Das närrische Treiben im Corona-Wellengang
Das Virus und der Karneval

Bei der Schlüsselübergabe im Rathaus am 11. November war man noch guter Hoffnung auf eine stimmungsvolle Kampagne   | Foto: B. Bender
  • Bei der Schlüsselübergabe im Rathaus am 11. November war man noch guter Hoffnung auf eine stimmungsvolle Kampagne
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von Britta Bender
Annweiler. Die Faschingskampagne 2019/2020 war die letzte, die mit Tanz und Prunk gefeiert wurde. Beim KVA Annweiler unter dem Motto „Glitzer, Glamour & Ganoven“.
Noch heute zehren die Bockstallesier von der bis zum Schluss 2020 durchgeführten erfolgreichen Kampagne. Die letzte große Veranstaltung war der Kinderfasching. Auch der traditionelle Abschluss beim gemeinsamen Heringsessen am Aschermittwoch am 26. Februar im Vereinsheim konnte noch gebührend gefeiert werden.
Dann kam Corona und mit dem Virus der erste Lockdown. Trotzdem trainierten einige Gruppen im Sommer im Freien im Stadion, manche trainierten per Zoom-meeting über Internet. Jedoch war schon sehr frühzeitig klar, dass die Kampagne 2020/21 ins Wasser fällt. Bis auf wenige Stammtische und der Mitgliederversammlung fand in 2020 nichts mehr statt.
Immerhin erhielten alle Aktiven anstatt des großen Jahresordens im Februar 2021 wenigstens einen Jahrespin als Trostpflaster. Mit Stolz konnte man diesen Pin an 286 aktive Karnevalisten in den eigenen Vereinsreihen verleihen.
Normalerweise startet das Training für die meisten Tanz-Gruppen nach Ostern, wobei vorher die Trainerinnen und Trainer schon die Tänze und Konzepte erstellen. Dies fand auch im Frühjahr 2021 nahezu so statt. Zu Anfang nur im Freien, also im Stadion, erst später ging das Training in den Turnhallen und im Vereinsheim weiter. Die kleineren Gruppen, wie die Rehberg- und Münzgarde, fangen erst nach den Sommerferien mit dem Training an, ebenso die KVA-Chaoten.
Bei den Bockstallleuchten werden von den einzelnen Sängern die Lieder unterm Jahr geschrieben und dann bei privaten Zusammenkünften ab Herbst geprobt.
So war für 2022 schon fast alles geplant und organisiert. Hygienekonzepte für die einzelnen Veranstaltungen waren erstellt, Veranstaltungsabläufe genauestens geplant, einzelne Gruppen in verschiedene Umkleiden eingeteilt, Eingangsregelungen und neue Sitzpläne erstellt, Tests für alle Aktiven vor jeder Veranstaltung im Vereinsheim geplant.
Es wurden Desinfektionsmittelständer, Desinfektionsmittel und Schnelltests besorgt.
Für die Gruppen wurden teilweise schon neue Kostüme gekauft beziehungsweise die Stoffe dafür. Die Musikgruppen und Künstler waren gebucht, die Räumlichkeiten angemietet, beziehungsweise reserviert.
Im August wurden bereits die Orden bestellt, die im Oktober geliefert wurden. Erwähnt sei hier, dass die Kosten für einen Orden stolze 9,40 Euro betragen. Bei über 300 georderten Orden ein ordentlicher Kostenfaktor für den Verein.
Frohen Mutes und mit einem dreifach donnernden Tri-lau wurde am 11.11.21 um 11.11 Uhr das Rathaus gestürmt und die Kampagne 2021/22 „Beim KVA wird’s schöner, wir feiern wie die alten Römer“ offiziell eröffnet.
Da dachte man noch hoffnungsvoll, dass es langsam wieder aufwärts geht und gerade auch für Fastnachter wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen sein würde. Doch wieder kam den Narren das Virus, diesmal als Omikron neu verkleidet, in die Quere, und es kam wieder zur Absage der ganzen Kampagne und schweren Herzens musste die Vorstandschaft das Narrenschiff der Bockstallesier vor Anker legen.
