Starkregen in Viernheim: Feuerwehren und THW an über 70 Einsatzstellen gefordert

- Feuerwehrkräfte beim Zusammenrollen der Schläuche nach stundenlangem Unwettereinsatz. Insgesamt waren rund 90 Helferinnen und Helfer bis in die Nachtstunden im Einsatz.
- Foto: Stadt Viernheim
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Viernheim. Das Starkregenereignis am vergangenen Mittwochabend (28. Mai 2025) hat Viernheim extrem gefordert: Innerhalb kürzester Zeit fiel so viel Regen, dass die städtische Kanalisation an ihre Grenzen kam. Die Folge waren überflutete Straßen, vollgelaufene Keller und 74 wetterbedingte Einsatzstellen, die von den Hilfskräften bis in die Nacht hinein abgearbeitet wurden. Die Stadtspitze spricht allen Beteiligten ihren tiefen Dank aus.
„Unser Dank gilt all jenen, die während und nach dem Unwetter mit großem Einsatz, Umsicht und Zusammenhalt geholfen haben“, heißt es aus dem Rathaus. „Ob haupt- oder ehrenamtlich, organisiert oder spontan – jeder Beitrag war wertvoll und hat gezeigt, wie stark unsere Gemeinschaft in schwierigen Momenten ist. Besonders danken wir auch den Einsatzkräften aus Lampertheim, die uns tatkräftig unterstützt haben.“
Bis zu 65 Liter Regen pro Quadratmeter in kurzer Zeit
Die Regenmengen, die über Viernheim niedergingen, waren außergewöhnlich: Innerhalb von nur zehn Minuten fielen stellenweise über 20 Liter Regen pro Quadratmeter – ein Wert, den Fachleute der Stadtwerke als neuen Spitzenwert einstufen. Besonders heftig traf es den Bereich Saarlandstraße und Heinrich-Lanz-Ring. Hier wurden zwischen 18 und 20 Uhr rund 65 Liter pro Quadratmeter gemessen – davon 40 Liter allein zwischen 19 und 20 Uhr. Im übrigen Stadtgebiet lagen die Regenmengen etwas darunter: Am Tiefpumpwerk im Norden wurden knapp 20 Liter, im Südosten etwa 30 Liter pro Quadratmeter registriert, so die Stadtwerke Viernheim GmbH nach weiteren Auswertungen. Zur Einordnung: 20 Liter pro Quadratmeter entsprechen einer Regenhöhe von 20 Millimetern – auf einem Quadratkilometer sind das rund 20.000 Kubikmeter Wasser, die in kürzester Zeit abfließen oder versickern müssen. Bei einer versiegelten Fläche von über drei Quadratkilometern mussten in Viernheim allein in der kritischen Stunde zwischen 19 und 20 Uhr 60.000 bis 90.000 Kubikmeter Wasser abgeleitet werden – eine enorme Belastung für das Entwässerungssystem.
Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller und Rückstauungen waren die Folge. Auch die Stadtwerke bestätigen die starke Beanspruchung der Infrastruktur: Die Wassermassen mussten unter Hochdruck abgeführt werden – ein Kraftakt für Entwässerungssysteme und Einsatzkräfte zugleich. Dr. Ralph Franke, Geschäftsführer der Stadtwerke Viernheim GmbH, weiß: “Die maximale Pumpleistung des zentralen Tiefpumpwerks liegt bei etwa 900 Kubikmetern pro Minute, also 54.000 Kubikmeter pro Stunde. Das Kanalnetz selbst verfügt über eine Gesamtaufnahmekapazität von rund 65.000 Kubikmetern, inklusive aller Rückhalteanlagen, Sammler und dezentralen Becken.“ Diese Zahlen machen deutlich: Das Kanalnetz wurde bis an seine Grenzen beansprucht. „Wäre der Niederschlag gleichmäßiger gefallen, hätte das System noch mehr aufnehmen können – doch der extreme Platzregen kurz vor 19.30 Uhr traf auf bereits gut gefüllte Leitungen. Als alle Speichervolumen erschöpft waren, war die Ableitung allein von der maximalen Pumpkapazität abhängig – an vielen Stellen kam es dadurch zu kurzzeitigen Rückstaus,“ so Dr. Franke weiter. Ab etwa 20 Uhr entspannte sich die Lage, da die Wasserzufuhr durch nachlassenden Regen sank und die Abflussleistung erstmals wieder überwog.
Entlastungssammler und Ausbau tragen zur Stabilisierung bei
Dass die Situation dennoch weitgehend beherrschbar blieb, ist nicht zuletzt auch dem Entlastungssammler und den in den vergangenen Jahren geschaffenen Speicherkapazitäten zu verdanken – sie mussten sich nun unter realen Extrembedingungen erstmals bewähren. Dazu zählt auch die im Tivolipark geplante Versickerungsfläche, die das Regenwasser gezielt aus dem Bereich der Beethovenstraße ableiten und aufnehmen soll. Dass sich dort im Zuge des Unwetters vorübergehend ein kleiner „See“ bildete, zeigt deutlich: Die Fläche erfüllt ihren Zweck. Die 19-Millionen-Euro-Investition der letzten vier Jahre hat die Ableitungsleistung im Viernheimer Kanalnetz deutlich gesteigert. Ohne diese Maßnahme wären die Wassermengen im Straßenraum spürbar höher gestiegen und deutlich länger stehengeblieben.
