Schicksal einer Holocaustüberlebenden
„Mädchen mit Hutschachtel“

Die dokumentarische Inszenierung der Badischen Landesbühne zeichnet das Schicksal der heute 94-jährigen Edith Leuchtner nach, die den Holocaust überlebt hat | Foto: Sonja Ramm
  • Die dokumentarische Inszenierung der Badischen Landesbühne zeichnet das Schicksal der heute 94-jährigen Edith Leuchtner nach, die den Holocaust überlebt hat
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Pirmasens. Das bewegende Theaterstück „Mädchen mit Hutschachtel“ kommt am Mittwoch, 7. Februar, in der Pirmasenser Festhalle zur Aufführung. Die dokumentarische Inszenierung der Badischen Landesbühne zeichnet das Schicksal der heute 94-jährigen Edith Leuchtner nach, die den Holocaust überlebt hat.
Das speziell für Schüler konzipierte Stück bietet einen eindrucksvollen Zugang zu diesem dunklen Kapitel deutscher Geschichte. Mit der Vorstellung möchte die Stadt Pirmasens – mit großzügiger Unterstützung durch den Bezirksverband Pfalz - einen weiteren wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur und zum Gedenken an die Deportation jüdischer Menschen nach Gurs leisten. Am 22. Oktober 1940 wurden über 6.500 Juden aus Baden und Saarpfalz in das französische Internierungslager in den Pyrenäen deportiert.
Der 22. Oktober 1940 ist einer der schwärzesten Tage in der Geschichte Bruchsals: In den frühen Morgenstunden wurden beinahe alle Bruchsaler Juden verhaftet, durch die Stadt zum Bahnhof getrieben und von dort in das Lager Gurs verschleppt. Diese schrecklichen Ereignisse wurde in einem NS-Propagandafilm mit dem grotesken Titel „Bruchsal judenfrei! Die letzten Juden verlassen Bruchsal“ festgehalten. Eine Szene zeigt den Menschenzug an den Gleisen des Bahnhofs, darin ein Mädchen, das ihre Hutschachtel über die Schienen trägt.
Angeregt von Carsten Ramm und seinen Fragen „Wer war dieses Mädchen?“ und „Was ist aus ihr geworden?“ haben sich die Autorin Lisa Sommerfeldt und die Dramaturgin und Regisseurin Petra Jenni auf Spurensuche begeben. Sie haben herausgefunden, dass es sich dabei um die heute in Florida in den USA lebende 94-jährige Edith Leuchter (geborene Löb) handelt. Sie war damals 13 Jahre alt, als sie zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter nach Gurs verschleppt wurde. Ihr kleiner Bruder Heinz war zu dieser Zeit in einem Kinderheim in Frankfurt, ihr Vater bereits in den USA. Edith wurde aus dem Internierungslager befreit und musste unter falschem Namen in einem fremden Land untertauchen. Nach dem Krieg gelang es ihr, nach New York auszuwandern. Heinz und ihre Mutter wurden im Konzentrationslager Auschwitz umgebracht.
Basierend auf Interviews, Briefen, Gerichtsakten und anderen Zeitdokumenten erzählt „Mädchen mit Hutschachtel“ die Geschichte einer der letzten noch lebendenden Bruchsaler Holocaustüberlebenden und macht eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte für „Nachgeborene“ erfahrbar. In einer Zeit, in der Nationalsozialismus und Rassismus wieder erstarken, muss die Erinnerungskultur lebendig gehalten werden. Denn das, was Edith und ihrer Familie und Millionen von anderen Juden angetan wurde, darf nie wieder passieren.
Angesprochen sind Kinder und Jugendliche ab 14 Jahren bzw. der 9. Klasse. Die Vorstellung beginnt um 11 Uhr. Die Badische Landesbühne hat umfangreiches Begleitmaterial erstellt. Interessierte Schulen werden gebeten, sich zwecks Reservierung mit dem Kulturamt in Verbindung zu setzen: Telefon: 06331/2392722; E-Mail: kartenverkauf@pirmasens.de. red

Autor:

Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens

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