Bruchsaler Kulturfenster
Neujahrsgrüße von Emil Diemer
- Postkarte aus dem Bestand "Diemer"
- Foto: Vorlage Stadtarchiv Bruchsal
- hochgeladen von Pressestelle Stadt Bruchsal
Jede Woche laden das Bruchsaler Stadtarchiv und das Städtische Museum Bruchsal zum Blick durch das Bruchsaler Kulturfenster ein. Diese Woche stellt Dr. Tamara Frey eine Postkarte aus dem Bestand "Diemer" vor.
Ein winterliches Motiv mit Hirsch, Reh und einem großen Mond in schimmerndem Golddruck - zum Namenstag am 29. Dezember übersandte der Postassistent Emil Diemer 1902 diese Karte an seine Mutter Melanie. In katholischen Familien wurde lange Zeit der Namenstag, der Festtag der oder des gleichnamigen Heiligen, an Stelle des Geburtstages gefeiert. Emil Diemer nutzte die Karte außerdem, um seinen Eltern die besten Wünsche für das neue Jahr zu übermitteln und mitzuteilen, dass er seit zwei Tagen in einem Dienst ohne Nachtschicht sei.
Und falls Sie sich fragen, warum der Text eigentlich so auf die Vorderseite gequetscht wurde: Damals war die Rückseite einer Postkarte noch ausschließlich der Adresse vorbehalten.
Seine Parteizugehörigkeit zum katholischen „Zentrum“ wurden Emil Diemer übrigens später zum Verhängnis. Die Nationalsozialisten ließen ihn 1934 aus seinem inzwischen gehobenen Posten bei der Post entfernen; mit kleiner Rente und Aufträgen als Genealoge versuchte er über Jahre seine Familie über Wasser zu halten. In Briefen brachte er seine Bitterkeit darüber zum Ausdruck, vor allem die Enttäuschung über seinen Sohn, der überzeugter Nationalsozialist war.
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