OB Cornelia Petzold-Schick im Interview
„Wir kümmern uns derzeit um Infrastruktur für Jahrzehnte“

Bruchsal. 2018 war kein Jahr aufregender oder großer Entscheidungen im Mittelzentrum Bruchsal. Ob das im neuen Jahr anders wird? Cornelia Bauer wirft mit Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick einen Blick aufs vergangene Jahr - und wagt zugleich einen Ausblick auf das gerade begonnene Jahr 2019.

???: Bei der Vorbereitung auf dieses Interview habe ich festgestellt, dass es so richtig große Fragen aktuell in der Stadt gar nicht gibt. Liege ich damit falsch?
Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick: Nein. Der Rückblick zeigt, dass 2018 ein Jahr war, in dem vieles abgearbeitet wurde. Es wurden keine neuen grundsätzlichen Beschlüsse gefasst, stattdessen befindet sich die Verwaltung in einer intensiven Arbeitsphase. Die ersten Menschen sind in die Bahnstadt gezogen, 2019 werden viele weitere folgen. Die Bahnquerung ist ein Thema, das sich zunächst schwieriger gestaltet hat, als gedacht. Hohe Baukosten aufgrund der guten Baukonjunktur und die Vorgabe der Sperrzeiten machten es schwer, geeignete Firmen zu finden. Aber wir haben eine Lösung gefunden.

„Personalentwicklung als Herausforderung“

Ich bin froh, dass es mit dem Breitband-Ausbau in Büchenau, Unter- und Obergrombach voran geht. Das Angebot der Telekom kam kurz vor Zwölf, so dass wir in letzter Minute die Bremse ziehen konnten. BLK, Stadtwerke und Stadt hätten das auch gemeinsam hinbekommen - das Highspeed-Netz aber nicht in der Geschwindigkeit umsetzen können. Damit haben wir viel Flexibilität bewiesen. Und dann wurde vor Ort auch durch die Ortsvorsteher eine hervorragende Arbeit geleistet, so dass wir die Bürger überzeugen und mitnehmen konnten.
???: Wenn so vieles abgearbeitet werden muss, dann ist die Belastung in der Verwaltung sicher entsprechend hoch. Wie sind Sie aufgestellt?
Petzold-Schick: Das Thema Personalentwicklung ist eine große Herausforderung. Im Durchschnitt sind die Mitarbeiter der Verwaltung 48,5 Jahre alt, aber 42,5 Prozent sind älter als 54. Das heißt, in den nächsten Jahren wird uns eine Rentenwelle treffen. Ich bin sehr froh über die gute Arbeitsmarktsituation mit einer Arbeitslosenquote von unter drei Prozent, aber das macht es natürlich nicht leichter, offene Stellen in der Verwaltung zu besetzen. Im technischen Bereich ist es bereits sehr schwierig, zunehmend aber auch in anderen Bereichen.

„Investitionen sind derzeit sinnvoll“

Ich bin dennoch optimistisch, weil ich hoffe, dass junge Menschen sich zunehmend von der Sinnhaftigkeit der Arbeit leiten lassen. Wir müssen stärker in den Vordergrund stellen, dass wir grundsätzliche Daseinsvorsorge für die Menschen leisten.
Die zurückliegenden Haushaltsberatungen haben gezeigt, dass die Investitionskosten ein Dauerbrenner sind. Angesichts des derzeitigen „Gelegenheitsfensters“ ist das richtig und vertretbar. Die Zinslage ist so, dass Investitionen derzeit einfach sinnvoll sind. Mit der Bahnstadt, dem Bau des neuen Feuerwehrhauses gemeinsam mit der SEW und der Sporthalle kümmern wir uns um große Projekte, die wichtig sind für die Infrastruktur der nächsten Jahrzehnte.
???: Dieses Jahr sind Kommunalwahlen. Was glauben Sie, wie wird sich das auf die Arbeit im und mit dem Gemeinderat auswirken?
Petzold-Schick: Bei unseren vielen Großprojekten fordern wir den Gemeinderat in jeder Hinsicht sehr stark. Ich schätze es an den Gemeinderäten sehr, dass wir sachorientiert zusammenfinden können. Wir haben im Gemeinderat eine gute Mischung aus unterschiedlichen Sichtweisen auf die Dinge, finden aber zusammen im Bemühen um eine gemeinsame Lösung und bringen so die Stadt voran.
Kommunalpolitik ist immer konkret und so verfolgen wir über die unterschiedlichen politischen Lager hinweg gemeinsame Ziele. Dafür bin ich den Gemeinderäten sehr dankbar. Mir persönlich ist es wichtig, dass wir auch mit grundsätzlichen Herausforderungen wie zum Beispiel Verbesserungen für die Umwelt weiter vorankommen. Wir werden zum Beispiel ein Nahwärmenetz für die Südstadt aufgleisen, achten auf Nachhaltigkeit bei Anschaffungen innerhalb der Verwaltung oder machen es den Radfahrern leichter.
Ich hoffe, dass die Wahlen Impulse für die Bürger sind, sich noch stärker mit den Geschehnissen vor Ort auseinander zu setzen. Ich lade die Menschen dazu ein, zu den öffentlichen Sitzungen ins Bürgerzentrum zu kommen, damit sie sich selbst ein Bild von der Arbeit im Gemeinderat machen können. Ich denke, dass die Sommerpause gefühlt ein wenig länger ausfallen wird, denn ich kann den neuen Gemeinderat in seiner konstituierenden Sitzung nicht gleich mit großen Beschlüssen überfallen.
???: Wie wird es mit dem Areal rund ums alte Feuerwehrhaus weiter gehen?
Petzold-Schick: Uns liegen knapp 50 verschiedene Vorschläge vor, vieles davon schließt sich gegenseitig gar nicht aus. Es gibt einem großen politischen Konsens, dass auf dem Gelände der früheren Synagoge auf jeden Fall eine Art von Gedenken gesetzt ist.

