werden, so die Forderung.

Die aktuelle Situation verschärfe Kinderarmut, eine Kindergrundsicherung gibt es bislang nicht. „Kinderarmut heißt, dass sich ein Kind zu Weihnachten einen vollen Kühlschrank wünscht oder seine Schulklasse auf Klassenfahrt fährt und es nicht mitfahren kann“, erklärt Ludwig, aber auch, dass sich eine fünfköpfige Familie während Corona ein Handy für Online-Unterricht teilen musste.

Kinder beteiligen

Die Beteiligung von Kindern an Entscheidungen sei besonders wichtig. „Kinderrechte sind Menschenrechte“, sagt Ludwig und wünscht sich dafür ein größeres Bewusstsein: „Alle und im Besonderen Kinder sollten ihre Rechte kennen. Das bewusste Leben dieser Rechte verändert unser aller Umgang miteinander im positiven Sinne.“

Eine weitere Säule der Arbeit ist die Prävention. Kindern wird in Kursen beigebracht „Nein“ zu sagen und gezeigt, wie sie Grenzen setzen können. Starke und selbstbewusste Kinder sind für die Gesellschaft wichtig, davon ist Sina Ludwig überzeugt. „Jeder sollte sensibilisiert sein, Kinder zu schützen. Das ist unser Anliegen“, macht Ludwig klar.

Gewalt an Kindern ist ein Tabuthema. Denn die Statistiken zeigen nicht nur, wie viele betroffene Kinder es gibt, sie zeigen auch, dass zwei von drei betroffenen Kindern nichts sagen. Wenn ein Kind eine schlechte Erfahrung macht, nachdem es sich getraut hat über die Problematik zu sprechen, sagt es wahrscheinlich nie wieder etwas. Folgeschäden können Depressionen, selbstverletzendes Verhalten oder Ablehnung im Bezug auf den eigenen Körper sein. Wenn jeder Einzelne ein besseres Wissen habe, falle es Kindern leichter, sich zu öffnen – und aus der Gewaltspirale könne ausgestiegen werden.

Weitere Informationen:

Wer ehrenamtlich helfen möchte, kann sich bei Sina Ludwig telefonisch unter 01793786915 oder per E-Mail an s.ludwig@blauer-elefant-landau.de melden. Ehrenamtlich engagieren können sich Interessierte beispielsweise als Lernpaten oder als Ansprechpartner am Kinder- und Jugendtelefon.

Am Samstag, 17. Juni, ist Entenrennen in Landau. Im Rahmen des Kindertags der Stadt Landau werden Enten, die zuvor mit Adoptionsurkunden „adoptiert“ werden konnten, in die Queich gelassen; der Erlös fließt in die Arbeit des Kinderschutzbundes.

Mit Enten Gutes tun: Adoptionsurkunden für das große Landauer Entenrennen erhältlich
Autor:

Katharina Schmitt aus Herxheim

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