Helmut Kohl wäre 90 Jahre alt geworden

Geburtstag eines "rheinland-pfälzischen Europäers"

Ludwigshafen. Am Freitag, 3. April, wäre Dr. Helmut Kohl 90 Jahre alt geworden. Die Stadt Ludwigshafen am Rhein würdigt ihren Ehrenbürger aus diesem Anlass mit einer Kranzniederlegung an seinem Grab in Speyer. Aufgrund der Corona-Pandemie musste eine geplante gemeinsame Gedenkstunde vor Ort abgesagt werden.

Helmut Kohl war von 1969 bis 1976 dritter Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz. Er führte von 1982 bis 1998 als sechster Bundeskanzler die Bundesrepublik Deutschland und ist damit der Amtsinhaber mit der längsten Dienstzeit. Von 1973 bis 1998 war er der fünfte Vorsitzende der CDU Deutschlands, kein anderer hatte den Vorsitz länger inne. Helmut Kohl ist Ehrenbürger Europas. 4 Kanzlerkandidaten der SPD konnten Helmut Kohl nicht besiegen, 6 SPD-Vorsitzende hat Helmut Kohl verschlissen.

Geprägt durch den Tod seines großen Bruders Werner, der 1944 zurück in den Krieg musste und dem Kleineren auftrug, auf die Mutter acht zu geben („Pass’ auf dich auf, ich komme nicht wieder“), war das politische Handeln Kohls von dem Gedanken bestimmt, "nie wieder Krieg" von deutschem Boden aus.

Helmut Kohl, ein herausragender Staatsmann mit großem politischen Instinkt 

Dieser Instinkt - gepaart mit einem persönlichen, vertrauenserweckenden Umgang mit seinen Gesprächspartnern - hat Deutschland die Wiedervereinigung gebracht. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir seine Beharrlichkeit, seine Fähigkeit, andere zu überzeugen und mitzunehmen, sein Machtinstinkt, seine Natürlichkeit im Umgang mit den Menschen. Auch wenn man es heute nicht mehr glauben mag, Helmut Kohl war ein Modernisierer. Kohls Rheinland-Pfalz wurde zum Institut für eine gesellschaftspolitische Neuausrichtung der CDU, an deren Ende die Volkspartei stand. Kohls Kultusminister war Bernhard Vogel – mit ihm fiel die dogmatische Fixierung auf konfessionelle „Bekenntnisschulen“. Kohls Sozialminister war Heiner Geißler – der sollte später als Familienminister und CDU-Generalsekretär die Partei für ein Frauenbild jenseits von Kinder-Küche-Kirche öffnen. Helmut Kohl hat sich herausragende Verdienste in der Aussöhnung mit Frankreich, in der Abschaffung der Grenzkontrollen und der Durchsetzung des Euro (grenzenloses Europa) erworben. Für mich ist die Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 unübertroffen.

Helmut Kohl, ein Kämpfer für Europa

Helmut Kohl war ein großer Patriot, ein Kämpfer und ein im Herzen überzeugter, großer Europäer. Noch in seinem letzten Buch "Aus Sorge um Europa" (erschienen 2014 im Droemer-Verlag) kämpft Helmut Kohl in einem so leidenschaftlichen wie aufrüttelnden Appell für Europa. Helmut Kohl macht in seinem letzten Werk deutlich, warum Europa für Frieden und Freiheit im 21. Jahrhundert existenziell bleibt. "Es geht um viel, es geht um unsere Zukunft, und unsere Zukunft heißt Europa."

