Verschwundene Schanzen und Militäranlagen
Die Queichlinien

Albersweiler Redoute über dem Bahnhaltepunkt  | Foto: R. Übel
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  • Albersweiler Redoute über dem Bahnhaltepunkt
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von Rolf Übel
Südpfalz. Im zweiten Teil unserer Reihe über versteckte Befestigungen in unserer Region geht es um verschwundene und verborgene Militäranlagen.
Im 17. und 18. Jahrhundert wurden in der Südpfalz einige militärischen Anlagen errichtet, die in ihrer Zeit recht imposant gewesen sein müssen, heute aber fast vollständig verschwunden sind. Gemeint sind die Queichlinien von Annweiler entlang der Queich bis nach Hördt am Rhein und die Lauterlinien zwischen Weißenburg und Lauterburg entlang der Lauter sowie verschanzte Stellungen in den Revolutionskriegen ab 1792, deren bekanntesten die Schanzen auf dem Schänzel bei Edenkoben und um die Drei Buchen sowie auf Johanniskreuz sein dürften. Außer dem Schänzel mit dem Schänzelturm und dem Forsthaus Heldenstein, die touristisch gut erschlossen sind, sind diese Militäranlagen heute fast in Vergessenheit geraten.
Die Queichlinien hängen zusammen mit der Festung Landau, die 1688 bis 1691 um Landau gebaut wurde. Schon 1687 hatte man einen Kanal ausgegraben, der über 7 Kilometer von Albersweiler bis nach Landau führte, genauer vom heutigen Albersweilerer Bahnhaltepunkt bis zum Westbahnhof in Landau.
Über den Kanal sollten Steine aus dem großen Gneisbruch in Albersweiler und von Sandsteinbrüchen im Pfälzerwald, ferner Holz aus den Waldungen und Kalk, unter anderem von der Kleinen Kalmit, nach Landau geflößt oder getreidelt werden. Das Wasserbauwerk hatte eine Breite von 13 Metern, eine Tiefe von 1,95 Metern und die Sohlenbreite war 7 Meter. Querende Bäche wurden mit Unterführungen unter dem Kanal durchgeleitet (aquäducts du pont).
An verschiedenen Stellen hatte man Verladebuchten gebaut, um die mit Fuhrwerken herantransportierten Baumaterialien zu verladen. Für den Transport wurden eigens spezielle Boote gebaut. Endstation war das Werk Nr. 44 im Westen der Festung, in dessen Wasserbecken die Boote anlegen konnten.
Von diesem Kanal sind die Ableitungen der Queich in Albersweiler noch erhalten, auch ein Teil des Kanalverlaufs sowie Aquäducts du pont. Und in Landau tauchen immer wieder westlich des Westbahnhofs Teile von Schleusen bei Bauarbeiten auf. Der Kanal war mit einem System von Erdschanzen (Redouten) gesichert, die sich nördlich des Kanalverlaufs von Albersweiler bis nach Landau zogen. Diese Viereckschanzen hatten eine Seitenlänge von bis zu 60 Metern und waren im Kriegsfalle mit 70 Mann besetzt. Auf zeitgenössischen Karten sind sie noch zu sehen. Um Albersweiler gab es in der Mitte des 18. Jahrhunderts neun solcher Schanzen, die aber alle als verschwunden galten. Bis mich Erwin Schneider aus Albersweiler vor wenigen Jahren auf eine Beobachtung auf der Höhe südlich des Bahnhaltepunkts aufmerksam machte: Er glaubte, in dem Erdaufwurf die letzten Reste der Befestigung um das Dorf zu sehen.
Zu Recht! Tatsächlich handelt es sich hier um die in die Karten eingezeichnete Schanze Nr. 12 mit vorgelegter Brustwehr, von der sich Teile der südlichen Facen (Wälle in Feindseite) erhalten haben. Dieser letzte Teil der Befestigung des Ortes führt heute ein Schattendasein abseits der begangenen Wege.
