Sommerproduktion des TadW Bad Dürkheim - Premiere am 15. Juni
„Auf der Kippe“

„Auf der Kippe“: Zwischen Müllbergen, Wohlstandsgesellschaft und Doppelmoral.  | Foto: TADW
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  • „Auf der Kippe“: Zwischen Müllbergen, Wohlstandsgesellschaft und Doppelmoral.
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Bad Dürkheim.Das Theater an der Weinstraße spielt im Rahmen des Limburg Sommers in Bad Dürkheim das Stück „Auf der Kippe“ , eine Farce mit Musik von Walter Menzlaw und dem Chawwerusch Ensemble. Premiere ist am Samstag, 15. Juni.

Ein etwas anderes Heimatstück oder ein Stück Heimat

Das Stück spielt zum größten Teil auf einer Müllkippe. Die verschiedenen anderen Schauplätze werden angedeutet. Die Originalzeit des Stückes ist aus den 70er/80er Jahren der guten, alten sogenannten Bonner Republik.
Die Uraufführung des für Freilichtaufführungen konzipierten Stückes war 1989 mitten auf einer Müllkippe.
Bei dem Begriff Heimat taucht man gern in eine verkitschte Welt ein. Hört Schlager und Volksmusik. Man schaut sich alte Heimatfilme an. Liest Heftchenromane. Studiert altes Brauchtum. Denkt an Naturverbundenheit, Familienidylle, Tierliebe, Hochzeitsglocken und so weiter.
Wenn aber Heimat zum Kampfbegriff der Rechten wird, ist es notwendig, Heimat auch von einer anderen Seite zu sehen. Nur schön und harmlos, das ist nicht die ganze Wahrheit von Heimat. Was sind denn derzeit in der Heimat die aktuellen Stammtischthemen? Welche „Negativ“-Klischees, welche halbwahren Weisheiten werden dort nach wie vor, Tag für Tag verbreitet? Zumindest so lange sich diese bei den Nachbarn oder im Nachbardorf abspielten und sie nicht selbst betroffen sind.
Petra Piuk führte in der Süddeutschen Zeitung Interviews und Gespräche in mehreren österreichischen Gemeinden: „Beim Thema Sodomie begannen viele zu schmunzeln. Ja, ja, so etwas gebe es noch, erst neulich und so weiter. Über Flüchtlinge wurde geschimpft. Beim Thema Homosexualität wollten sich manche aufgeschlossen zeigen. Gegen Homosexuelle habe man nichts. Aber, nein, die Hand würde man ihnen nicht geben. Sexismus ist vielerorts üblich und wurde oft nicht als Problem gesehen, selbst von betroffenen Frauen nicht. So seien sie halt, die Männer.“
In dem Artikel kommt man zu dem Fazit: Heimat sei der Ort, an dem man sich rundum wohlfühle.
Wenn Heimat ein Ort ist, an dem man sich wohlfühlt, müsste ein Heimatstück eine Art Wohlfühlstück sein. Aber muss man dem ideologisch-aufgeladenen als auch dem romantisch-verklärten Heimatbegriff nicht etwas entgegenhalten. Zeigen, dass Heimat kein Heile-Welt-Ort ist. Dass Umweltzerstörung, Betrug, Sexismus, Machtmissbrauch und Gewalt alltäglich sind. Dass Betrüger, Gewalttäter häufig aus dem eigenen Umfeld stammen. Da hilft auch der höchste Zaun nichts.
In Zeiten, in denen Heimat wieder zum Kampfbegriff der Rechten wird und gleichzeitig verkitscht im Fernsehen oder als Hirschmotiv auf Kaffeetassen auftaucht, in diesen Zeiten steht der Begriff Heimat - wie so vieles - „Auf der Kippe“. In diesen Zeiten ist es auch wieder notwendig, Heimatstücke zu spielen. Und zwar solche, die den Heimatbegriff und alles andere, was derzeit auf der Kippe, steht kritisch zu hinterfragen.
Dabei geht es nicht nur um Müllberge, Wohlstandsgesellschaft und Doppelmoral, wichtige Themen am Ende der Bonner Republik und auch der Inhalt des Stückes auf der Kippe von 1989, sondern auch um Risiken und Veränderungen in zukünftigen Zeiten. Das Stück selbst handelt in einer längst vergangenen Zeit – es gibt keine Telefonzellen mehr, niemand benötigt 10 Pfennig Groschen zum Telefonieren, die D-Mark ist Geschichte und Müllplätze sehen heute anders aus als vor 30 Jahren. Für die aktuelle Inszenierung von „Auf der Kippe“ wird ein Aspekt sein, dass neben den oberflächlich betrachteten Veränderungen in der heutigen Berliner Republik – 30 Jahre nach der Wiedervereinigung – doch einige Ähnlichkeiten auffallen und vielleicht sogar an die Weimarer Republik erinnern.
Wie zum Beispiel Investigativer Journalismus. Im Stück der Ausgangspunkt für Fakten und Skandale. Auch in heutigen Zeiten sind Enthüllungen und Transparenz notwendig, um „alternative Fakten“ und populistische Unverschämtheiten in Grenzen zu halten. Wut-Bürger/Heimat oder das europäische Recycling, der Schrott-Export. Was macht unser Leben aktuell und in der Zukunft spannend, aber auch gefährlich? ist eine Frage, die das Theater an der Weinstraße mit dem Stück stellen will.
Die Macher: Emanuel Leonhardt (Inszenierung, Regie), Mario Fadani (Komposition, Musik), Thomas Giel (Ausstattung, Bühnenbild).

Der Verein TadW

Seit 1974 ist das Theater an der Weinstraße (TadW) jeden Sommer auf der Freilichtbühne der Klosterruine aktiv.
Der Theaterverein besteht aus etwa 60 Menschen zwischen 5 und 70 Jahren. Der Verein ist offen für alle, die an Theater auf, hinter und neben der Bühne interessiert sind.
Das Theater möchte mit seinen Produktionen nicht nur unterhalten. Ein Ziel seiner Arbeit ist die Vermittlung von Botschaften. Gerade in einer immer mehr durch die Medien gesteuerten Zeit, sieht man das Theater und speziell das Amateurtheater als Möglichkeit, den Menschen Werte in einer Art von Unterhaltung zu vermitteln, die sie in dieser Form nicht mehr kennen. Das Theater ist in gewisser Weise eine Epoche in sich mit jährlichen Episoden, die sich fest in der Kulturszene der Region verankert haben.
Die Bühne versteht sich als Nonprofit-Bühne. Wenn Gewinne erwirtschaftet werden, dienen diese als Rücklage oder Ausgangspunkt für die nächsten Ausgaben. ps
Termine:
Nach der Premiere am 15. Juni, am 21., 22., 28., 29. Juni sowie 5. und 6. Juli, jeweils um 20.30 Uhr. Es wird ein Pendelverkehr auf die Limburg angeboten. Nähere Info: www.tadw.de

Autor:

Franz-Walter Mappes aus Bad Dürkheim

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