Charakter statt Algorithmus
Ehrungsfeier würdigt besondere Leistungen

- Der Stellvertretende Schulleiter Frank Dick und Anja Voigt überreichen Urkunden und Preise für besondere Leistungen
- Foto: Scikingen-Gymnasium Landstuhl
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Warum Bildung am Sickingen-Gymnasium Landstuhl mehr ist als Wissen, auch im Zeitalter der KI
Landstuhl. Die Schulgemeinschaft des Sickingen-Gymnasiums würdigte, wie zu Beginn jeden Jahres, mit einer Ehrungsfeier die besonderen Leistungen, durch die sich engagierte und leistungsbereite Schülerinnen und Schüler im Verlauf des letzten Schuljahres hervorgetan haben. Der Stellvertretende Schulleiter Frank Dick und Anja Voigt, die in der Schulleitung für Begabtenförderung zuständig ist, begrüßten das zahlreich in der Sporthalle erschienene Publikum, da an der Aula immer noch gearbeitet wird. Zu diesem feierlichen Anlass hielt Prof. Dipl.-Ing. Klaus Knopper von der Hochschule Kaiserslautern, eine Koryphäe der KI-Forschung, einen Vortrag zum Thema „Warum die KI lügt“.
Bei der Feier wurden natürlich diejenigen ausgezeichnet, die im letzten Schuljahr besonders gute Noten bekommen haben, die Klassenbesten aller Jahrgangsstufen. Allerdings waren es nicht nur die guten Noten als Anerkennung für besonders gute Leistungen, um die es bei der Veranstaltung ging. Eine ganz besondere Anerkennung verdienen darüber hinaus die Leistungen von Schülerinnen und Schülern, die Ausdruck dessen sind, was das eigentliche Geschäft der Schule ist, nämlich der Bildung.
Viele Schülerinnen und Schüler haben sich im letzten Schuljahr in erstaunlicher Weise weiterentwickelt und sich also „gebildet“, indem sie durch ganz besondere Leistungen und durch ihr Engagement gezeigt haben, wie viel sie schon gelernt haben und wie weit dieses Lernen die Entwicklung ihrer Fähigkeiten, ihrer Persönlichkeit und ihres Charakters gefördert hat. Dabei gab es viele ungewöhnliche und herausragende Leistungen zu bewundern: Ahmet Celal Atalay (12. Klasse) zum Beispiel hatte die Jury des Japan-Wettwerbs des japanischen Konsulats in Frankfurt/M. mit einem Aufsatz, einem ausgearbeiteten Projekt einer Reise nach Japan, so beeindruckt, dass er eine zweiwöchige Rundreise durch Japan gewonnen hat. Alina Unold aus der 12. Jahrgangsstufe hat den Landeswettbewerb Philosophischer Essay in Rheinland-Pfalz gewonnen und durfte eine Woche lang in Münster beim Bundeswettbewerb, der Qualifikation für die Internationale Philosophie-Olympiade 2026 in Warschau/Polen, teilnehmen. Da der Wettbewerb in einer Fremdsprache durchgeführt werden muss, hat sie Französisch gewählt, was sie auch als Leistungskurs belegt hat. Dabei wurde erkennbar, dass ihre Schreibfähigkeiten, sicherlich auch durch die Vorbereitung des Wettbewerbs, inzwischen so gut sind, dass sie während des Studiums keine Schwierigkeiten haben wird, problemlos Hausarbeiten und Klausuren auf Deutsch und Französisch zu schreiben und zu bestehen. Der wesentliche Grund dafür, dass sie die Fremdsprache so außergewöhnlich gut beherrscht, so äußerten im Vorfeld ihre Lehrer einstimmig, sei vor allem die Tatsache gewesen, dass sie von Anfang an ihre Hausaufgaben sorgfältig erledigt hat und immer zum Üben bereit war.
