Bruchsaler Kulturfenster
Objekt des Monats: Ausbruchsversuche im Männerzuchthaus

- Foto: Städtisches Museum Bruchsal
- hochgeladen von Pressestelle Stadt Bruchsal
Immer donnerstags laden das Städtische Museum und das Stadtarchiv zum Blick durch das „Bruchsaler Kulturfenster“ ein. In dieser Woche stellt unsere Praktikantin Marie Becker das Objekt des Monats September vor.
Diesen August war Marie Becker als Praktikantin im Städtischen Museum und im Stadtarchiv Bruchsal tätig. Sie durfte das Projekt übernehmen, zu recherchieren, wie die Sträflinge des Zuchthauses Bruchsal in den verschiedenen Jahrhunderten versuchten, aus der Haftanstalt auszubrechen.
Männerzuchthaus Bruchsal - Ausbruchsversuche
Die Ausbruchsversuche der Gefangenen der Haftanstalt Bruchsal – ehemals Zucht- und Arbeitshaus Bruchsal – weisen eine lange Geschichte auf. Grundsätzlich kann man bei den vielen Archivalien und Museumsobjekten wie den selbst geschnitzten Schlüsseln, angespitzten Dübeln und Ähnlichem davon ausgehen, dass viele Häftlinge des Gefängnisses nicht in ihren Zellen bleiben wollten. Bereits der Vorfall in der Nacht des 5. auf den 6. Oktober 1871, zeugt von einer langen Reihe an Ausbruchsversuchen. In jener Nacht wollte der Gefangene namens Schwäble zuerst durch das Aufbrechen seiner Zellentür, dann durch Brandstiftung aus dem Gefängnis ausbrechen. Er wurde jedoch vom Wachpersonal festgehalten, verletzt und verstarb an einer schweren Kopfwunde. Dabei wurde das Gefängnis schwer beschädigt, sodass Bauarbeiten vorgenommen werden mussten. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Ausbruchsversuche aufhörten. Ein besonderes historisches Objekt eines Ausbruchsversuchs ist die 8 m lange Strickleiter, die ein Gefangener 1955 angefertigt hatte. Dieser fertigte sie wohl an, um einen Ausbruch aus einem der höheren Stockwerke des Gefängnisses zu bewerkstelligen. Die graue Strickleiter mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken im Vergleich mit beispielsweise einer Ausgabe der Heiligen Schrift, in deren Buchdeckel man einen Sperrhaken, zwei Messer, einen kleinen Bohrer und einen Schraubenzieher versteckt hatte. Dennoch zählt diese Strickleiter zu den vielen Versuchen, den doch strengen Regeln und harten Bedingungen des Zuchthauses Bruchsal zu entkommen.
Von all den Ausbruchsversuchen sind im Laufe der Zeit diese bestimmten Gegenstände erhalten und in die Sammlung des Städtischen Museums Bruchsal gekommen. Zum Thema „Zuchthaus Bruchsal“ allgemein ist die Ausstellung des Museums hervorragend und deshalb definitiv einen ausführlichen Besuch wert.
Text: Marie Becker
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