Fußballlegende Helmut Scheurer im Porträt
Ein Leben für den Fußball

Helmut Scheurer.   | Foto: Scheurer

Von Thomas Dill-Korter

Haßloch. „Ein Leben für den Fußball“ - wenn diese Formulierung auf einen Haßlocher hervorragend passt, dann auf Helmut Scheurer. Seit 1954, als er bei der TSG Haßloch seine Karriere als Spieler begann, gehören Fußballschuhe zu seinen regelmäßig benötigten Utensilien. „Ich trainiere immer noch jede Woche mit der Ü 60 des VfB. Der Zweitälteste unserer Mannschaft ist Winfried Volkmer, und der ist schon zehn Jahre jünger als ich“, informierte er stolz. Außerdem trainiere er regelmäßig mit der Behördenmannschaft der Gemeindeverwaltung Haßloch Halle. „Aufgrund der Coronapandemie war das leider zuletzt kaum möglich“, bedauerte er.
Sein letztes Spiel in der Ersten Mannschaft des VfB Haßloch fand am 30. April 2006, als Scheurer schon 61 Jahre alt war, statt. „Der VfB spielte damals in der Landesliga Ost. Am Abend vor dem Spiel sagte mir Trainer Manfred Conrad, ich solle zum Auswärtsspiel beim SV Leiselheim meine Sporttasche mitnehmen, da er beabsichtigte, mich einzusetzen. Ich konnte das nicht glauben, nahm aber die Tasche mit“, erinnerte er sich. Letztendlich saß er in Leiselheim tatsächlich als einer von nur zwei Ersatzspielern des VfB auf der Bank. „In der zweiten Hälfte wechselte mich Conrad dann für Udo Isselhard ein. Dieser konnte als langjähriger Ober- und Verbandsligaspieler nicht verstehen, dass er für mich das Feld räumen sollte“, ergänzte er. Der Stadionsprecher habe Scheurer dann mit dem Satz „Wir begrüßen nun den ältesten Landesligaspieler“ angekündigt. „Als wir nach meiner Einwechslung kurz vor der Strafraumgrenze einen Freistoß zugesprochen bekamen, hat mir unser eigentlicher Schütze Thomas Bitterwolf gesagt, ich solle schießen. Das habe ich dann auch gemacht und einen Leiselheimer Spieler, der in der Mauer stand, mit meinem Schuss so hart am Kopf getroffen, dass er umfiel“, beschrieb er die denkwürdigste Szene seines Einsatzes.
Auch aus Scheurers Anfangsjahren als Fußballer gibt es manche Anekdote. „Nach meinen Anfängen bei der TSG Haßloch wechselte ich zum FV 1921. Mein damaliger Chef Otto Rieger aus der Rennbahnstraße, der mein Lehrmeister war, fragte mich dann, was ich bei den Kommunisten wollte“, erzählte er lachend. Er wechselte dann erstmals zum VfB, dann nochmals zurück zu den 21ern und 1974 endgültig zum VfB, dem er bis dahin treu blieb. „Ich war einer der ersten evangelischen Spieler beim VfB“, verkündete er stolz. Der VfB Haßloch wurde 1951 nur deshalb gegründet, weil nach dem Zweiten Weltkrieg die Wiederbelebung des von den Nationalsozialisten verbotenen katholischen DJK-Verbandes, dem der Vorgängerverein des VfB angehörte und der eigene Meisterschaften ausrichtete, scheiterte.
Schnell bekam Scheurer auch Funktionärsaufgaben. „1983 wurde ich Pressesprecher, was ich als einzige Aufgabe auch heute noch ausübe, danach für mehrere Jahre Stadionsprecher. Irgendwann um MItternacht wurde dann an der Theke des Vereinsheims entschieden, dass ich Spielleiter werden sollte“, berichtete er. 2005 begann dann seine ehrenamtliche Tätigkeit beim Südwestdeutschen Fußball-Verband. „Alex Gonschor, der damalige Vorsitzende des Fußballkreises Neustadt, rief mich fünfmal sonntagabends um 22 Uhr an, um mir den Posten des Staffelleiters der C-Klasse schmackhaft zu machen. Als ich mich bei ihm beklagte, dass er meine Nachtruhe störe, meinte er, dass er mich noch im Vereinsheim des VfB vermutet hätte. Ich war aber auch schon damals keiner, der nach den Spielen noch lange im Clubhaus sitzt“, blickte er zurück. Als Karlheinz Theobald die Nachfolge Gonschors als Kreisvorsitzender antrat, wurde Scheurer dessen Stellvertreter, nach der Zusammenlegung der Kreise Neustadt und Speyer zum neuen Kreis Rhein-Mittelhaardt Vertreter des neuen Kreisvorsitzenden Klaus Karl. Außer der C-Klasse wurde er zwischenzeitlich auch Staffellleiter der B-Klasse und kommissarisch Ehrenamtsbeauftragter. „Ich wurde sowohl bei Kreistagen als auch beim VfB Haßloch immer einstimmig gewählt“, informierte er. Wichtig sei ihm immer gewesen, dass er zu allen Vereinen von Anfang an ein gutes Verhältnis gehabt habe. „In Haßloch fühle ich mich auch beim 1. FC 08 und dem FV 1921 wohl, nicht nur beim VfB“, stellte er klar.
Seit Beginn dieser Saison ist sein Leben inzwischen ruhiger geworden, da er seine Posten als stellvertretender Kreisvorsitzender und Staffelleiter räumte. „Ich glaube, dass ich inzwischen alt genug bin, um das Recht zu haben, mich zurückzuziehen“, meinte Scheurer. Donnerstags ruhe seine Tätigkeit für den Fußball übrigens schon seit langem. „Dann bin ich mit einer Wandergruppe unterwegs“, gab er zur Kenntnis. „Wir bewältigen normalerweise Strecken zwischen zwölf und 15 Kilometern, wenn alle Teilnehmer gut zu Fuß sind, auch einmal 20 Kilometer“, ließ er wissen.

Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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