Von der Festung Landau bis nach Hördt am Rhein wurde ein noch imposanteres Festungssystem angelegt: die Queichlinien. Sie begannen auf der Höhe von Queichheim als durchgehender Wall, verliefen nördlich von Queichheim und Mörlheim, wobei diese beiden Orte nicht mit Wall und Graben befestigt waren. Die östlich folgenden Dörfer Offenbach, Ottersheim, Knittelsheim und Bellheim waren teilweise von Wall und Graben komplett umgeben und bildeten kleine befestigte Stützpunkte innerhalb der Linien.
Auch die Mühlen, wie die Fuchsmühle oder die Knittelsheimer Mühlen, waren als sogenannte point principal befestigt. Dies geschah auch, um ihre Schleusen zu schützen, die wichtig waren, um Wasser in die Überschwemmungsflächen einleiten zu können. Diese, französisch Flaques genannten Überschwemmungsflächen waren auch noch mit Riegeldämmen traversiert, damit man Wasser hochstauen konnte. Diesen Ausbaustand hatten die Linien aber erst um 1760 erreicht. Begonnen wurden sie in geringerem Umfang und militärischem Wert durch die Franzosen im Jahre 1702 nördlich der Queich. Diese Linien wurden 1743 wieder eingeebnet, und 1744/45 begann Marschall Couigni, die Linien neu anzulegen, diesmal stärker ausgebaut, und weiter südlich hinter die Queich zu verlegen und die Dörfer zu befestigen.
Zu Beginn der Revolutionskriege 1792 besetzten und verstärkten französische Truppen die Linien, und aus den Linien begannen sie ihren erfolgreichen Feldzug links des Rheins, der in der Einnahme von Mainz gipfelte. Allerdings brachte ein Gegenangriff 1793 einen Durchbruch der Österreicher und Preußen durch die Linien.
Im Winter des Jahres eroberten die Franzosen sie zurück, und General Hoche ließ sie durch 6000 Arbeiter maßgeblich verstärken. Ihr Ende kam nach 1815. Das Gebiet zwischen Queich und Lauter wurde mit der gesamten Pfalz bayerisch, und die Bayern ließen die Linien von 1826 bis 1830 einebnen. So gründlich, dass sich nur wenig erhalten hat. Über Luftbildarchäologie und Lidar-Scans hat man im offenen Gelände noch in der Erde steckend Schanzen und Wälle entdeckt, aber oberirdisch zu besichtigen ist sehr wenig. Das Queichwehr zwischen Mörlheim und Offenbach, das Umfeld der Knittelsbacher Mühle und eine ausgegrabene und restaurierte Schanze in Bellheim sind die wenigen Punkte, die an dieses militärische System erinnern.
Anders sieht es 25 Kilometer weiter südlich aus. Fast zeitgleich legten die Franzosen die Lauterlinien an, zwischen den Festungen Lauterburg und Weißenburg. Diese Linie, 25 Kilometer lang, ist heute noch in weiten Teilen südlich der Lauter erhalten und über einen Wanderweg erschlossen, den „Sentier des Lignes de la Lauter“. Aber auch nördlich der Lauter auf deutschem Gebiet haben sich Teile erhalten: die Redoute bei Steinfeld, die Befestigung der Bienwaldmühle und die Redouten bei Schweighofen im Bienwald.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass sich in der Südpfalz noch vereinzelt Schanzen finden, die dem Spanischen Erbfolgekrieg (1702-1715) zugeordnet werden.
So findet sich eine Schanze auf dem Gipfel des Probstberges bei Oberotterbach, die als Vorposten der Lauterlinien bezeichnet wird. Eine weitere befindet sich auf dem Pitzberg, ebenfalls bei Oberotterbach. Es handelt sich um quadratische Schanzen mit Wall und Graben, die man im Gelände noch erkennen kann und die mit Rittersteinen gekennzeichnet sind. Sie werden auf 1704 datiert.
