„Wunderbare Erscheinung“:
Donnerschläge, Bodensenkungen und Wassersäulen

Anfang 1800.
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Waghäusel-Kirrlach. Kein Wunder, aber eine – wie es hieß - „wunderbare Erscheinung“ soll sich vor knapp 200 Jahren in Kirrlach zugetragen haben. Der damalige Steueraufseher Adam Huckele schwor - laut einer Niederschrift - in den Räumen des ehrwürdigen Bezirksamts Philippsburg, wozu die Gemeinde Kirrlach gehörte, dass er ein ungewöhnliches Ereignis beobachtet habe. Den Vorgang kennen aus Erzählungen wohl nur Wenige in Kirrlach. Veröffentlicht wurde das gespenstische Geschehen von Bernhard Baader 1851.
Bei Vornahme eines hochoffiziellen Handgelübdes dürfte es sich nicht um ein wiedergegebenes Hirngespinst, um Halluzinationen eines Regierungsbeamten gehandelt haben. So bleibt die Frage, ob sich beispielsweise eine plötzlich hochschießende Thermalquelle bemerkbar machte, wie der Ortskenner Artur Schmitteckert 1934 in seiner Schrift „Aus dem alten Kirrlach“ andeutet, oder um eine Variante eines Erdbebens im Rheingaben, was auch vermutet wurde.
Ob so oder so: Jedenfalls erschien am 2. April 1838 der Steueraufseher auf dem Amt und machte eine wörtlich festgehaltene Aussage, die hier in der heutigen Schreibweise und Diktion wiedergegeben wird:
„Der Himmel war heiter und die Sonne schien hell. Als ich an die Wiesen kam, welche diesseits, am linken Ufer des Kriegbachs, liegen, hörte ich plötzlich, etwa vierzig bis fünfzig Schritte von mir, einen unterirdischen Donner, welcher kaum eine Minute dauerte. Währenddessen stieg der Boden des Wiesengeländes fußhoch empor und wälzte sich wellenartig durcheinander. Hierauf geschah ein starker Donnerschlag aus der Erde, die dabei sich waagrecht über zwei Fuß erhob.
Ich bemerkte weder Dampf noch spürte ich Schwefelgeruch. Nach einigen Sekunden erfolgte aus den Wiesen ein zweiter heftigerer Donnerschlag, wobei der Boden sich senkte und plötzlich das Gelände voll Wasser stand, das brausend Wellen schlug, in denen ich tausend und abermals tausend Gestalten erblickte, ohne dass ich, wegen ihrer schnellen Bewegung, sie zu erkennen vermochte. Als dies eine Minute gewährt hatte, kam der dritte, gewaltigste Donnerschlag und zugleich stieg aus den Wiesen eine dicke Wassersäule mit starkem Geräusch, einige hundert Fuß hoch empor, und fiel dann in Staub aufgelöst zur Erde.
Aus dieser erhob sich nun die Gestalt eines kleinen Kindes, aufrecht stehend und beide Arme gegen den Himmel streckend, und stieg mit Blitzesschnelle senkrecht in die Höhe…“
In seiner weiteren Schilderung hielt er fest: „Nachdem alles ruhig geworden war, wagte ich es, den Platz, wo diese Erscheinungen ausgegangen, zu untersuchen. Zu meinem Erstaunen fand ich alles so, wie wenn gar nichts vorgefallen wäre. Der Boden war fest, ohne Wasser, und von einer Öffnung darin keine Spur zu sehen… Den dreimaligen Donnerschlag, das Brausen der aufsteigenden Wassersäule und das zischende Geschrei der großen Vogelmasse wollen Leute in einer halbstündigen Entfernung vernommen haben.“
(Fotos: Repro Roland Liebl)

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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