Nach Sprengung: Standort für Geldautomat und Vereinsheim auf der Kippe

Ein Bild der Verwüstung hinterließen die Geldautomatensprenger am Dienstagmorgen in der Kaiserstraße in Hauptstuhl | Foto: Sparkasse Kaiserslautern
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  • Ein Bild der Verwüstung hinterließen die Geldautomatensprenger am Dienstagmorgen in der Kaiserstraße in Hauptstuhl
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Von Cynthia Schröer
Hauptstuhl. In der Nacht auf Dienstag, 16. April, haben Unbekannte den Geldautomaten der Sparkasse Kaiserslautern in Hauptstuhl gesprengt. An Geld sind die Täter nicht gekommen, aber ein großer Schaden am Gebäude bleibt. Einem Gebäude, in dem sich der Musikverein Hauptstuhl erst vor ein paar Jahren einen großen Traum erfüllt hatte: ein eigenes Vereinsheim mit Räumen für Verwaltung und Proben. Der Verein hatte das Gebäude an die Sparkasse als Standort für den Geldautomaten vermietet. Ob er das Gebäude je wieder nutzen kann, steht noch in den Sternen. Auch, wo die Sparkassen-Kunden aus Hauptstuhl künftig Geld abheben können, ist noch nicht geklärt. Denn: Sollte der Musikverein sein Gebäude wieder nutzen können, wird dort sehr wahrscheinlich kein Geldautomat mehr installiert.
 

Meterweit flogen die Automatenteile und Gebäudestücke | Foto: Markus Weiler
  • Meterweit flogen die Automatenteile und Gebäudestücke
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Krachbumm! Durch einen lauten Knall werden die Anwohner am Dienstagmorgen gegen 2.30 Uhr aus dem Schlaf gerissen. Noch 100 Meter entfernt vibrieren die Fensterscheiben in den Häusern. Grund dafür ist ein Sprengsatz, den Unbekannte an dem Geldautomaten in der Kaiserstraße zünden. Scherben der Glasscheibe des Vorraums fliegen meterweit und krachen auf den Platz vor dem Gebäude. Teile der Tür fliegen bis auf die andere Straßenseite.
 

Eine Sanierungskosten des Gebäudes liegen in einem hohen fünfstelligen Bereich - sofern das Gebäude überhaupt noch einmal genutzt werden kann | Foto: Markus Weiler
  • Eine Sanierungskosten des Gebäudes liegen in einem hohen fünfstelligen Bereich - sofern das Gebäude überhaupt noch einmal genutzt werden kann
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Die Täter haben keinen Erfolg, denn nur der erste von zwei Sprengsätzen geht los. Sie flüchten ohne Geld. Mit einem schwarzen Skoda Octavia, wie Augenzeugen der Polizei berichten. Eigentlich sollte ein zweiter Sprengsatz zünden. Den entschärft kurze Zeit der Kampfmittelräumdienst, indem er ihn kontrolliert zur Explosion bringt. Währenddessen müssen die Anwohner in der Nachbarschaft drei Wohnhäuser verlassen. Die Kaiserstraße wird für den Verkehr gesperrt.
Der Schock sitzt tief. Zurück bleibt ein Bild der Verwüstung. Überall liegen Glasscherben und Bruchteile des Gebäudes verstreut. Der Automat steht völlig zerfetzt da. Sein Innenleben, Kabel und andere technische Teile, hängt lose an den Seiten herab.  "Der Automat ist ein Totalschaden, eine Reparatur ist nicht möglich. Hier müsste ein Ersatzgerät installiert werden. Die Kosten für einen Geldautomaten liegen bei etwa 20.000 Euro, für ein Ein- und Auszahlgerät bei etwa 35.000 Euro", informiert Sparkassensprecher Michael Pfleger. An den Inhalt der Geldkassette im Automaten sind die Täter nicht gelangt, vermutlich, weil der zweite Sprengsatz nicht explodiert ist. Doch selbst wenn das der Fall gewesen wäre, hätten die Scheine den Tätern nichts genützt. Alle 89 Automaten der Sparkasse Kaiserslautern sind laut Pfleger mit Geldeinfärbe-Systemen ausgerüstet. Dafür habe das Unternehmen einen höheren, sechsstelligen Betrag investiert.
 