Die Corona-Zahlen stiegen Ende November wieder in die Höhe, die Trainer der Gruppen äußerten zu diesem Zeitpunkt schon große Bedenken, was die Durchführung des Trainings betraf, denn tanzend Abstand zu halten ist kaum möglich und auch nicht wirklich Sinn der Sache.
Obwohl die Arbeitgeber der Trainer das Hobby ihrer Angestellten normalerweise unterstützen, müssen zum Schutz aller während der Pandemie die verordneten Maßnahmen eingehalten werden. Und was auf der Arbeit Voraussetzung ist, sollte auch während der Ausübung des Hobbys eingehalten werden, was aber nicht immer möglich ist. Einige der Trainer arbeiten als Arzthelferin, Kindergärtnerin, Lehrerin und in anderen sozialen Berufen mit gefährdeten Personengruppen. Und da sich gerade bei den Tanz-Gruppen verschiedene Schulen und Schulklassen, Kindergärten und Kindergartengruppen mischen, ist gerade bei Omikron die Gefahr, dass viele Menschen infiziert werden könnten, viel zu groß.
Und so wurde das Training Ende November gestoppt.
Der KVA weist jedoch darauf hin, dass sich alle Tänzer und Aktiven an die vorgegebenen Hygieneregeln gehalten haben. Auch sind bei den Aktiven, außer den Kindern, nur ganz wenige Ungeimpfte. Keine der Gruppen musste je in Quarantäne.
Im Dezember wurden dann so nach und nach sämtliche Prunksitzungen und Veranstaltungen in Innenräumen auch von anderen Vereinen gecancelt. Seitens der Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalvereine e.V. wurden die großen Gemeinschaftssitzungen Vorderpfalz und Westpfalz sowie die große Kinder- und Jugendsitzung abgesagt und die Verleihung der Goldenen Löwen und Goldenen Löwen mit Brillanten sollen im Sommer 2022 im würdigen Rahmen nachgeholt werden. Hier sind für den KVA Alexandra Krieg und Loraine Huhn für die Verleihung des Goldenen Löwen und Simone Mohra für die Verleihung des Goldenen Löwen mit Brillanten dabei. Dass diese Feierlichkeit nun nicht im langjährig gewohnten, sehr traditionellen feierlichen Rahmen in Speyer stattfinden kann, ist besonders schade, da diese verdienten Mitglieder all die Jahre im Ehrenamt tätig waren und viele Stunden aufgebracht haben, für das Vereinsleben und für alle Närrinnen und Narren.
Alle Bockstallesier sind natürlich sehr traurig über die Absage der Kampagne, aber die Sicherheit und Gesundheit der Aktiven sowie der Gäste geht vor. „Karneval fehlt uns allen und die damit verbundenen Zusammenkünfte, auch mit den anderen Vereinen und deren Vertreter“, bedauert die Vorstandschaft.
Außer den Vorbereitungen waren die Bockstallesier in 2021 auch intern als Verein aktiv, natürlich immer unter den gegebenen Coronaregelungen und voller Vorfreude auf die Kampagne 2021/22. So wurden diverse Stammtische im Narrendom abgehalten, zum Beispiel unter dem Motto Keschdestammtisch, Oktoberfest, Kölner Abend und so weiter. Auch hat die neue Kastanienprinzessin Caterine I., die Mitglied im Verein ist, eine Wanderung organisiert. Sie führte die Teilnehmenden über den neuen Keschde-Erlebnisweg mit vielen interessanten Berichten an den einzelnen Stationen. An der Kaltenbrunnquelle in Ranschbach gab es eine Stärkung zwischendurch.
Am Männerabend kamen die Herren der Schöpfung auf ihre Kosten und das Männerballett machte bei einer Wanderung den Pfälzerwald unsicher. Die Schautanzgruppe präsentierte bei einen Filmabend im Vereinsheim ihre Darbietungen aus der Vergangenheit. Die Trifelsgarde übte bei einem verlängerten Wochenende auf dem Turnerheim intensiv an ihrem Gardetanz. Jedoch fielen die Gardtanzturniere alle der Coronalage zum Opfer.
