Erinnerungen ans „Hoppe zoppe“
Dudenhofens Hopfengeschichte: Von der Höh bis zur Brauerei

"Hoppe zoppe" in Dudenhofen; ca. 1935 | Foto: "Dudenhofen anno dazumal" - Bildband Speyerer Volksbank 1983 - Repro: cke
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  • "Hoppe zoppe" in Dudenhofen; ca. 1935
  • Foto: "Dudenhofen anno dazumal" - Bildband Speyerer Volksbank 1983 - Repro: cke
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Die Gemarkung Dudenhofen war einst ein landwirtschaftliches Kleinod, begünstigt durch ihre fruchtbaren Böden, ausreichende Bewässerung durch Speyer-, Woog- und Hainbach sowie einen hohen Grundwasserspiegel. Der nördlich angrenzende Gemeindewald bot zusätzlichen klimatischen Schutz. In dieser paradiesischen Umgebung gediehen neben dem allgemeinen Feldbau das ganze Jahr über Reben, Obstbäume, Spargel und Tabak. Besonders imposant präsentierten sich aber auch die Hopfenfelder.
    
Eine Tradition, die Generationen prägte
Wer den Hopfen damals ins Dorf brachte ist unbekannt. Der Hopfenanbau entwickelte sich jedoch rasch. Laut Ortschronik wurden bereits 1850 im Landkreis Speyer 160 Zentner Hopfen geerntet, das waren 40 % der pfälzischen Hopfenernte.1901 gab es im Landkreis 35 ha, davon in Dudenhofen allein 22 ha, auf 20 Betriebe verteilt. An die 20 Zentner Hopfen wurden damals geerntet. 1928 gab es nur noch in Dudenhofen Hopfen. 1934 betrug die Anbaufläche 5,25 ha und bis 1938 wuchs die Anbaufläche auf insgesamt 8,45 Hektar an. Besonders geeignet für den Hopfenanbau waren die fetten Lehmböden beiderseits der Berghäuser Straße, in der Gewanne "Ruppertsäcker" bis hin zur "Höh", einst Dudenhofens bekanntestes Hopfenanbaugebiet.
   
Rudolf Kinscherff, ein Dudenhofener Original und Chronist, verdeutlicht in einem heimatgeschichtlichen Beitrag, dass der Hopfenanbau auf der Gemarkung Dudenhofen ein anspruchsvolles Unterfangen war, das sowohl wirtschaftliches Geschick als auch tiefgreifendes Fachwissen verlangte: Geradegewachsene Fichtenstämme aus dem Elmsteiner Tal wurden entrindet und auf etwa 10 Meter zugerichtet. Eine Spezialmannschaft aus Babelroth bei Bergzabern vermass das jeweilige Feld und setzte Basaltsteine im Abstand von 5-6 Metern, um die Stangen zu fixieren. Drähte mit Widerhaken dienten als Rankhilfe. Die Verknüpfung der Drähte am Stangenende erforderte Know-how, um die Anlage gegen Herbststürme zu sichern. Nach Fertigstellung der Grundkonstruktion begann der eigentliche Anbau. Die Bauern setzten Hopfenpfropfen zwischen Stein und Ankerdraht. Im Frühjahr entwickelten sich daraus Ranken, die an den Drähten emporwuchsen. Die Fruchtblütenstände, die Dolden, blühten dezent und verliehen den Feldern einen charakteristischen hellgrünen Schimmer. Die Pflege der Hopfenfelder erforderte kontinuierliche Aufmerksamkeit. Vorrangig war es, die Ackerflächen frei von Unkraut zu halten. Zusätzlich mussten die Hopfenpflanzen gelegentlich mit Kupferlösungen behandelt werden, um sie vor Rostpilzbefall zu schützen.
     