Ob die Mitglieder des Musikvereins Hauptstuhl je wieder in ihrem Vereinsheim proben können, steht in den Sternen | Foto: Markus Weiler
  • Ob die Mitglieder des Musikvereins Hauptstuhl je wieder in ihrem Vereinsheim proben können, steht in den Sternen
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Die Schäden im Gebäudeinneren sind ebenfalls erheblich. Ein großer Schicksalsschlag für den Musikverein Hauptstuhl. Hatte dieser doch Ende 2018 das ehemalige Kreissparkassengebäude gekauft und sich damit einen langersehnten Traum erfüllt: ein eigenes Vereinsheim. Mit viel Fleiß und unzähligen Arbeitsstunden haben die Mitglieder das Gebäude mühevoll saniert und für ihren Probenbetrieb umgebaut. Jetzt stehen sie im wahrsten Sinne des Wortes vor einem Scherbenhaufen.  "Die Aluminiumtüren sind quer durch Luft geflogen. Überall liegen die Profile quer auf dem Boden verstreut. Der Boden ist komplett zerstört. In den Wänden - zehn Meter von der Explosion entfernt - stecken Glassplitter. Die Fassade und die Zwischendecke aus Vollbeton haben Risse. Alles ist zerborsten." So schildert Vorstand Markus Weiler das Bild, das sich ihm kurz nach der schrecklichen Tat geboten hat. 
 

Die Wucht der Explosion hat auch im Gebäudeinneren erhebliche Schäden angerichtet | Foto: Markus Weiler
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Das Gebäude ist derzeit unbegehbar. Ein Statiker prüft, ob der Musikverein es jemals wieder nutzen kann. Laut einem Gutachter lägen die Sanierungskosten dann in einem hohen fünfstelligen Bereich, informiert Weiler. Zumindest dafür müsste der Verein nicht aufkommen, das übernehme die Versicherung.

Musiker haben Angst

Sollte der Musikverein wieder in das Gebäude einziehen, wird es dort sehr wahrscheinlich keinen Geldautomaten mehr geben. "Die Bilder dieser skrupellosen Zerstörung sitzen tief", schildert Weiler die Gefühle der Mitglieder. Sie haben Angst. Sind stark verunsichert. Ein normaler Probenbetrieb sei mit einem Geldautomaten im Gebäude nicht mehr möglich. Auch die Jugendarbeit würde leiden. Eltern Auszubildender hätten bereits angekündigt, dass sie ihre Kinder dort nicht mehr proben lassen, sollte wieder ein Geldautomat installiert werden.
Derzeit finden Gespräche zwischen dem Musikverein, der Sparkasse und der Versicherung statt. Es müsse schließlich auch noch geklärt werden, ob es dann Auflagen für diesen Standort geben wird, sagt Sparkassensprecher Pfleger. Grundsätzlich bestehe von Seiten der Sparkasse Bereitschaft, dort wieder einen Automaten zu installieren. Sollte dieser Standort wegfallen, würde die Sparkasse im nächsten Schritt mit Ortsbürgermeister Gerald Bosch über eine Alternative dazu sprechen. Bis das alles geklärt ist, sind die nächsten Automaten für Sparkassen-Kunden in unmittelbarer Nähe in Bruchmühlbach, Landstuhl und Hütschenhausen.

Musikverein probt in Multifunktionshalle

Der Betrieb des Musikvereins Hauptstuhl läuft auch ohne Vereinsheim weiter. "Der Bürgermeister stellt uns für die Proben Räume in der Multifunktionshalle in Hauptstuhl zur Verfügung", sagt Weiler. Erleichterung und Dankbarkeit sind in seiner Stimme zu hören. In besagter Halle hatten die Musiker zur Zeit der Sprengung ihre Instrumente gelagert, weil am folgenden Wochenende dort ein Auftritt anstand. Zum Glück, denn: "Die Instrumente sind sehr, sehr teuer. Und den Schaden hätte uns die Gebäudeversicherung nicht bezahlt", sagt Weiler. Doch die Musiker hatten noch viel größeres Glück im Unglück: "Wegen des bevorstehenden Auftritts haben wir an diesem Montagabend nicht wie üblich im Vereinsheim geprobt, sondern in der Multifunktionshalle. Normalerweise wären wir vielleicht in dieser Nacht nach den Proben noch im Vereinsheim gewesen. Vielleicht auch noch, als alles explodierte."

Autor:

Cynthia Schröer aus Wochenblatt Landstuhl

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