Und fleißig waren sie die Bockstallesier: Beim Generationenfest zur Eröffnung des neugestalteten Ambertparks im September 2021 durften sie kurzfristig die Bewirtung übernehmen. Dies wurde mit fast 40 freiwilligen Vereinsmitgliedern gemeistert und so konnte ein wenig Geld in die Vereinskasse fließen. Ein paar Euro konnten mit dem Flammkuchenstand am Weihnachtsmarkt generiert werden, bei dem die Dienste von einigen der Gruppen und weiteren freiwilligen Aktiven übernommen wurden. Dies waren, neben den Mitgliedsbeiträgen und ein paar Spenden im Jahr 2021, nahezu die einzigen Einnahmen. Die übersteigenden Ausgaben werden durch bestehende Rücklagen finanziert.
Ein großes Dankeschön möchte der KVA an dieser Stelle loswerden: „Wir haben das große Glück, dass keine der von uns verpflichteten Musikgruppen oder Künstlern ein Honorar fordert oder die Stadt Annweiler oder die Gemeinde Gossersweiler eine Miete für Reservierung des Hohenstaufensaales oder Berglandhalle fordert“.
Auch ist die Vorstandschaft sehr dankbar, dass Mitglieder die Treue halten und es kaum Vereinsaustritte zu verzeichnen gibt. Im Gegenteil: sogar neue Bockstallesier kamen hinzu.
Alle Aktionen in 2021 wurden von allen dankend angenommen und förderten somit den Zusammenhalt in dieser schwierigen Zeit.
Das Prinzenpaar Natalie und Dirk Öhl sind in die doppelte Verlängerung gegangen, wofür der Verein sehr dankbar ist. Das heißt: Prinzenpaar für sage und schreibe drei Kampagnen. Bisher einmalig in der Geschichte des KVA. Offizielle Einsätze gab es aber leider keine für die Hoheiten und sie wurden auch in ihrem ersten Amtsjahr um einige Veranstaltungen gebracht: Ausfall des Prinzessinenballes in Bad Dürkheim, Verleihung der Jahresorden im Haus der Fastnacht in Speyer und so weiter, die sowohl in 2020 und 2021 ausgefallen sind. Jedoch repräsentierten sie den Verein bei allen vereinsinternen Veranstaltungen wie Stammtischen, Wanderung, Helferdienste im Ambertpark und Kampagneeröffnung am 11.11.21.
Für die Ordensübergabe jetzt im Februar ist die Vorstandschaft noch am überlegen, wie man das doch ein wenig ehrenvoll und feierlich gestalten kann. Wenn, ist hier am ehesten was kurzfristiges möglich gegen Ende Februar, aber noch nichts beschlossen. Auch über eine Veranstaltung im Sommer wird derzeit nachgedacht – hier müssen jedoch zuvor auch die Gruppen wieder trainieren können.
Ein neues Prinzenpaar wurde vom Präsidenten und Vizepräsident zwar bereits ausgewählt, jedoch aufgrund des Ausfalls der Kampagne nicht inthronisiert und bleibt somit ein Geheimnis bis zum Eröffnungsball 2023. Es bleibt spannend.

Aber nicht nur der KVA Annweiler sondern auch der Vorstand des Karnevalclubs Die Schnecketreiwer in Silz hat aufgrund der steigenden Coronazahlen und der damit verbundenen Risiken beschlossen, die Durchführung der Prunksitzungen im Februar 2022 abzusagen. Auch die Kampagneneröffnung im November wurde bereits kurzfristig abgesagt.
Noch bis Ende Oktober vergangenen Jahres bestand beim Verein die Hoffnung, dass die Prunksitzungen stattfinden könnten. Daraus wurde aber wegen der Coronalage wieder nichts. Eigentlich wollte man im Oktober den Mietvertrag für das Bürgerhaus und die Verträge mit Musik und Tontechnik unterzeichnen, konnte den Vertragsabschluss aber zurückstellen, bis schließlich abgesagt werden musste.