Ministerpräsidentin Malu Dreyer: 
An seinem Geburtstag erinnern wir auch an die Bedeutung der Stärke und des Zusammenhalts der Europäischen Union.
„Als junger Landtagsabgeordneter, als jüngster Fraktionsvorsitzender und vor allem als jüngster Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz hat er entscheidende Beiträge zur Entwicklung und Modernisierung des Landes geleistet“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. „Vieles, was in seiner Regierungszeit auf den Weg gebracht wurde, hat bis heute Bestand.“ Dazu gehören unter anderem: Die Gründung der Universität Trier-Kaiserslautern, die Verkehrsentwicklung und der Ausbau der Infrastruktur oder die Verwaltungs- und Strukturreform, die die Schaffung der Verbandsgemeinden zur Folge hatte.  „Helmut Kohl ist in seiner langen bundespolitischen Karriere immer seiner Heimat verbunden geblieben und hat daraus Kraft geschöpft. Vielfach hat er bei internationalen Anlässen für die Pfalz und für Rheinland-Pfalz geworben. Sein großes diplomatisches Geschick war für das Zusammenwachsen Europas entscheidend. Die Wiedervereinigung Deutschlands und die Entwicklung der Europäischen Union werden für immer mit seinem Namen verbunden bleiben“, so Ministerpräsidentin Dreyer.

Jutta Steinruck (Oberbürgermeisterin Ludwigshafen):
„Helmut Kohl hat sich herausragende Verdienste um die Einheit Europas erworben. Gerade heute, wo Europa, wo der europäische Gedanke, von stärker hervortretenden nationalen Interessen überlagert wird, ist der Geburtstag dieses großen Europäers eine gute Gelegenheit für ein Bekenntnis zur europäischen Einigung und zu den Grundlagen der freiheitlichen Demokratien, auf denen dieses geeinte Europa beruht“, so Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck.

Bundestagsabgeordnete Torbjörn Kartes:
Auch der Bundestagsabgeordnete Torbjörn Kartes, der Kohls Heimatstadt Ludwigshafen als direkt gewählter Abgeordneter im Deutschen Bundestag vertritt, äußerte sich zu dem Geburtstag: „Wir gedenken unseres 2017 verstorbenen ehemaligen Bundeskanzlers Dr. Helmut Kohl. Seine Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland, um die deutsche Wiedervereinigung und das Zusammenwachsen in Europa sind unvergessen. Dass die geplanten Veranstaltungen zur Würdigung des Altkanzlers und Ehrenbürgers Ludwigshafens wegen der Corona-Epidemie ausfallen müssen, bedauere ich sehr, doch es war unvermeidlich. Wir können seiner auch zuhause gedenken, ich jedenfalls werde das tun.“

Michael Wagner (CDU Speyer):
Fast mit Beginn meines Studiums hat mich Dr. Helmut Kohl als Bundeskanzler begleitet, ohne dass ich Mitglied der Christlich Demokratischen Union Deutschlands war. Direkte Berührungspunkte auf der politischen Ebene in dieser Zeit gab es nicht, bin ich doch erst 1998 vom früheren Speyerer Bürgermeister Hanspeter Brohm in die Politik gerufen worden. Allerdings gab es Berührungspunkte im kulturellen Bereich. Als Vorsitzender des Speyerer Domchors (dem Domchor gehörte ich von 1969 bis 2009 an und war von 1997 bis 2009 Vorsitzender) habe ich Helmut Kohl immer wieder zu Konzerten in den Speyerer Dom eingeladen. Bei diesen Konzerten war er öfter zugegen und im Anschluss an das ein oder andere Konzert kam es zu persönlichen Begegnungen. Im Jahr 2002 dann, bei einer Feierstunde anlässlich eines Geburtstages von Bischof em. Dr. Anton Schlembach machte mich Oberbürgermeister a.D. Werner Schineller mit Dr. Helmut Kohl bekannt. "Herr Bundeskanzler, darf ich Ihnen Michael Wagner, ein hoffnungsvolles Nachwuchstalent der Speyerer CDU, vorstellen?" Antwort von Helmut Kohl direkt an mich: "Da setz Dich hin, mit Dir muss ich reden." Und wir unterhielten uns eine halbe Stunde lang. Stolz bin ich darauf, dass mit Helmut Kohl einige seiner Bücher handsigniert übereignet hat. Ich bin dankbar, dass wir den früheren Bundeskanzler mit der festlichen Einweihung des „Helmut Kohl Ufers“ adäquat würdigen konnten.

kim/ps