„Etwas Besonderes für das Feuerwehrareal“

Bei den Vorschlägen sind viele gute Ideen dabei, die aber auch an einem anderen Ort realisiert werden könnten. Ich frage mich schon: Was ist die spezifische Aufgabe gerade dieses Grundstücks mit seiner besonderen Geschichte? Außerdem möchte ich die Gesamtentwicklung des Quartiers in den Blick nehmen.
???: Sie waren in den Partnergemeinden St. Ménehould und Ste. Marie-aux-Mines, um an Veranstaltungen zum Gedenken an das Ende des Ersten Weltkrieges teilzunehmen. Braucht es dieses Gedenken so viele Jahre danach noch?
Petzold-Schick: Das waren sehr besondere Momente. Ritualisierte Handlungen wie Kranzniederlegungen wirken nicht nur bei den Großen der Welt, sondern entfalten auch im kleineren Rahmen eine wichtige Wirkung. Die Erfahrungen in den Partnergemeinden ebenso wie die privaten Treffen mit jüdischen Nachfahren Bruchsaler Bürger in New York haben mich in meiner Überzeugung bestärkt, dass es meine Aufgabe ist, auf dem Feuerwehrareal etwas Besonderes hinzubekommen.
???: Was wird sich 2019 in Sachen B 35 tun?
Petzold-Schick: Es gab bereits erste Gespräche mit dem Regierungspräsidium, die mich guter Dinge sein lassen, dass der Planungsprozess ein kooperativer sein wird.

„B35 im zweiten Halbjahr auf der Tagesordnung“

Zunächst ist eine Verkehrszählung geplant. Ich vermute, das Projekt kommt im zweiten Halbjahr auf die Tagesordnung und der neue Gemeinderat wird sich mit dem Thema befassen.
???: Nach der Weihnacht ist vor der Weihnacht: Welche Pläne gibt es für den Weihnachtsmarkt beziehungsweise für die weg gefallene Schlossweihnacht?
Petzold-Schick: Die kurzfristige Absage der Schlossweihnacht war sehr unerfreulich. Mein Eindruck ist, dass die Schlossweihnacht zwar viel Zuspruch erfahren hat, es wegen des Eintritts aber viele Diskussionen gab.
Wie kann es weitergehen? Ich denke, alle Beteiligten müssen neu nachdenken. Wir müssen uns sehr bald Gedanken machen über ein Plätzekonzept. An welchem Platz soll was stattfinden? Dabei sollte es keine Denkverbote geben. Bis auf eines: Ich möchte keinen Weihnachtsmarkt mehr, bei dem Eintritt verlangt wird.
Der Weihnachtsmarkt ist ein wichtiges Stadtmarketinginstrument, ist wichtig für den Einzelhandel. Deshalb müssen wir sehr ernsthaft das zukünftige Konzept diskutieren. Diese Diskussion möchte ich gern völlig ergebnisoffen führen.
Ich sehe, dass der Weihnachtsmarkt vielen Menschen ein Herzensthema ist. Allerdings sind diese Menschen mit dem Ist-Zustand nicht hundertprozentig zufrieden, sonst hätten wir die Diskussionen gar nicht.

Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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