Vernissage und Ausstellung:
Stilllegung der Zuckerfabrik Waghäusel vor 25 Jahren

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Waghäusel. Nach 25 Jahren hat der Heimatverein Wiesental ein orts- und regionalgeschichtlich bedeutsames Ereignis gegenwärtig werden lassen. Nach wochenlangen Vorbereitungen bot er in den Räumen des Heimatmuseums im alten Rathaus eine Vernissage zur beginnenden Sonderausstellung am 22. März – am Tag des Wiesentaler Frühlingsfestes -, die unter dem Thema „Geschichte, Entwicklung und Ende der Zuckerfabrik Waghäusel“ steht. Zu den geladenen Gästen gehörten Oberbürgermeister Walter Heiler, Bürgermeister Thomas Deuschle, Altbürgermeister Robert Straub, etliche Stadträte, Vertreter der Heimatvereine Kirrlach mit Roland Liebl und Oberhausen-Rheinhausen mit Heinz Kraus.
Die Vernissage erlaubte einen umfangreichen Rückblick auf ein Stück Stadtgeschichte: Eigentlich unerwartet und überraschend für die Stadt Waghäusel hatte der Aufsichtsrat der Südzucker AG beschlossen, die Fabrik in Waghäusel mit dem Ende der Kampagne 1995 stillzulegen. Nach 158 Jahren Produktion wurden die Maschinen abgestellt und die Tore der Zuckerfabrik für immer geschlossen.
Ines Unser, freischaffende Künstlerin aus Oberhausen und engagierte Unterstützerin des Heimatvereins, hat nunmehr eine Präsentation von 32 außergewöhnlichen und bislang unbekannten großformatigen Bildern aus der Zeit des Rückbaus der Zuckerfabrik ermöglicht. Zu sehen sind außerdem 35 ausgesuchte Fotoexponate seit den Anfangsjahren ab 1837.
Die Gäste begrüßte Heimatvereinsvorsitzender Hans-Peter Hiltwein, wies auf das besondere Thema hin, stellte die Hauptakteurin Ines Unser vor.
Wie kam es zu dieser Ausstellung und zu dieser Schwerpunktsetzung? Die junge Frau berichtete über ein Projekt der Badischen Landesbühne, wozu sie Aufnahmen des Geländes und der teils im Abriss befindlichen Gebäude benötigte. Vor diesem Hintergrund kamen die ungewöhnlichen Fotografien zustande.
In einem Grußwort dankte OB Heiler dem Heimatverein für die Initiative. Für den Bereich der Zuckerfabrik habe die Stadt bislang 21 Millionen Euro ausgegeben, vier weitere stehen noch an, so dass sich eine Gesamtausgabe von rund 25 Millionen Euro ergibt. Doch nicht alles musste und müsse die Stadt allein finanzieren. Die Fördermittel machen etwa 50 Prozent aus, betonte der Rathauschef.
Vor der großen Bilderwand, vor den einzelnen Aufnahmen an den Wänden und in mehreren Ausstellungskasten durften die gut 60 Besucher in die jüngere Vergangenheit eintauchen. Fast jeder erinnerte sich noch an den Betrieb, an den süßlichen Geruch der Rübenverarbeitung, an die Zeit der Stilllegung und des allmählichen Abrisses.
1995 war das endgültige Aus gekommen. Nach längeren und vor allem zähen Verhandlungen kaufte die Stadt Waghäusel 1997 das Areal mit allen Gebäuden - und damit auch die Eremitage, das Schlösschen mit den Kavaliershäusern - zum symbolischen Preis von einer Deutschen Mark. Die beiden damaligen Vertragsunterzeichner waren Bürgermeister Robert Straub und Südzucker-Vorstandsmitglied Dr. Christoph Kirsch (siehe Foto von 1997).
Was waren die Anfänge? Im Großherzogtum Baden wurde 1836 Carl Sebastian Schuzenbach gestattet, sein Verfahren zur Zuckergewinnung in einer Fabrik einzusetzen. Ein Jahr später, 1837, kaufte die „Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation“ die rund 13 Hektar große Schlossanlage vom badischen Staat und errichtete hier das regional bedeutsame Werk, das den Namen Waghäusel so bekannt machte.
In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die Fabrik zu dem größten Industrieunternehmen im Großherzogtum Baden. Zeitweise verdienten dort mehr als 1.000 Arbeiter ihren Lebensunterhalt. Doch in Folge der Wiedervereinigung ab 1989 waren im Osten alle bestehenden Zuckerfabriken zum Verkauf angeboten worden. Die Südzucker AG erwarb 14 Zuckerfabrikstandorte, was schließlich die Produktion in Waghäusel überflüssig machte. Die 14 Zuckerfabriken wurden allesamt geschlossen und abgetragen. Für die Verarbeitung der Rüben entstanden zwei neue Fabriken, die sodann die 14 früheren ersetzten.
Seit 1997 ist die Stadt Waghäusel Eigentümer des knapp 41 Hektar großen Geländes. Dafür musste die Kommune die vorhandenen Altlasten übernehmen, auch die Unterhaltung der Gebäude, mitunter den erforderlichen Abriss, schließlich die aufwändige Sanierung der Eremitage und demnächst den Abbau der beiden Silos.
Seit 2004 arbeitet die Ideengeberin Ines Unser als freischaffende Kostüm- und Bühnenbildnerin. Nach einer Assistenz am Volkstheater Wien folgten Ausstattungsengagements am Stadttheater Trier, am Deutschen Staatstheater Temeswar und zahlreiche Ausstattungen an der Badischen Landesbühne in Bruchsal.
2015 war sie als Locationscout mit der Organisation, Konzeption und Ausstattung von „Utopolis – Das Zukunftsfestival“ im Rahmen der Heimattage Bruchsal beteiligt. Seit April 2017 entwirft die junge Frau gemeinsam mit dem Berliner “Little Black Fish Collective“ Raum- und Kostümkonzepte. Aktuell arbeitet sie an den Ausstattungskonzeptionen der drei Bürgertheaterproduktionen an der Badischen Landesbühne Bruchsal, die im März und Mai 2020 Premiere haben.
Für die Bevölkerung ist die Sonderausstellung (voraussichtlich) zum Wiesentaler Frühlingsfest am Sonntag, 22. März, geöffnet.

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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