Erster Fall im Landkreis – Gesellschaftliche Aktivitäten eingestellt
Ein „Souvenir“ aus Ischgl: Coronavirus angekommen

Ob der Segen des Heiligen Pirminius die Pirmasenser vor der gefürchteten Viruserkrankungen schützen kann?  Foto: Kling-Kimmle
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  • Ob der Segen des Heiligen Pirminius die Pirmasenser vor der gefürchteten Viruserkrankungen schützen kann? Foto: Kling-Kimmle
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von andrea katharina kling-kimmle

Pirmasens. Verlassen steht die große Pfarrkirche an diesem sonnigen Sonntagvormittag hoch über dem Schlossplatz. Vor dem Gotteshaus die Statue des Heiligen Pirminius, der als Namenspatron und Stadtgründer segnend seine Hand über die Einwohner hält. Im Innern zelebriert Kaplan Peter Heinke einsam die Messe vor leeren Bänken. Auf seiner Facebook-Seite schreibt der junge Priester: „Etwas ungewohnt, aber gerade jetzt ist das Gebet wichtig. “ Ganz wichtig in Anbetracht der Tatsache, dass im Landkreis Südwestpfalz der erste Fall der Infizierung mit dem gefürchteten Coronavirus aufgetreten ist.

Das gesellschaftliche Leben ist erlahmt – nicht nur in der katholischen Kirche. Als Schutzmaßnahmen, um die Ansteckungsgefahr mit der gefährlichen Covid-19 -Atemwegserkrankung zu minimieren, hat die Stadtverwaltung um Oberbürgermeister Markus Zwick alle Veranstaltungen bis auf weiteres abgesagt. Unabhängig von der Besucherzahl. Gekaufte Eintrittskarten für die Kulturtermine im Zeitraum bis zum 7. Mai werden per Überweisung zurückerstattet.
Wie Zwick betonte, gehe man „besonnen und mit Vernunft mit dem Thema um.“ Opfer der Vorsorgemaßnahmen sind neben dem deutsch-französischen Markt am 2. Mai auf dem Exe und dem Maimarkt vom 1. bis 10. Mai auch das erste City-Event des Jahres, die „Landgrafentage“ mit verkaufsoffenem Sonntag am 5. April. Der fällt nach Auskunft von Rolf Schlicher, zuständig für Marketing/Kultur/Tourismus und Sport, nicht gänzlich ins Wasser, sondern wird auf den 5. Juli verschoben. Die strikte Absage aller Veranstaltungen von Konzerten über Vorträge bis zum Ferienprogramm sieht Beigeordneter Denis Clauer als eine „Gratwanderung“ zwischen der Gesundheitsvorsorge und der Lebensqualität des Einzelnen. Denn ein totaler Rückzug aus der Gesellschaft könne auch keine Lösung sein, da die Menschen ansonsten vereinsamen.
Doch mit der Corona-Pandemie ist nicht zu spaßen. Deshalb sind Schulen und Kitas seit Montag geschlossen. Die Stadtverwaltung hat mit sogenannten Notgruppen „Betreuungsangebote für besondere Härtefälle“ gemacht, wie es OB Zwick formulierte. Es sei eine absolute Ausnahmeregelung. Betroffene Eltern, die als „unentbehrliche Schlüsselpersonen“ davon Gebrauch machten möchten, müssen ihren Bedarf schriftlich nachweisen.
Gestrichen sind alle Freizeitaktivitäten des Jugendamtes im Rahmen des Ferienprogrammes. Wie die Stadtverwaltung mitteilte, wird zur Vorsorge die Buchung von weiteren Angeboten für Sommer und Herbst ausgesetzt.
Auf die kritische Lage haben auch Volkshochschule und Stadtwerke reagiert. Alle VHS-Kurse, die bis 19. April ausgeschrieben sind, werden nicht durchgeführt. Geprüft werde derzeit Entschädigungen für bereits gezahlte Gebühren und entgangene Dozentenhonorare, teilte Dezernent Clauer mit. Geschlossen wurde auch das Pirmasenser Hallenbad. Damit entfalle die Kino Pool-Party am kommenden Sonntag, so Stadtwerke-Geschäftsführer Christoph Dörr, der auf das Verständnis der Bevölkerung für diese Entscheidungen hofft. In den Bussen der Verkehrsbetriebe ist der Einstieg nur über die hintere Tür möglich, der Fahrerbereich wurde abgesperrt, Tickets müssen nicht vorgezeigt werden, so Gert Steigner, Leiter der Verkehrsbetriebe.
Vorsorgemaßnahmen hat die katholischen Familienbildungsstätte am Sommerwald getroffen. Die Einrichtung wird bis zum Ende der Osterferien geschlossen bleiben.
Stille herrscht im Walhalla-Kinocenter: „Aus Verantwortung gegenüber unseren Besuchern und den Mitarbeitern“ so Betreiber Theodor Sieber, bleibe die Leinwand zunächst bis nach Ostern dunkel.
„Tote Hose“ bei FKP und TVP. Beide Sportvereine haben aufgrund der „aktuellen Empfehlungen“ ihren Trainings- und Veranstaltungsbetrieb eingestellt. Selbsthilfegruppen, wie die Initiative der Multiple Sklerose-Erkrankten, sagten ihre regelmäßigen Treffen ab. Man wolle abwarten, bis sich „die Lage wieder entspannt hat“, teilte Karin Roll von der MS-Selbsthilfegruppe mit.
Doch davon kann keine Rede sein, denn im Landkreis Südwestpfalz wurde der erste positive Fall registriert. Es handle sich um einen Rückkehrer aus dem Ski-Urlaub in Ischgl, so ein Pressesprecher. Der Mann und seine Familie befinden sich auf Anordnung des Gesundheitsamtes in häuslicher Quarantäne in ihrer Wohnung. „Bei den Angehörigen sind bisher keine Krankheitszeichen festgestellt worden,“ teilte Landrätin Dr. Susanne Ganster mit.
Unterschiedlich auf die Corona-Krise reagierten die großen Kirchen. Während der katholische Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann alle Gottesdienste im Bistum Speyer vorerst ausgesetzt hat, bietet die protestantische Johanneskirchengemeinde mit dem Pfarrerehepaar Kerstin und Volker Strauch die Sonntagsfeiern „für alle, die ein dringendes Bedürfnis nach gottesdienstlicher Begleitung vor Ort haben“ weiterhin an. Allerdings verzichte man auf das Abendmahl. Den „Engel des Herrn“ ins Boot holen die Katholiken auf Anregung ihres Bischofs. Drei mal am Tag werden die Kirchenglocken zur Gebetsgemeinschaft aufrufen: „Ave Maria“. ak

Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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