Die Revolutionskriege der Jahre 1792 bis 1795 haben auch in der Pfalz getobt. Landau wurde belagert, die Queich- wie auch die Lauterlinien waren umkämpft. Und im Juli 1794 fanden entscheidende Gefechte an verschiedenen Stellen im Pfälzerwald statt, die zumindest für dieses Jahr zu einem Sieg der Franzosen führten.
1794 wollten die Franzosen nach ihrem erfolgreichen Winterfeldzug, der zum Einsatz der von den Alliierten belagerten Festung Landau geführt hatte, zum zweiten Mal nach 1792 das linksrheinische Gebiet erobern. Ihr erster Angriff im Juni 1794 scheiterte, der Frontalangriff in der Ebene wurde zurückgeschlagen. Einen Monat später griffen sie erneut an, frontal in der Ebene entlang der gesamten Front bis zum Rhein mit einem Schwerpunkt in Edenkoben, und mit zwei Angriffen auf Schlüsselstellung im Pfälzerwald – gegen die Stellungen bei Johanniskreuz und auf dem Steigerkopf bei Edenkoben, besser bekannt als Schänzel.
Am 13. Juli 1794 stürmten französische Truppen der sogenannten Annweilerer Division die Schanzen bei Edenkoben und bei Johanniskreuz, was ihnen ermöglichte, den Truppen der Preußen und Österreicher, die bei Edenkoben und Kirrweiler erbitterten Widerstand leisteten, in den Rücken zu fallen und andererseits den Weg nach Kaiserslautern zu öffnen.
Die Preußen auf dem Steigerkopf wehrten die Angriffe der Franzosen aus ihren verschanzten Stellungen am Anfang noch ab, bis den Franzosen ein Umgehungsmanöver über den Satzerstein gelang, das es ihnen ermöglichte, die Preußen in der nördliche Flanke zu fassen. Wollten sie nicht abgeschnitten werden, mussten sie sich zurückziehen.
Der Steigerkopf war mit vier Schanzen, vorgelegten Gräben und Baumverhauen gut gesichert und mit 4000 Mann besetzt. Die Franzosen griffen mit 7000 Mann an. Am Ende des Tages waren über 1000 Mann tot, unter ihnen der Kommandeur der Preußen, der österreichische General von Pfau. Am Ort der Schlacht finden sich viele Denkmale, die an sie erinnern: Die vier Schanzen sind heute noch gut zu sehen. Inschriftensteine weisen sie aus, wie auch die vorgelegten Gräben und Kriegsverhaue. In Schanze 1 steht das Österreicher-Denkmal, das Denkmal zur Erinnerung von General Pfau. In Stein gehauene Inschriften erinnern an die Regimenter, die dort kämpften, unter anderem das Regiment von Schladen und das Regiment von Borck. Ein Ritterstein steht an der Stelle, an der die preußischen Truppen lagerten; ein weiterer an der, an der General von Pfau fiel.
Dominiert wird das Schlachtfeld seit 1894 durch den 13 Meter hohen Schänzelturm. Und das Forsthaus Heldenstein trägt seinen Namen auch nach dieser Schlacht.
Bei Johanniskreuz sind auch noch Schanzen zu sehen, die mit Hinweistafeln versehen sind.
Wenig bekannt sind die Schanzen auf den Drei Buchen bei Ramberg. Eine liegt genau auf dem Sattel neben dem Weg zur Meistersel: Ein Teil des Wall und des Grabens sind noch zu sehen. Weitere Schanzen können auf Lidar-Scans bei dem Ramberger Waldhaus entdeckt werden, allerdings sind sie bei Begehungen des Geländes nur schwer auszumachen. Das gilt auch für die Schanze am Eybühl.

Autor:

Britta Bender aus Annweiler

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