Liedertafel und Symphonieorchester Neustadt begeistern mit Casals
- Liedertafel und Symphonieorchester Neustadt unter der Leitung von Jürgen Weisser nach der Aufführung von Pablo Casals El Pessebre
- Foto: Mario Schaaf
- hochgeladen von Michael Landgraf
Am Sonntag den 21. Dezember 2025 erlebten die Besucher des weihnachtlichen Friedensoratoriums El Pessebre (Die Krippe) von Pablo Casals im Neustadter Saalbau eine wahre Stern-Stunde. Der musikalische Leiter der Neustadter Liedertafel und Dirigent des hiesigen Symphonieorchesters, Jürgen Weisser, hatte vor zwei Jahren das in Deutschland recht unbekannte Stück entdeckt. "Schon beim Lesen hatte ich Tränen in den Augen", bekannte er. Auch wenn die Herausforderung für Chor und Orchester groß war, nahmen beide diese an und setzten das Stück mit seinen ungewöhnlichen Weihnachtsklängen und seiner spannenden Story um.
Auf dem Weg nach Bethlehem wurden die Hirten, im Unterschied zum Lukasevangelium, gleich am Anfang vom Verkündigungsengel in Gestalt der hervorragenden Sopranistin Sabine Goetz besucht. Im Anschluss begegneten sie Menschen, die auf das zukünftige Schicksal Jesu hinwiesen, beispielsweise einer alten Frau mit einer Spindel, die das Leichentuch Jesu für seine Kreuzigung vorbereitete, vorgetragen von der einfühlsamen Alt-Stimme der Mezzosopranistin Victoria Rieser.
Der zweite Teil nahm im exotischen Klangspiel mit auf eine Karawanenreise durch die Wüste, wo als Höhepunkt das Trio Christoph Wittmann (Tenor), Timothy Sharp (Bariton) und Thomas Herberich (Bass) das Publikum durch ihre bockigen Einlagen "Ich geh nicht mehr weiter" zum Schmunzeln brachte. Doch der Stern über Bethlehem geleitete die Könige samt Gefolge und singenden Kamelen, wo sich der Chor zeigen konnte, weiter.
Nach der Pause kamen filmmusikreife Passagen mit Soli der Muttergottes und des Heiligen Joseph gefolgt von einer klanglichen Darstellung der Heiligen Nacht und dem Weinen des Jesuskindes. Besonders hier spürte man die katalanische Herkunft des 1973 verstorbenen Komponisten, der als einer der weltbesten Cellisten galt. Vor dem Finale war ein beschwingter Sardana zu hören, ein traditioneller und daher identitätsstiftenden katalanischer Kreistanz. Ihm folgte eine fast verstörend wirkende, laut-dramatische Sequenz mit Bläsertönen, die den apokalyptischen Engel als Bote des Unheils darstellte und der, wie zuvor beim gesponnenen Leichentuch, auf das Ende des Lebens Jesu hindeutete.
Beim Finale mit dem Hosianna und Gloria sorgten alle fünf Solisten und der Chor für Gänsehautfeeling, denn diese gesangliche Demonstration der Einigkeit ist das, was Casals unter der umfassenden Gemeinschaft der Menschheit verstand, die auf Basis der Weihnachtsbotschaft zur Überwindung von Hass und Feindschaft aufrufen sollte. Der I-Tupfen am Ende war der dramatisch motivierende Ausruf des Wortes "Pau", das auf Katalanisch "Frieden" bedeutet und gleichzeitig auch der Rufname von Pablo Casals war. Visualisiert wurde der Frieden durch die Darstellung einer Friedenstaube. Insofern stimmte dieses außergewöhnliche Musikstück, das Jürgen Weisser sei Dank in Neustadt aufgeführt wurde und Chor, Orchester sowie Solisten zur Höchstleistung motivierte, hervorragend auf die bevorstehenden Weihnachtstage und ihre Botschaft des Friedens ein.
Autor:Michael Landgraf aus Neustadt/Weinstraße |
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