„Hoppe zoppe, Stiel dro losse …“
Ende August, wenn die Dolden prall und reif waren, begann die Hopfenernte. Bereits vor Tagesanbruch fand man sich auf dem Acker ein, um mit der Arbeit zu beginnen. Mit einem großen „Sesel“ wurde das Rankengeflecht an der Spitze gelöst und mit einem kleineren Haken zu Boden gezogen, nachdem die Ruten abgeschnitten und die Drähte gelockert waren. Die geernteten Ranken wurden dann mit Rebscheren in etwa 30 cm lange Stücke geschnitten und zu Büscheln gebunden. Die Arbeit auf dem Felde erforderte schon damals ein gutes Zeitmanagement, denn bis zum Vormittag musste alles erledigt sein, damit die die Ware abgeholt werden konnte. Übrig gebliebene Zwacken, auf der Tenne aufgeschüttet, wurden am Nachmittag von Familien, Verwandtschafts- oder Nachbarskreis „gezopft". Für jeden Pflücker galt die Losung: „Hoppe zoppe, Stiel dro losse, wers net will, solls bleiwe losse". Man rührte die fleißigen Hände, rupfte und zupfte, mit 3-4 Pfund war erst ein Korb voll, so leicht und locker war das Doldengewicht. Oft herrschte dabei eine gesellige Atmosphäre. Die Helfer tauschten Neuigkeiten aus dem Dorf aus, Kinder erzählten von ihren Schulerlebnissen, und gelegentlich erklangen sogar sentimentale Lieder, die von Heimatliebe und Sehnsucht handelten. Ein großer „Hewel" Bauernbrot, belegt mit Fallobstmus oder weißem Käse, regte zur Pause an. Die Dorfpflücker lieferten indes ihre Ernte ab, oft mehr als einen halben Zentner pro Person. Die Bezahlung erfolgte nach Gewicht und stieg im Laufe der Zeit von 5 auf 10 Pfennig pro Pfund, was besonders für kinderreiche Familien eine wichtige Einnahmequelle darstellte.
    
Der Bauer verteilte die angelieferte Hopfenmenge in der oberen Hopfenkammer zum Trocknen. Darunter sorgte ein röhrenförmiger Hopfenofen mit Propeller für die nötige Wärme. Nach einigen Wochen kam ein vereidigter Wiegemeister, der die getrockneten Dolden in große Säcke von 2 Metern Höhe und 1 Meter Breite presste. Sobald Zentnergewicht erreicht war, wurde der Sack versiegelt und zur Brauerei transportiert. Der Verkaufspreis lag meist zwischen 300 und 400 DM pro Einheit.
     
Drum tranken wir das Bier von hier …
Trotz ihrer Arbeit im Hopfenanbau konnten sich die Erzeuger selbst nur selten ein Bier leisten. Die meisten Gaststätten öffneten daher nur am Wochenende ihre Pforten. An besonders heißen Tagen holte man dann mit dem "Milchkännel" einen Liter Bier, der im Brunnentrog gekühlt und anschließend im Familienkreis genossen wurde. Eine Ausnahme bildete die Zeit des Hausdruschs, wenn an der Dreschmaschine Schwerstarbeit geleistet wurde. Als Drescherlohn gab es am Abend einen "Schrotkopf" (20-25 Liter) Frischbier. Die Arbeiter tranken ausgiebig, um den Staub aus ihren Kehlen zu spülen und die seltene Gelegenheit eines kostenlosen Biergenusses voll auszukosten, sich quasi satt zu trinken …
    
Die blühende Entwicklung des Hopfenanbaus in Dudenhofen fand 1938/39 jedoch ein abruptes Ende, als "höheren Orts" der Anbau verboten wurde, weil man die langen Hopfenstangen zum Bunkerbau am Westwall benötigte. Nach dem Krieg lebte der Hopfenanbau in Dudenhofen kurz wieder auf, erreichte aber nie wieder die frühere Bedeutung. Die einst prägenden Hopfengärten verschwanden schließlich Mitte der 1950er Jahre aus dem Ortsbild endgültig.
       
In Memoriam: Brauereibesichtigung am 27.02.2025
Zum Gedächtnis an diese langjährige Hopfentradition im Ort organisiert der Verein für Heimatgeschichte und -Kultur Dudenhofen e.V. am Donnerstag, den 27. Februar 2025, eine Besichtigung der „BELLHEIMER Brauerei“. Die Südpfälzer Traditionsbrauerei war in der Vergangenheit ein wichtiger Abnehmer für den in Dudenhofen angebauten Hopfen.
      
Die Veranstaltung steht allen Vereinsmitgliedern und Interessierten offen. Der Treffpunkt für die Abfahrt ist um 15:20 Uhr vor der katholischen Kirche in Dudenhofen, mit einer geplanten Rückkehr gegen 19:15 Uhr. Der Teilnehmerbeitrag beläuft sich auf 32 Euro und umfasst den Bustransfer, einen Imbiss mit Getränken sowie ein Souvenir der Bellheimer Brauerei.
     
Aus Sicherheitsgründen und aufgrund der örtlichen Gegebenheiten können leider Personen mit Gehhilfen oder stärkeren Gehbeeinträchtigungen nicht an der Besichtigung teilnehmen.
     
Interessierte können sich bis zum 20. Februar 2025 anmelden. Ansprechpartner sind der Vorsitzende Peter Eberhard (E-Mail: peter.eberhard55@gmx.de oder Tel. 06232-98782) und die stellvertretende Vorsitzende Lilli Birkle (Tel. 06232-92248).
    
  
Mehr zum Heimatverein und zur Ortsgeschichte von Dudenhofen: www.vhgd.de

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Autor:

Clemens Keller aus Römerberg-Dudenhofen

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