Sparkasse Kraichgau schließt 18 Filialen/Interview mit Norbert Grießhaber
„In kleinen Filialen drei bis fünf Kunden am Tag“

Norbert Grießhaber, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Kraichgau, im "Wochenblatt"-Interview | Foto:  ps
  • Norbert Grießhaber, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Kraichgau, im "Wochenblatt"-Interview
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Region. Die Sparkasse Kraichgau steht vor umfassenden Veränderungen und plant die Schließung von insgesamt 18 Filialen im Geschäftsgebiet. Im „Wochenblatt“-Verbreitungsgebiet betroffen: die Filialen in Obergrombach, Büchenau, Helmsheim, Stettfeld, Neibsheim, Zaisenhausen, Oberöwisheim und Menzingen. Cornelia Bauer befragte dazu den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Kraichgau, Norbert Grießhaber.

???: Die Schließungspläne klingen nach grundsätzlicher struktureller Veränderung. Warum gerade jetzt?
Norbert Grießhaber: Wir haben seit Jahren einen stabilen Trend bei den wesentlichen Einflussfaktoren auf unser Geschäftsmodell: 1. Die anhaltende Niedrigzinsphase, die uns noch länger begleiten wird. 2. Die voranschreitende Digitalisierung und daraus resultierend 3. ein nachhaltig geändertes Kundenverhalten.
Die Auswirkungen daraus auf unsere Sparkasse haben wir systematisch untersucht und die richtigen Schlüsse daraus gezogen. Die Maßnahmen dienen dazu, weiterhin eine gesunde und stabile Sparkasse im Kraichgau erhalten können.
Während heute der Kunde im Schnitt ein- bis zweimal im Jahr in unsere Filialen kommt, kontaktiert er uns sieben- bis zehnmal im Monat über das Online-Banking und 20 bis 30 Mal im Monat über unsere App. Wir verzeichnen zudem ein stetig wachsendes Interesse der Kunden an Videoberatung von zu Hause aus. Dies zeigt deutlich, dass unsere Kunden heute kanalübergreifende Beratungs- und Serviceleistungen intensiv nutzen. Deshalb erweitern wir unser Geschäftsmodell durch digitale Kanäle.

???: Was passiert mit Sparkassen-Kunden, bei denen die Digitalisierung noch nicht angekommen ist?
Grießhaber: Wir werden an den betroffenen Standorten einen Bargeld-Bring-Service einführen. Damit können sich mobil eingeschränkte Menschen Bargeld bequem nach Hause liefern lassen. Wie bisher können Beratungsgespräche von 8 bis 20 Uhr auch zu Hause bei den Kunden stattfinden.
Außerdem erweitern wir unser Kundenkommunikationscenter um die mediale Kundenberatung. Privatkunden haben dann die Möglichkeit, sich per Video, Beraterchat oder Telefon von unterwegs oder zu Hause zu allen Finanzthemen beraten zu lassen oder Produkte online oder telefonisch abzuschließen. Mit unserer medialen Filiale sind wir also künftig noch direkter für unsere Kunden da.

???: Sind Hilfestellungen für Menschen geplant, die sich bislang nicht an SB-Geräte oder ans Online-Banking herantrauen?
Grießhaber: Selbstverständlich stehen unsere Mitarbeiter jedem Kunden zur Seite, wenn er nicht weiß, wie SB-Geräte funktionieren. Mit dem Online-Banking ist es genauso. Unsere Kollegen nehmen sich gerne Zeit, um es den Kunden im Detail zu erklären.
Übrigens sind vom 8. bis 19. Oktober wieder „Digitale Woche“ angesagt. In ausgewählten Filialen stellen wir die neuen Dienstleistungen vor, zeigen den Besuchern, wie Online-Banking funktioniert, wie sie Produkte direkt über unsere Homepage abschließen können und vieles mehr.

???: Was passiert mit den Mitarbeitern aus den zur Schließung anstehenden Filialen? Und was mit den Räumlichkeiten?
Grießhaber: Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen im Zuge der Filialschließungen geben. Alle betroffenen Mitarbeiter werden künftig die Teams der aufnehmenden Filialen oder in anderen Vertriebseinheiten verstärken. Ferner werden wir in Wachstumsbereiche wie Vermögensmanagement, Mediale Beratung und Kundenkommunikationscenter investieren und neue perspektivenreiche Stellen schaffen.
Die meisten Räumlichkeiten sind angemietet. Diese Verträge werden von uns bis zum Ablauf der Laufzeit eingehalten. Bei Gebäuden in unserem Eigentum sind wir in Gesprächen mit den Verwaltungen, um bestmögliche Lösungen zu erzielen.

???: Haben Sie keine Sorge, langjährige Kunden durch die Filialschließungen vor den Kopf zu stoßen, im schlimmsten Fall Kunden zu verlieren?
Grießhaber: Nein, im Gegenteil. An unserer kompetenten und qualifizierten Beratung wird sich nichts ändern. Wir holen unsere Kunden aller Altersgruppen künftig dort ab, wo sie sich aufhalten. Eine Analyse der Filialstandorte ergab, dass die Zahl der Kundenbesuche für Serviceleistungen vor allem in kleineren Filialen deutlich rückläufig ist und nur noch bei drei bis fünf Kunden pro Tag liegt. Im steigt die Nutzung der medialen Kanäle weiter stark an. Die Kunden wollen heute die Freiheit haben, sich den Weg und den Zeitpunkt zur Sparkasse Kraichgau als unkompliziertem Alltagsbegleiter selbst auszusuchen – diese Freiheit geben wir ihnen. Wir sind überzeugt, dass unsere Kunden sehr schnell die Vorteile der neuen Dienstleistungen erkennen.
Mit künftig 38 Filialen haben wir weiterhin ein sehr dichtes Filialnetz, und 75 Geldautomaten werden die Bargeldversorgung in der Fläche sichern. cob/ps

Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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