Geheimnisvolle Heimat
Auf den Spuren der Treidler vom Rhein

Auf dem Treidlerweg durch die Hördter Rheinauen | Foto: Heike Schwitalla
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Hördt. Unterwegs auf dem Treidlerweg bei Hördt stellt sich immer wieder die Frage, warum dieser schöne, rund zwölf Kilometer lange Rundwanderweg eigentlich diesen Namen trägt. Nun gibt es auf dieser Strecke zwar unendlich viel beeindruckende Natur und herausragende Landschaft zu sehen - von den traditionellen Streuobstwiesen, den Maisfeldern, den Rheinauen und Fischteichen bis zum  Ufer des Rheins, wo man einige Zeit einem der historischen Treidlerpfade folgt - über die Treidler oder das Treideln erfährt man aber leider gar nichts. Mit der Geschichte des Rheins nicht allzu sehr vertraut, galt es deshalb nach der Wanderung, herauszufinden, was "treideln" eigentlich bedeutet.

Auf dem Treidlerweg durch die Hördter Rheinauen | Foto: Heike Schwitalla
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Der Duden sagt zum Verb treideln: "etwas unter großem Kraftaufwand hinter sich herziehen" - doch das ist nur die halbe Geschichte. Das Treideln am Rhein meint das Ziehen von Schiffen - eine häufig praktizierte Art der Fortbewegung, bevor die Dampfkraft entdeckt wurde und Schiffe durch Motoren angetrieben wurden. Treidler sind also Menschen, die Schiffe (in der Regel) stromaufwärts durch Flüsse und Kanäle ziehen.
Klingt hart? War es auch. Am Rhein wurde (historisch belegt) seit dem achten Jahrhundert getreidelt, Treidler zogen die Schiffe meist von Hand, wer es sich leisten konnte, setzte Arbeitstiere - meist Pferde, Esel oder Ochsen - ein. Treidelknechte, so wurden die Arbeiter genannt, erhielten für ihre gefährliche und körperlich äußerst anstrengende Arbeit nur einen kargen Hungerlohn. Das Wort treideln leitet sich vom lateinischen tragulare (ziehen, schleppen) ab, denn schon die alten Römer nutzten die Technik des Treidelns.

Bis zur Erfindung von Dampf- und Motorschiffen

Im Mittelalter Treidelknechte zogen die Schiffe an langen Seilen, die an einem Mast am Vorschiff befestigt waren (dem sogenannten „Treidelmast“), die Schiffe stromaufwärts oder führten ein Zugtier. Am Rhein entlang führen deshalb heute noch so genannte Treidelpfade, an einigen Stellen fehlten diese doch, wie bei Schröck (Leopoldshafen), wo die Treidler durch flache Wasser waten mussten, was ihre Arbeit noch schwerer machte. Vielerorts wurden auch Sträflinge zum Treideln verurteilt. Man bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von etwa zwei Stundenkilometern voran, pro Tag konnten Treidler ein Schiff maximal 15 bis 20 Kilometer weit ziehen. Begleitet war die schwere Arbeit, die von den Menschen eine gewisse "Rhythmisierung" verlangte oftmals von monotonen Gesängen oder dem rhythmischen Aufschlagen eines Treidelstocks.  
Auch die vielerorts noch existierenden "Leinpfade" gehen auf das Treideln zurück - denn mit der "Leine" ist das Seil gemeint, mit dem die Menschen oder Tiere ein Schiff den Rhein entlang zogen.
Und weil die von Menschenhand gezogenen Schiffe meist nur sehr langsam vorankamen, entwickelte sich aus dem Wort "treideln" das noch heute bekannte und genutzte "trödeln".

Treidler am Rhein | Foto: Sebastian Münster: Cosmographey. Hencicpetrina, Basel 1572, S. DCXCIII–DCXCVI. Stadtarchiv Worms: Abt. 217 Nr. 1478
  • Treidler am Rhein
  • Foto: Sebastian Münster: Cosmographey. Hencicpetrina, Basel 1572, S. DCXCIII–DCXCVI. Stadtarchiv Worms: Abt. 217 Nr. 1478
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Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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