Ernährungsführerschein für Schulen

Wenn das Klassenzimmer zur Küche wird

Weingarten. Sie schnippeln Karotten, Gurken, Paprika und schmieren fleißig Frischkäse-Brote im Klassenzimmer. Und das hat einen Grund: Die Viertklässler der Grundschule Weingarten machen gerade ihren Ernährungsführerschein. Das Projekt, ursprünglich initiiert durch das Bundeszentrum für Ernährung, wird seit kurzer Zeit im Landkreis Germersheim durch das Gesundheitsamt und die Schulen durchgeführt. Schon sieben Schulen haben sich angemeldet, ein Vorreiter war die Grundschule in Weingarten, wo sich Lehrer, Eltern und ganz besonders die Schüler begeistert von dem Projekt zeigen.
Es geht um gesunde Ernährung, aber auch um Küchenhygiene und um die Förderung des sozialen Miteinanders, das ganz automatisch beim gemeinsamen Kochen und Essen entsteht. Dazu lernen die Kinder wie man den Tisch deckt, Karotten schält und ein Messer richtig hält. Sechs Doppelstunden lang unterstützt Nicole Klein von Gesundheitsamt die Lehrer.innen mit Materialien und Input, am Ende der Unterrichtseinheit legen die Schüler.innen einen Test ab - und bekommen, wenn sie diesen bestehen, ihren Ernährungsführerschein. 

Man kann mit der präventiven Arbeit in Sachen Ernährung, Gesundheit und Hygiene nicht früh genug anfangen, ist sich Dr. Christian Jestrabek, der leitende Amtsarzt im Kreis Germersheim, sicher. Und Ernährungsmedizinerin (DAEM/ DGEM) Renate Hirschgänger kann ihm nur beipflichten: "Studien haben gezeigt, in den dritten und vierten Klassen haben wir genau die richtige Altersgruppe. Die verstehen das, die gehen nach Hause und können ihren Eltern von dem, was sie im Unterricht gelernt haben, erzählen. So tragen wir die gesunde Ernährung in die Familien hinein". Die zehnjährige Zoe bestätigt das: "Ich habe zuhause schon zweimal für alle gekocht", berichtet sie stolz. "Einmal gab es Ofenkartoffeln mit leckerem Dip und auch den knackigen Salat, den wir hier gelernt haben, habe ich zuhause schon gekocht", erzählt die Viertklässlerin stolz.  "Gemüse ist jetzt gar nicht mehr doof", bestätigt Emilia. "Karottensticks und Brotgesichter essen wir jetzt auch daheim beim Abendbrot."

Und natürlich sind alle Kids mega-stolz auf den Ernährungsführerschein mit dem eigenen Foto. So gelingt es auch spielerische und zugleich lehrreiche Art und Weise, den Kindern beizubringen, wie gesunde und vielfältige Ernährung aussieht und Spaß machen kann.  Sie lesen Rezepte, scheiden Obst und Gemüse, pürieren, rühren, mischen, falten Servietten, bewirten Gäste - und lernen fast "nebenbei" das gesundes Essen richtig lecker ist. Das Tolle für die Schulen, es braucht - außer einem Waschbecken im Unterrichtsraum - keine speziellen Räumlichkeiten. Mit dem Ernährungsführerschein kommt die Küche direkt ins Klassenzimmer: Schneidebrettchen, Messer, Gabeln, Löffel, ein paar Schüsseln, Schalen und Teller - und schon kann es los gehen. Die Zutaten werden teilweise eingekauft und teilweise von den Kindern mitgebracht.