Über 70 Einsätze – Zusammenarbeit auf allen Ebenen
Der erste Alarm erreichte die Feuerwehr gegen 19 Uhr. Rasch wurde klar, dass es sich um ein umfangreiches Unwettergeschehen handelte. Bis in die frühen Morgenstunden waren rund 90 Einsatzkräfte im Einsatz – allein 68 Einsatzstellen wurden bis 1.30 Uhr abgearbeitet. Am Donnerstagmorgen kamen noch sechs weitere Meldungen hinzu, bei denen erneut Hilfe geleistet wurde. Im Einsatz waren die Freiwillige Feuerwehr Viernheim, die Feuerwehr Lampertheim-Mitte, das Technische Hilfswerk (THW) Ortsverband Viernheim sowie die Malteser, die auf dem Hof der Feuerwache die Verpflegung sicherstellten. Besonders betroffen war das westliche Stadtgebiet, aber auch aus der Innenstadt und dem Gewerbegebiet gingen Meldungen ein. Einige Straßenzüge wie die Ketteler- und Seegartenstraße waren deutlich überflutet. Auf der A 659 sammelte sich Wasser auf der Fahrbahn.
Solidarität aus der Bevölkerung
Neben dem Einsatz der Hilfsorganisationen lobt die Stadtspitze auch das Engagement der Bevölkerung: Viele Anwohnerinnen und Anwohner griffen selbst zu Eimer und Tüchern, halfen Nachbarn beim Auspumpen oder räumten Einläufe frei. „Das Zusammenwirken von professionellen Kräften, Ehrenamt und bürgerschaftlicher Hilfe war an diesem Abend beeindruckend“, so Erster Stadtrat Jörg Scheidel. Besonders erfreulich war die große Dankbarkeit aus der Bevölkerung, die den Einsatzkräften vor Ort für ihre schnelle Hilfe direkt entgegengebracht wurde.
Die Stadtverwaltung empfiehlt betroffenen Haushalten, entstandene Schäden zu dokumentieren und mit ihren Versicherungen Kontakt aufzunehmen. Wichtig ist außerdem, betroffene Räume ausreichend zu lüften, um Feuchteschäden und Schimmelbildung vorzubeugen. Informationen dazu, wie sich Haushalte und Eigentümerinnen und Eigentümer auf Starkregenlagen vorbereiten können, sind unter www.viernheim.de/starkregenereignisse zu finden. red/bas
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Viernheim. Am Mittwochabend, 28. Mai 2025, ging aus einer Gewitter- und Starkregenzelle über der Stadt Viernheim ein Extremregen nieder. Dabei fielen innerhalb rund einer Stunde 40 bis 50 Liter Regen pro Quadratmeter und überforderten die Kanalisation. Unter anderem standen Teilbereiche von Ketteler- und Seegartenstraße unter Wasser. Bis in die Nachtstunden arbeiteten rund 90 Feuerwehrleute fast 70 Einsätze ab. Am Donnerstagmorgen kamen weitere Einsätze hinzu.
Kanal durch Starkregen voll ausgelastet
Die Pressestelle der Stadtwerke Viernheim hat mitgeteilt, dass die erste Auswertung der vorhandenen Messungen Starkregen im ganzen Stadtgebiet zeigten mit nochmals besonders hohen Niederschlagsmengen im Südwesten der Stadt. Eine gemessene Intensität von über 20 Liter pro Quadratmeter innerhalb von zehn Minuten kurz vor 19.30 Uhr weise auf einen neuen Spitzenwert hin. Mitarbeiter der Stadtwerke könnten sich an keinen Zeitpunkt in der Vergangenheit erinnern, an dem solche Wassermengen innerhalb so kurzer Zeit anfielen. Auf einem Quadratkilometer fielen 20.000 Kubikmeter Regenwasser an, die versickert oder abgeführt werden mussten.
Sämtliche Pumpwerke in den Stadtteilen und das zentrale Tiefpumpwerk seien störungsfrei und auf Volllast gelaufen. Die in den letzten Jahren errichteten Sammler, die aufgrund Ihrer Dimensionierung auch als Zwischenspeicher dienen, waren randvoll, so dass die Kanäle in diesem Moment keine weiteren Wassermengen aufnehmen konnten.
Die zusätzlich errichteten Aufnahme- und Speicherkapazitäten stellten danach jedoch sicher, dass relativ zügig die angestauten Wassermassen abgeführt werden konnten.
In den nächsten Tagen würden alle erfassten Messwerte ausgewertet, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen, teilt das Unternehmen mit. red/bas



Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
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