Architekturen der Armut und Fürsorge
Junge Mittelalterforschung

- Simultandarstellung „Caritas und die sieben Werke der Barmherzigkeit“ mit karitativen Häusern und Gebäuden auf einem Kupferstich des Niederländers Philipp Galle nach einer Zeichnung von Pieter Bruegel dem Älteren aus dem Jahr 1559.
- Foto: Museum unterm Trifels
- hochgeladen von Jürgen Bender
Annweiler. Am Mittwoch, 21. Mai, findet um 18.30 Uhr im Ratssaal der Verbandsgemeinde Annweiler am Trifels, Meßplatz 1, 76855 Annweiler am Trifels (in Bahnhofsnähe) der nächste Vortrag der Reihe „Junge Mittelalterforschung“ des Museums unterm Trifels statt.
Dr. sc. ETH Britta Hentschel (Universität Liechtenstein) widmet sich in der Forschung intensiv dem Bauerbe. Derzeit arbeitet sie an ihrem Habilitationsprojekt zur „Architekturgeschichte der Armut“. In einer longue durée Studie stellt sie die Frage nach der architektonisch-gesellschaftlichen Stellung von Armut und Bedürftigkeit in ihrer stadträumlichen Verortung von der Antike bis in die Gegenwart immer wieder neu. Ziel ist es, die europäische Fürsorgearchitektur vor einem globalen baukulturellen Horizont zu analysieren und insbesondere Umbruchsmomente sichtbar zu machen.
Das Mittelalter setzt europaweit neue Maßstäbe in der Versorgung von Bedürftigen. Zu diesen zählen Arme, Alte, Kranke und physisch wie psychisch beeinträchtige Personen sowie Waisen und Findelkinder. Ausgehend vom christlichen Fürsorgeideal der Barmherzigkeit fächert sich ein großes Spektrum an Häusern und Hallen zu ihrer Versorgung auf. Diese Architekturen der Fürsorge haben aber nicht nur dienenden Charakter, sondern spiegeln zugleich die Ideale und Ansprüche ihrer Stifter wider. Oftmals wirken die Bauten der Armut und Fürsorge auch dezidiert stadtgestaltend. Entsprechend reich variiert die baukünstlerische Ausgestaltung der Fürsorgebauten und diskutiert die virulente Frage gesellschaftlicher Verantwortung für die Niedrigsten. Doch gesellt sich neben den Anspruch allgemeiner Caritas auch vermehrt die Division der Notleidenden in würdige und unwürdige Arme und verteilt Zuständigkeiten neu. Der Wunsch nach Kontrolle der stets auch als potenziell gefährlich wahrgenommenen Armen nimmt zu und wird vor allem ab dem späten Mittelalter auch in Architektur übersetzt.
Die Referentin präsentiert ihre Forschungsergebnisse zu den mittelalterlichen Aspekten und Entwicklungen in Ihrem Vortrag „Hallen und Häuser. Architekturen der Armut und Fürsorge im Mittelalter“.
Die im Verbund mit dem Kunsthistorischen Museum Wien, dem Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde der Universität Heidelberg, dem Institut für Personengeschichte in Bensheim, der Bezirksgruppe Landau des Historischen Vereins der Pfalz, der VHS Annweiler und dem Verein Trifelsfreunde e.V. als Kooperationspartnern veranstaltete Reihe ist ein Forum zur Präsentation aktueller archäologischer, historischer und restauratorisch-konservatorischer Forschungen bzw. Forschungsergebnisse. Die Reihe wird nahtlos fortgesetzt. Das Programm wird in Kürze mitgeteilt. Nächster Termin ist der 18. Juni 2025 mit Dr. Michael Kirchschlager (Deutsche Burgenvereinigung, Marksburg Braubach), Bliden und Steinbüchsen als Burgenbrecher. Neue Untersuchungen zu den Großfernwaffen des Mittelalters und deren Steinmunition.
Der Eintritt ist frei, der Zugang barrierefrei.
Autor:Jürgen Bender aus Annweiler |
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