Den Vertragspartnern sind die Schnecketreiwer sehr dankbar, nicht unter Zugzwang gesetzt worden zu sein und auch dafür, dass keine Stornokosten oder Vertragsstrafen in Rechnung gestellt worden sind.
Die Schnecketreiwer-Mitglieder haben Verständnis für die Entscheidung gezeigt, wenngleich es allen schwer fällt, jetzt schon zwei Jahre zu pausieren.
Da der Verein keine größeren Ausgaben hatte, die nicht über die Mitgliederbeiträge gedeckt werden konnten, ist bisher kein finanzieller Schaden entstanden. Wie es für alle weiter geht, hängt natürlich stark von der weiteren Entwicklung ab.
Beabsichtig ist im Mai eine Veranstaltung zur Pflege des karnevalistische Brauchtums durchzuführen, vorausgesetzt die Infektionslage lässt eine solche Veranstaltung zu.

Die Häädsturre aus Rinnthal sind auch leicht verzweifelt, denn sobald man in diesen Zeiten versucht, irgendetwas auf die Beine zu stellen, wird’s wieder zunichte gemacht und muss oft kurzfristig umorganisiert oder abgesagt werden.
So findet auch hier derzeit kein Training statt und die Karnevalsumzüge sind abgesagt.
Der Karnevalverein in Rinnthal hat außerdem das Problem, dass Mitgliederaustritte zu verzeichnen sind. Einige treten den Wechsel in die nächst höhere Schautanzgruppe nicht an, beispielsweise von den Minis zu den Black Magic Teens. Und so manche Tänzerin kehrt nach einer Heirat oder gar Kindersegen nicht wieder zurück. Neben den Häädmädels und de Häädhexe sind noch die Devil Dancers eigentlich am Start.
In manchen Fällen ist es auch so, dass eine Familie nicht mehr die Zeit findet, sich aktiv am Vereinsgeschehen zu beteiligen. Corona hat somit auch die Häädsturre in eine Krise gestürzt, obwohl die erste Vorsitzende des Vereins Monika Hafner in den vergangenen zwei Jahren alles nur erdenkliche in Bewegung gesetzt hat, um das Vereinsleben nicht einschlafen zu lassen und der Bevölkerung zu signalisieren: es gibt sie noch die Häädsturre. Sie organisierte eine Bähnelrundfahrt von Offenbach über Flemmlingen und Hainfeld mit Einkehr und Abschluss dehääm, sowie ein weiteres privates Gruppentreffen.
Leider konnte die Nikolauswanderung nicht wie üblich stattfinden, dafür gab es Glühwein und Punsch und und kleine Überraschung als Weihnachtsgruß an der Haustür für die Mitglieder. Es sind etwa 100 an der Zahl.
Monika Hafner sagt, es sei wichtig, sich persönlich zu begegnen und falls dies nicht möglich ist, wenigstens irgendwie im Gespräch zu bleiben.
Immerhin konnte letztes Jahr im Oktober das Grumbeerbrode im Tal der Generationen in Rinnthal stattfinden.
Aber es gab keine Inthronisierung der Prinzessin, keine traditionelle Schlüsselübergabe beim Neujahrsempfang, Umzüge sind abgesagt, auch der Kinderfasching und die Prunksitzungen.
Und unter streng eingehaltenen Hygiene- und Abstandsregeln käme ohnehin sicherlich keine Stimmung auf, ist sich Monika Hafner sicher.
Das Training für die Schautanzgruppen findet normalerweise im Bürgerhaus statt. Dieses ist bis September noch ausgesetzt. Zu wenig Platz im Raum zur derzeitigen Coronalage.
Wichtig ist es, die Zuversicht nicht zu verlieren. Im Mai treffen sich die Häädsturre zur Mitgliederversammlung.
Auf ein Sommerfest, eventuell im Tal der Generationen, hofft der Karnevalverein. Auch die Nacht der Lichter soll Anfang September hoffentlich gefeiert werden.

Autor:

Britta Bender aus Annweiler

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