Interview der Woche
Im Gespräch mit Claudia Theobald

Claudia Theobald | Foto: Theobald

Von Jutta Meyer

Haßloch.Das neue Kindergartengesetz soll insbesondere für Kinder und deren Eltern Vorteile bei der wichtigen Aufgabe der Erziehung und Entwicklung bringen. Das Gesetz ist gut gemeint, doch geht es zu Lasten der Erzieher*innen und letztlich der Kinder. Es fehlen die räumlichen und personellen Voraussetzungen, um die Anforderungen zu erfüllen. Deshalb haben pädagogische Fachkräfte aus verschiedenen Kitas im August 2020 den Verband Kita-Fachkräfte Rheinland-Pfalz gegründet. Jutta Meyer sprach mit der Vorsitzenden Claudia Theobald, die seit über dreißig Jahren als Erzieherische Fachkraft in der katholischen Kindertagesstätte St. Elisabeth in Haßloch arbeitet.

??? Frau Theobald, wo und wann wurde der Verband gegründet und warum?
Claudia Theobald: Der Unmut unter den Erzieher*innen über die zunehmend schlechter werdenden Rahmenbedingungen in unseren Kitas wächst seit Jahren. Im Vorfeld des neuen Kita-Gesetzes haben sich viele Fachkräfte zu Wort gemeldet. Die fachlichen Einwände der Praxis wurden aber leider weitgehend ignoriert. Im August 2019 wurde das neue Kita-Gesetz trotz aller Proteste im Landtag verabschiedet. Ein paar engagierte Erzieher*innen aus Rheinland-Pfalz entwickelten die Idee, einen Verband zu gründen, der als „Stimme aus der Praxis“ die Probleme in unseren Einrichtungen sichtbar macht und sich für kindgerechte Rahmenbedingungen engagiert.

??? Wie viele Gründungsmitglieder waren es?
Claudia Theobald: Es gab 22 Gründungsmitglieder, der Verband wuchs aber rasch. Aktuell haben wir über 460 Mitglieder. Alle, die im Arbeitsfeld Kita tätig sind, können Mitglied werden. Da die Arbeit rein ehrenamtlich stattfindet, beträgt der Mitgliedsbeitrag nur 12 Euro im Jahr. Wir sind keine Gewerkschaft, sondern sehen uns hier als Ergänzung. Wir tragen zur Vernetzung der Erzieher*innen untereinander bei, sprechen mit den Verantwortlichen im Kita-System und machen die Probleme in den Einrichtungen öffentlich. Auch die Vernetzung mit den überörtlichen Elternausschüssen liegt uns am Herzen.

??? Wo und wann treffen sich die Vorstandsmitglieder?
Claudia Theobald: Unser Vorstand lebt und arbeitet in ganz unterschiedlichen Ecken von Rheinland-Pfalz. Die Arbeit findet hauptsächlich online statt. Ohne diese technischen Möglichkeiten wäre unsere Arbeit nicht vorstellbar. Als Vorstand stehen wir digital täglich in Kontakt. Sitzungen, Gespräche und die Pressearbeit finden meistens über digitale Konferenzen, Mails oder Telefonate statt. Wir hoffen aber, im Sommer unsere Mitgliederversammlung in Präsenz veranstalten zu können, wenn das die Corona-Lage zulässt.

??? Was sind die Ziele?
Claudia Theobald: Der Kita-Fachkräfteverband setzt sich für kindgerechte Rahmenbedingungen nach wissenschaftlichen Mindestanforderungen an eine gute Kita-Qualität ein. Über diese Mindeststandards sind sich Fachwelt und Fachpraxis seit vielen Jahren einig. Politik und Gesellschaft sind bisher leider noch nicht bereit, unseren Kindern einen kindgerechten Kita-Alltag zu finanzieren. Wir arbeiten daran, dass sich das ändert.

??? Haben Sie bereits Kontakt zu Politikern/innen? Erhalten Sie von zuständigen Stellen Unterstützung?
Claudia Theobald: Das hatten wir uns ehrlich gesagt, viel schwieriger vorgestellt. Von Beginn an waren wir mit Politiker*innen im Gespräch. Mittlerweile arbeiten wir im Fachausschuss 2 des Landesjugendhilfeausschusses mit. Mit dem Bildungsministerium sind wir in regelmäßigen Austausch und haben dort auch eine Ansprechpartnerin. Zu Beginn fiel es uns nicht leicht, Interviews für Presse, Funk und Fernsehen zu geben. Keine von uns hatte sich vor Verbandsgründung öffentlich geäußert. Uns ist aber klar, dass mediales Interesse sehr wichtig ist, damit die Öffentlichkeit beginnt, die Probleme wahrzunehmen und zu diskutieren. Es geht um viel mehr als die Arbeitszufriedenheit einer Berufsgruppe. Unsere Kita-Kinder müssen ihren oft langen Alltag unter nicht kindgerechten Bedingungen verbringen. Das ist im Sinne der Kinder, der Familien und letztendlich der Zukunft unserer Gesellschaft nicht hinnehmbar.

Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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