Beweidung mit Auerochsen, Ziegen und Eseln am Gräfenhausener Wingertsberg
Im Einsatz für Artenvielfalt und sanften Tourismus

Fühlen sich wohl und gestalten eine wertvolle Landschaft: Auerochsen in Gräfenhausen 

 | Foto: Biosphärenreservat
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Gräfenhausen. Dem Gestrüpp am Wingertsberg in Gräfenhausen, in einem Seitental nördlich von Annweiler gelegen, machen seit 2015 Auerochsen, Ziegen und Esel den Garaus. Dabei sind sie recht erfolgreich, wenn auch noch viel zu tun ist, wie die Projektbetreuer bei einer Begehung festgestellt haben. Etwa zwei Drittel der 13 Hektar großen Fläche sind derzeit durch eine halboffene Landschaft geprägt, die nicht nur attraktiv, sondern auch besonders artenreich ist. Das war nicht immer so: Bis in die 1970er Jahre hinein wurde der Wingertsberg von zahlreichen Privathaushalten für den Wein- und Obstanbau genutzt. Da die Arbeit am Steilhang nicht nur hart, sondern auch kosten- und zeitintensiv war, wurden die Parzellen allerdings nach und nach sich selbst überlassen. Brombeeren, Schlehen und Wildrosen übernahmen schnell das Regiment und innerhalb kurzer Zeit war das Gelände so stark verbuscht, dass die Zauneidechse oder seltene Vogelarten wie der Wendehals zu verschwinden drohten.
Die Winzerin Andrea Schneider, die sich für die Attraktivität ihrer Heimatgemeinde stark macht, trat hier auf der Suche nach einer Lösung auf den Plan. Mit dem Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen als Berater und durch Unterstützung der Kreisverwaltung Südliche Weinstraße und des Landes Rheinland-Pfalz konnten über 300 Grundstücke erworben oder gepachtet und der Wingertsberg so für ein Beweidungsprojekt verfügbar werden. Die 291.000 Euro, die das Land aus Ersatzgeldzahlungen für das Projekt im Jahr 2015 zur Verfügung stellte, flossen etwa für Flächenankäufe und Notarkosten, Biotoperstpflegemaßnahmen mit einem Frontmulcher und für den Bau eines halboffenen Stalls sowie eines Weidezaunes.
Aktuell sind vier Esel, eine Herde Burenziegen mit sechs Zicklein und neun Auerochsen – ein Bulle und acht Mutterkühe – als Biotoppfleger im Einsatz. Die Auerochsen haben sechs Kälber und drei Absetzer, das sind Jungrinder, deren Fleisch demnächst vermarktet wird; alle Tiere gehören Bernd Völlinger aus Venningen. Punktuelle mechanische Pflegemaßnahmen unterstützen die Arbeit der tierischen Landschaftspfleger. Dadurch entwickelt sich eine ökologisch besonders wertvolle Mosaiklandschaft aus Offenland, Büschen, Vorwald und Streuobstwiesen, wobei die gemischte und ganzjährige Beweidung sich hier bewährt: Während sich die Auerochsen vor allem dem saftigen Gras widmen, aber auch junge Triebe von Hecken und Sträuchern naschen, grasen Ziegen sehr tief und gehen auch an struppige und dornige Büsche, im Winter fressen sie gerne Rinde von Gehölzen. Als gute Kletterer kommen sie gut mit den Steilhängen im Gelände zurecht. Esel wiederum mögen Kräuter und Gras, verschmähen auch Rinde nicht und kauen sogar auf Holz herum. Durch das tiefe Grasen der Ziegen und die Hufe der Tiere liegt hier und da Rohboden frei, was Insekten, wie einige seltene Heuschrecken- oder Laufkäfer-Arten, zu schätzen wissen. In den stattlichen Fladen der Auerochsen fühlen sich der Dungkäfer wie zahlreiche andere kleine Lebewesen wohl, diese wiederum dienen Fledermäusen wie der Kleinen Hufeisennase als Nahrung.
Andrea Schneider und Helmut Schuler, der für das Biosphärenreservat Pfälzerwald mehrere Beweidungsprojekte betreut, stellen bei der Begehung fest: Schlehen und Brombeeren haben sich auf Teilen der Fläche wieder stärker ausgebreitet, dem müsse weiterhin Einhalt geboten werden. Wichtig sei es auch, Steinmauern der alten Weinbauterrassen als wertvolle Lebensräume für Reptilien frei zu halten. Flächen, die durch Wildschweine beschädigt waren, konnten sich zwischenzeitlich gut erholen.
Dass das von den Tieren gestaltete Gelände nicht nur artenreich, sondern auch attraktiv ist, davon können sich Spaziergänger auf einem etwa drei Kilometer langen Rundweg überzeugen. Immer wieder eröffnen sich hier wunderbare Blicke auf die Burgen Trifels, Anebos und Münz, nebenbei kann man die weidenden Tiere beobachten. So fördert das Projekt auch den sanften Tourismus im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen.
Speziell für Kinder ab acht Jahren und ihre Begleiter bietet Andrea Schneider über das Kinderferienprogramm für das Trifelsland am 27. Juni um 15 Uhr eine Führung um das Beweidungsgelände an, Anmeldung beim Büro für Tourismus in Annweiler unter der Telefonnummer 06346 2200.
Am 16. und 17. Juni kann beim Burgunderweinfest in Gräfenhausen feiner Burgunderbraten mit dem naturnah und lokal erzeugten Fleisch der Wingertsberg-Rinder gekostet werden. Wenn ab September wieder alle zwei bis drei Monate geschlachtet wird, liefert Bernd Völlinger das Fleisch seiner Tiere auch an den Burgunderhof Schneider in Gräfenhausen, wo man es bestellen und kaufen kann (www.burgunderhof-schneider.de). ps

Fühlen sich wohl und gestalten eine wertvolle Landschaft: Auerochsen in Gräfenhausen 

 | Foto: Biosphärenreservat
Verschmäht auch dornige Schlehen nicht: Burenziege am Gräfenhausener Wingertsberg. | Foto:  Biosphärenreservat
Autor:

Jürgen Bender aus Annweiler

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