Sterbebegleitung in Zeiten von Corona
Worte statt Berührungen

Trotz Corona im Einsatz: Rosita Stricker berichtet über ihre Eindrücke bei der Begleitung sterbender Menschen | Foto: Herbert Stricker

Rosita Stricker ist seit 15 Jahren ehrenamtlich als Sterbebegleiterin tätig. Sie war auch während der Coronapandemie schon mehrfach für die Ambulante Hospizgruppe Bruchsal und Umgebung im Einsatz und berichtet in einem Gespräch über ihre Eindrücke.

Rosita, wie bist Du zu der Entscheidung gekommen, trotz der Coronapandemie sterbende Menschen persönlich zu begleiten?

Rosita Stricker: Meine erste Reaktion in dieser Frage war ganz klar. Am Sterben hatte sich doch nichts geändert. Sterben nimmt keine Rücksicht auf äußere Umstände. Warum sollte sich also für mich etwas ändern? Nachdem dann jedoch immer mehr Informationen über dieses Virus bekannt wurden bin ich schon noch einmal nachdenklich geworden. Aber durch die Schutzausrüstung und die räumliche Distanz, die ich immer strikt gewahrt habe, fühlte ich mich sicher.

Dann war es soweit: Es kam die erste konkrete Anfrage für eine Begleitung…

Rosita Stricker: Da gab es kein Überlegen. Das war ein spontanes JA! Rosita lacht. Aber es war ein merkwürdiges Gefühl so viel „Material“ zwischen mir und dem Sterbenden zu haben. So hat es sich wirklich angefühlt. Da war so viel „Material“. Und auch der Abstand zu den Angehörigen.

Schränkten die gebotenen Schutzmaßnahmen die Kontaktaufnahme zum Sterbenden und seinen Angehörigen also ein? Wie war das für Dich?

Rosita Stricker: Nähe bringt ja auch ein Gefühl rüber. Oftmals sagt eine Berührung so viel – ganz ohne Worte. Aber in der derzeitigen Situation bleiben mir halt nur diese Worte. Da hat mir die Nähe schon gefehlt. Wobei ich sagen muss, dass von der räumlichen Distanz her gefühlt immer ich die Bremse war. Bei den Angehörigen hatte ich in keiner der Begleitungen, die ich jetzt in dieser Zeit gemacht habe, das Gefühl, dass wegen Corona irgendwelche Ängste da gewesen wären. Ich glaube, die Angehörigen eines sterbenden Menschen sind in einer solchen Sondersituation, da war Corona einfach zweitrangig.

Und der Mund-Nasen-Schutz?

Rosita Stricker: Der Blickkontakt hat eindeutig an Intensität gewonnen. Wenn ein Teil des Gesichts verdeckt ist werden die Sinne ja ganz anders angesprochen. So viele Befindlichkeiten erkennt man auch am Mund. Da habe ich mich schon gefragt: Wie werde ich von den Menschen, auf die ich in meinem Einsatz treffe, wohl wahrgenommen?

… und dann war der erste Besuch bei Deiner Begleitung vorbei. Was ging in Dir vor, als Du zur Tür raus bist?

Rosita Stricker: Runter mit dem Zeug! Rosita deutet auf die Schutzkleidung und lacht.

Hatten die Begleitungen in Zeiten von Covid 19 generell eine besondere Wirkung auf Dich?

Rosita Stricker: Ich hatte das Gefühl, dass mir große Dankbarkeit entgegen gebracht wurde.
Und durch die Wahrung der Distanz ist mir noch bewusster geworden, wie sehr die Nähe wirklich gesucht wird. Aber im Moment haben wir keine andere Wahl, wir müssen uns an die Gegebenheiten anpassen und die Schutz- und Hygienemaßnahmen einhalten.

Was denkst Du ist die wichtigste Frage, die sich Hospizbegleiter im Moment vor dem Einsatz stellen und ehrlich beantworten müssen?

Rosita Stricker: Will ich und kann ich.
Wenn auch nur der geringste Zweifel, die geringste Angst da ist, dann sollte man auf gar keinen Fall in den Einsatz gehen.

Text: Claudia Leitloff

Autor:

Ambulante Hospizgruppe Bruchsal und Umgebung aus Bruchsal

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