BriMel trifft
Künstler Wolfgang Merkel aka Bronco54

Wolfgang Merkel mit seinem Spiegelbild und Werk | Foto: Brigitte Melder
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  • Wolfgang Merkel mit seinem Spiegelbild und Werk
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Hassloch. Am 12. Oktober traf ich mich mit dem Neustadter Künstler Wolfgang Merkel, dessen Künstlername Bronco54 über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus bekannt ist, in J’s Haircut in Haßloch, Langgasse 89. Im Vorfeld googelte ich nach seinen Kunstwerken, war begeistert und wollte mehr über diesen Mann erfahren.

??? Herr Merkel, ich wusste gar nicht, was für ein Juwel wir hier in der Gegend haben, obwohl ich schon an ihren Kunstwerken „hängen geblieben“ bin, als Sie 2019 in den Schauräumen für Moderne Kunst in Neustadt/Weinstraße eine Ausstellung hatten, über die im Wochenblatt und in der Rheinpfalz berichtet wurde. Und nun, nachdem sich für Künstler wieder die Türen öffnen, haben Sie eine Ausstellung hier im Friseursalon. Lassen Sie sich hier immer die Haare schneiden oder wie kommen Sie ausgerechnet auf diese Räumlichkeit?
Merkel: Janine Jones und ich kennen uns auch schon länger. Seit 2019 habe ich hier immer Bilder hängen und Janine ist sehr offen für meine Arbeiten und lässt mir völlig freie Hand. Insofern ist das hier in erster Linie ein Salon, aber es ist auch zeitweise meine Gallery.

??? Hier hängen nur einige Gemälde, die Sie im Laufe Ihres Lebens geschaffen haben. Lagern die anderen bei Ihnen zu Hause oder gibt es noch eine oder mehrere Ausstellungen, von denen mir nichts bekannt ist?
Merkel: Es gibt ständig irgendwo Einzel- oder Gruppenausstellungen in ganz Europa. Ich habe da auch Leute, die privat aktiv sind, weil sie die Sachen einfach gut finden, die selbst Ausstellungen organisieren, zum Beispiel bei Barcelona, Paris und über den Galeristen Roy Sfeir in Paris weiter nach Montpellier und Marseilles. Hier in der Ecke mache ich natürlich auch etwas. Es gibt immer mal wieder eine „Kunstoffensive“, wo ich dann in Haßloch zum Beispiel bei einem Elektro-Skateboard-Shop oder einer Änderungsschneiderei, also gezielt an Orten, wo man keine Kunst erwarten würde, ausstelle; das mache ich ganz gerne. In Neustadt zum Beispiel war ich im Lokal "Wespennest" und gerade vor ein paar Wochen auf 800 Quadratmetern im "Palmengarten" in der Talstraße zu sehen.

??? Also die Aufmerksamkeit hier im Salon ist Ihnen gewiss. Hat man doch sonst nichts zu tun und kann seinen Blick in die Kunst vertiefen. Hier hängt keine Konkurrenz im Vergleich zur ART in Karlsruhe, wo Sie für die Galerie Roy Sfeir 2017-18 ausgestellt hatten. Würden Sie gerne mal wieder bei einer so großen Ausstellung mitmachen?
Merkel: Mein Galerist hat unlängst angerufen, aber – das klingt jetzt ein bisschen arrogant – wenn man mal von der Halle 1 auf der ART Karlsruhe mit der klassischen modernen Kunst absieht, ist das quasi 2. Bundesliga und das hatte ich jetzt schon zwei-, dreimal und jetzt bin ich halt so vermessen, darauf zu warten, dass ich eine Galerie finde, wo ich dann auf der ART Cologne in Köln auftrete, das wäre der nächste Schritt. Und der übernächste Schritt wäre dann in der Champions League eine Galerie, die in USA vertreten ist, weil die USA den Markt dominieren und bestimmen, ist das der entscheidende Markt. Das wäre dann - hoffentlich in ein paar Jahren - der letzte Schritt, dann kann ich die Löffel abgeben. (lacht)

