Familie Heiler versucht möglichst nachhaltig zu leben
„Alles geht im Alltag nicht“

100 Prozent nachhaltig leben - das schafft Evelyn Heiler mit ihrer Familie nicht. Aber sie versucht zumindest, da wo es ihr möglich ist, nachhaltig zu handeln.  | Foto: Bauer
  • 100 Prozent nachhaltig leben - das schafft Evelyn Heiler mit ihrer Familie nicht. Aber sie versucht zumindest, da wo es ihr möglich ist, nachhaltig zu handeln.
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Waghäusel. Okay, Evelyn Heiler produziert mehr als ein Glas Müll in der Woche und sie lebt auch nicht hundertprozentig vegan. Trotzdem versucht die junge Mutter aus Wiesental so nachhaltig wie möglich zu leben - weil sie wie viele andere junge Leute heute davon überzeugt ist, dass unser Planet nicht auf ewig alles verzeiht.

Evelyn Heiler ist 32 Jahre alt, verheiratet, Mutter der fast dreijährigen Jule und erwartet bald ein zweites Kind. Die gelernte Sozialarbeiterin bloggt auf oh-yeah-atelier.de und gibt in ihrem eigens dafür eingerichteten Atelier Kreativ-Workshops. Nachhaltigkeit ist für sie ein großes Thema - und das nicht erst, seitdem Tochter Jule auf der Welt ist. Sie versucht, den Alltag mit ihrer Familie so nachhaltig wie möglich zu gestalten, immer vor der Hintergrund: „100 Prozent Nachhaltigkeit, das ist für uns als Familie nicht lebbar.“

Tierische Produkte - nur in  Bio-Qualität

„Ich müsste Jule dann einfach zu oft Dinge abschlagen, nein sagen zum Eis in der Stadt oder zum Wienerle“, sagt Evelyn Heiler. Das aber möchte sie nicht. Zu 80 Prozent, schätzt sie, kocht sie vegan. Sie selbst isst immer zumindest vegetarisch, doch ihr Mann ist gerade während der Grillsaison ein Fleischesser. Und Jule will eben manchmal Wienerle. „Scharf bin ich da nicht drauf“, sagt sie, aber immer ablehnen mag sie eben auch nicht. Also gibt’s dann Bio-Grillfleisch für den Mann und Bio-Wienerle fürs Kind.

„Alle tierischen Produkte hier im Haus sind Bio“, sagt sie. Das ist ihr wichtig. „Das ist für uns finanziell als Familie machbar, eben weil wir wenig Fleisch konsumieren.“Gerne kauft Evelyn Heiler mit ihrer Tochter im Bioladen im Ort ein. Da gibt’s fast alles ohne Plastik - und Jule liebt den Laden. Auch den regelmäßigen Markt nutzt die junge Mutter, um sich mit Obst und Gemüse von regionalen Anbietern einzudecken. Und einmal in der Woche kommt die Biokiste. Doch: „Der Einkauf im Bioladen ist eine Preisfrage. Unseren kompletten Wochenbedarf kann ich dort nicht decken“, stellt sie fest.

Manchmal ist es schwierig, nachhaltig zu handeln

Überhaupt hat sie oft ein schlechtes Gewissen, das Gefühl, nicht „alles richtig“ machen zu können. „Ich denke, wir leben so zwischen 50 und 70 Prozent nachhaltig, aber über die 70 Prozent komme ich nie hinaus“, sagt Evelyn Heiler. Und das liegt unter anderem daran, dass sie vieles online bestellt.
Nachhaltig produzierte Kleidung aus Wolle-Seide-Mix für sich und Jule zum Beispiel. Auch mal mit dem Auto in die Stadt fährt, anstatt öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Und manchmal die plastikfreien Netze fürs Obst daheim vergisst. Tofu ist in Plastik eingepackt - und auch beim Kauf von Elektronik findet sie es schwierig, nachhaltig zu handeln.

„Ich versuche auf jeden Fall, bewusst zu konsumieren, anders mit Produkten umzugehen, ihren Wert mehr zu schätzen“, sagt sie. Getränke gibt es nur aus Glasflaschen, Naturkosmetik nur vegan und nachhaltig und statt Feuchttüchern kommt bei Jule der gute alte Waschlappen zum Einsatz. Gerade hat sie Sandalen für Jule bestellt. Online, aber nachhaltig gefertigt. In Blau. Damit der Bruder sie auch noch tragen kann. Und anschließend werden sie vielleicht noch auf Mamakreisel ans nächste Kind weiter gereicht. Im Garten hinterm Haus baut sie in drei Hochbeeten Gemüse an. Und wenn das Baby auf der Welt ist, dann wird es genau wie Julie im ersten Jahr in Stoffwindeln gepackt - oder gleich ganz windelfrei groß gezogen. Doch am Ende steht auch die Erkenntnis: „100 Prozent nachhaltig leben - das geht nicht.“

Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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