Not macht erfinderisch - Aus einer „Schnapsidee“ heraus zum „fetten Paket“ Gottesdienst digital
#KüchenKirche

Carsten Leinhäuser ist täglich auf Ideenfang für seine „KüchenKirche“  | Foto: Leinhäuser
  • Carsten Leinhäuser ist täglich auf Ideenfang für seine „KüchenKirche“
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Von Claudia Bardon/Winnweiler.Die Coronapandemie macht erfinderisch, so auch in der Pfarrei Heilig Kreuz in Winnweiler. Hier hat Pfarrer Carsten Leinhäuser aus der Not heraus, oder aus einer „Schnapsidee“ wie er es nennt, den Onlinegottesdienst „KüchenKirche“ ins Leben gerufen. Bis zu 1000 Menschen folgen dem neuen Gottesdienstformat wöchentlich. An Ideenreichtum mangelt es dem gebürtigen Saarländer nicht. Das Wochenblatt sprach mit dem engagierten Pfarrer aus Winnweiler.

???: Vor knapp zweieinhalb Jahren hat es Sie nach Winnweiler in die Pfarrei Heilig Kreuz gezogen. Warum haben Sie sich für unsere Region entschieden und was lieben Sie an ihr?
Carsten Leinhäuser: „Der Donnersberg ist mir schon seit meiner Kindheit bekannt: Das Kolpinghaus in Falkenstein war und ist ein Stück Heimat für mich. Die Region ist wunderschön und die Diasporasituation - also, dass wir Katholiken eher in der Minderheit sind - ist eine spannende Herausforderung. So war es keine „große Sache“ für mich, die Entscheidung zu treffen, wo ich hingehen mag. Mittlerweile bin ich, trotz Corona, ganz gut angekommen und freue mich darauf, die Menschen und das Gemeinschaftsleben in den Ortschaften noch besser kennenzulernen, wenn die Situation es endlich zulässt.“

???: Sie bringen frischen Wind in die Pfarrei und sprudeln regelrecht vor Ideenreichtum. Gerade in der Coronapandemie musste viel umgedacht und auch viele neue Ideen entwickelt werden – so auch bei Ihnen. Sie haben die „KüchenKirche“ ins Leben gerufen. Was ist die KüchenKirche? Wie kam die Idee zustande Gottesdienste in der Küche abzuhalten?
Carsten Leinhäuser: „Die KüchenKirche ist eine „Schnapsidee“, die aus der Not geboren wurde. Ende Dezember 2020 war klar, dass wir aus unserer Verantwortung heraus aktiv werden und die Gottesdienste in unseren Kirchen mal wieder für einige Zeit aussetzen müssen. Gleichzeitig war da der Wunsch, dass es ein Gottesdienstformat gibt, das wir in dieser Zeit anbieten. Eines, in dem nicht nur der Pfarrer zu sehen ist, sondern, an dem möglichst viele Menschen beteiligt werden. Beim Kaffee in meiner Küche kam mir dann der Gedanke, dass Gott ja nicht nur „in der Kirche“ ist, sondern im Alltag. Bei den Menschen. In ihrem Leben, in ihren Herausforderungen. Und wo ist oft der Lebensmittelpunkt eines Hauses oder einer Wohnung? Na klar: In der Küche. Da ist Gott... Aus diesen Gedanken ist ein wöchentliches Videoformat entstanden: Jeder „KüchenKirche“-Gottesdienst dauert zwischen zehn und 15 Minuten. Wir hören den Bibeltext des jeweiligen sonntags und es gibt eine kurze, knackige Predigt dazu. Wir beten gemeinsam und bitten Gott um seinen Segen. Wir, das sind unsere Gemeindereferentin Gabriele Heinz und ich, die den Gottesdienst leiten. Und drüber hinaus viele junge und alte Menschen aus unserer Pfarrei, die in ihren Küchen mitmachen: Indem sie den Bibeltext vorlesen oder ein Gebet beten.“

???: Wie entsteht ein Beitrag und wie lange benötigen Sie für die Vorbereitungen eines digitalen Gottesdienstes?
Carsten Leinhäuser: „Am Anfang steht die inhaltliche Vorarbeit: Gabriele Heinz und ich teilen die Gottesdienste unter uns auf und jeder macht sich Gedanken zu den Bibeltexten und den Impulsen, die jeder von uns dazu geben mag. Eine Ehrenamtliche aus der Pfarrei, Marliese Müller, hat sich bereiterklärt, die Fürbitten für die Gottesdienste zu schreiben. Wenn die Inhalte stehen, erstelle ich eine recht umfangreiche Tabelle mit den einzelnen Elementen des Gottesdienstes und mache mich auf die Suche nach Menschen, die ein Element, den Bibeltext oder eine Fürbitte, übernehmen möchten. Dann kommen die Aufnahmen: Ich besuche die Menschen in ihren Küchen und drehe ihre Beiträge. Jeder Gottesdienst besteht aus etwa neun bis zehn verschiedenen Elementen. Ist alles „im Kasten“ kommt die Schnittarbeit. Ich füge die Gottesdienste zu einem fertigen Video zusammen, bearbeite Licht, Farben und Ton und stelle das Ergebnis online. Alles in allem ein echt „fettes Paket“. Ich schätze, dass am Ende hinter jedem 15-Minuten-Gottesdienst etwa ein Arbeitstag steht.“

???: Sie haben wöchentlich knapp über 1000 Zuschauer bei Ihren Onlinegottesdiensten. Behalten Sie die „KüchenKirche“ auch bei, wenn die Gottesdienste wieder in der Pfarrei stattfinden dürfen?
Carsten Leinhäuser: „Die Zuschauerzahlen entwickeln sich sehr gut. Wobei ich lieber „Mitfeiernde“ sage: Menschen aus unserer Pfarrei und aus ganz Deutschland schicken Mails, Briefe und Nachrichten, in denen sie sich für diese kleine spirituelle Wegbegleitung bedanken. Manchmal erzählen sie mir ihre Geschichten dazu - und ein paar Mal musste ich schon kräftig schlucken. Einfach schön zu sehen, dass die „KüchenKirche“ so viel Gutes bewirkt.
Im Moment haben wir für die Wochenenden bis Ostern sowie für die Karwoche KüchenKirche-Gottesdienste erstellt. Gleichzeitig beginnen wir seit Anfang März wieder mit Gottesdiensten in unseren Kirchen. Da wird es vermutlich nicht gelingen, auch darüber hinaus so weiterzumachen wie bisher.“

???: Wo und vor allem auch wann gibt es die KüchenKirche zu sehen?
Carsten Leinhäuser: „Die KüchenKirche geht immer ab samstags um 16.30 Uhr online. Auf der Facebookseite unsrer Pfarrei www.facebook.com/heiligkreuzwinnweiler sowie auf YouTube unter www.youtube.com/vaticarsten. In der Karwoche dann an jedem der Kartage.“

???: Wie haben Sie das Jahr in der Pandemie erlebt?
Carsten Leinhäuser: „Das letzte Jahr war echt herausfordernd. Wir mussten an so vielen Stellen überlegen und schauen, wie wir auch in Zeiten des Lockdowns „Kirche sein“ können. Da sind viele neue Ideen gewachsen und es ist Gutes entstanden. Gleichzeitig fehlt am Ende halt einfach der Kontakt. Das ungezwungene Zusammensein. Da hoffe ich sehr drauf, dass sich im Frühjahr /Sommer endlich Erleichterung abzeichnet.“ clh

Autor:

Claudia Bardon aus Wochenblatt Kirchheimbolanden

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