??? Na hoffentlich noch nicht so schnell. Sie vereinen ja recht viele Kunstrichtungen in sich. Da liest man vom Künstler für StreetArt, Malerei, Fotografie und Grafiken. Mögen Sie alles gleich gerne oder favorisieren Sie hierbei etwas, das Sie mit Leib und Seele gerne machen?
Merkel: Ich mache das alles gerne. Die großen Ölbilder brauchen viel Kraft und Energie, das findet dann in der sogenannten Flowphase statt. Das heißt, jedes Jahr habe ich so vier bis fünf Monate, wo ich nicht weiß, wohin mit meiner Kraft und Energie und dann geht es an die großen Leinwände. Die sind ja sehr intensiv, das geht mit den verarbeiteten Pappen, Seilen, Spraydosen und Säcken ins Dreidimensionale, so eine Art Objektmalerei, also Höhe, Tiefe, Breite. Das ist dann eigentlich auch der Schritt, den ich irgendwann gemacht habe, um das Vorbild Jackson Pollock hinter mir zu lassen, das habe ich „Movin‘ on Jackson‘s Tracks“ tituliert.
In Arbeit sind die Tage vier Leinwände in der Größe 200 mal 100 Zentimeter, was ein Volumen von 200 mal 400 Zentimeter ergibt, ein Tetrachon in Schwarz, Rot und Indisch-Gelb. Soll "Finis Germaniae" (das Ende Deutschlands) heißen und überwiegend im Action Painting Stil gehalten werden, aber zusätzlich in die dritte Dimension, die Tiefe, modelliert werden. Da geht es darum meine Position peu a peu weiterzuentwickeln, aber da braucht man sehr viel Kraft und Energie.
Die Realisierung von StreetArt hängt dann von den Reisemöglichkeiten ab, das heißt durch Corona ist das jetzt ein bisschen in den Hintergrund geraten, aber das kommt jetzt wieder. Ich bin spätestens nächstes Jahr wieder on tour. Das lebensnotwendige Paris liegt wieder sozusagen vor den Füßen und dann weiß man ja, wo man die Street-ART-Freunde und Weggefährten findet.

??? Bei Ihrer „Agenda“ trifft man auf fast unaussprechliche Namen wie Tachismus, Informel, NeoInformel, Action Painting, Neoexpressionismus und Schüttung. Sie müssen jetzt nicht jedes Wort erklären, nur vielleicht für einen Laien in Kurzform. Geht das?
Merkel: Ja klar. Es gibt den figurativen Expressionismus, vertreten durch Künstler wie Heckel, Kirchner, Meidner, Schmidt-Rottluff, das ist klar, das ist bekannt, und die Amerikaner haben nach dem Krieg beziehungsweise schon vor dem Krieg ihren amerikanischen Neoexpressionismus entwickelt, das ist zum Teil sehr gestische, heftige Malerei, bei der Farbe auf die Leinwand geklatscht wird, verlaufen gelassen und dann wieder Farbe hineingegeben wird. Jackson Pollock hat das „Dripping“ genannt und Pollock ist vielleicht die extremste Form dieses amerikanischen Neoexpressionismus. Tachismus wirkt auf den ersten Blick, als hätte ein nervöses Kind auf der Leinwand herumgekratzt und gepinselt, aber das sind einfach dann Schwingungen oft mit Musik. Man kann beispielsweise Gustav Mahler laufen lassen und zu dessen Rhythmus dann entsprechend malen. Es kann auch Bruce Springsteen sein oder Lady Gaga, das ist unterschiedlich. Bei mir sind das momentan Bryan Adams, Eric Clapton, JJ Cale und Jackson Browne und wenn ich es etwas ruhiger haben will, dann lass ich Calexico "Carried to Dust" laufen, das ist eine US-mexikanische Band mit fantastischen mexikanischen Trompetensolis.

??? Auf Ihrer Homepage bin ich auf zwei Dinge aufmerksam geworden: Sie sind ein Poet und lieben den Wald. Liege ich da richtig und wie kommt‘s?
Merkel: Ja, ich habe gerade auf der Website „www.free-press-germany.de“ eine Rubrik mit dem Titel "Lyrics" entsprechend gefüllt. Das sind schon einige Seiten. Und dort kommen natürlich solche Lyriker vor wie Tennyson, van Hoddis, Whitman, aber auch "jüngere" Autoren wie Barbara Köhler, Albert Ostermeier, Ernest Wichner, die ich über Autorenlesungen, die ich veranstaltet hatte, einst kennenlernte.

Die Ausstellung in Janine Jones Salon "J´s Haircut" in der Haßlocher Langgasse ist bis Ende Dezember zu sehen, dann werde ich im ersten Quartal 2022 "Schüttbilder" zeigen.
(mel)

Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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