Natürlich spielte der Fleiß bei allen Ausgezeichneten beim schulischen Erfolg eine große Rolle und verdient besondere Anerkennung. Oft dagegen werden soziale Fähigkeiten oder die Kreativität von Schülerinnen und Schülern im schulischen Alltag nicht genügend anerkannt und gewürdigt. Hierfür wurde Marco Sowade (9. Klasse) ausgezeichnet, der sich im Verlauf des Schuljahrs immer wieder und sehr engagiert mit Rat, Hilfe und Unterstützung für andere Schülerinnen und Schüler persönlich eingesetzt hat. Außerdem hat in der Schülervertretung mit großem Einsatz mitgearbeitet. Eine besondere Anerkennung erfuhr auch die Film-Crew des SGL. Die Schülerinnen und Schüler haben mit einem Video einen Filmpreis zum Thema "Grundgesetz" gewonnen. Bei allen Etappen der Filmprduktion hatten alle Beteiligten der Film-AG Teamgeist, Kreativität und Engagement bewiesen.
Der Verein der Freunde und Förderer des Sickingen-Gymnasiums spendete als Preise einen Frisbee und eine Tasche aus fairer Produktion, beides mit dem SGL-Logo. Außerdem erhielt jede und jeder eine Urkunde.
In Zeiten, in denen in vielen Teilen der Gesellschaft und in den sogenannten „sozialen“ Netzwerken zunehmend Hass und Verrohung zu beobachten ist, selbst von Menschen, die eigentlich für die Schülerinnen und Schüler Vorbilder sein müssten, ist es eine vorrangige Aufgabe der Schule, soziales Verhalten und die Charakterbildung der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Diese soziale Bildung wird, seit nun alle einen Zugang zu einer KI, also zum Beispiel zu ChatGPT, haben, noch umso dringlicher. Denn es erfordert wirklich Charakter, die KI zum Lernen zu verwenden und nicht dazu, alle Aufgaben einfach von der KI lösen zu lassen. Studien haben zudem bereits gezeigt, dass Menschen, die zum Beispiel alltägliche Arbeiten immer nur von der KI erledigen lassen, sehr schnell grundlegende Fähigkeiten, über die sie vorher selbstverständlich verfügt hatten, verlernen und vergessen. Andererseits ist die KI ein mächtiges Tool zum Lernen, etwa von Sprachen, mit dem man üben kann, in ganz unterschiedlichen Gesprächssituation mit der KI mündlich korrekt in der Fremdsprache zu kommunizieren, was zum Beispiel nun die Vorbereitung und die Durchführung von mündlichen Klassenarbeiten in den Fremdsprachen erheblich erleichtert. Es braucht aber einen sehr ausgeprägten Charakter, um die KI nicht zu nutzen, um bloß Leistungen und Fähigkeiten vorzutäuschen, die man nicht hat. Der Philosoph Immanuel Kant stellt fest, dass Charakterlosigkeit viel schlimmer sei als Bösartigkeit: Denn der Mangel an Charakter mache den Menschen, so Kant, verächtlicher als eine böse Gesinnung, die sich einer solchen bewusst ist und sich zu ihr bekennt.
In dem Vortrag, den Prof. Dipl.-Ing. Klaus Knopper von der Hochschule Kaiserslautern anlässlich der Ehrungsfeier hielt, erläuterte er, warum die KI lüge. Denn da es sich bei der KI ja um ein mathematisches Modell handelt und nicht um einen Menschen, kann man uneingeschränkt feststellen, dass sie vollkommen charakterlos ist und dass sie zu menschenfeindlichen und inhumanen Äußerungen fähig ist, die weit über alle Bösartigkeit hinausgehen können. Dabei orientieren sich die Einstellungen und Meinungen, die sich in den Äußerungen der KI zeigen, nicht an Fakten oder an überprüfbarer Wahrheit, sondern an den Äußerungen, mit denen die KI trainiert worden ist und nicht zuletzt an den Eingaben des Nutzers. Was die KI als Antwort auf eine Frage oder Themenstellung ausgibt, orientiere sich, so Prof. Knopper, an den Erwartungen, die sich aus den Eingaben des Nutzers ableiten lassen. Die KI ist so programmiert, dass sie immer Antworten gibt, die dem Nutzer gefallen, so dass die KI den Nutzer zum Beispiel im Glauben an Verschwörungstheorien, alternativen Fakten oder in der Ablehnung von wissenschaftlich begründeten Theorien noch bestärken kann. Beim Umgang mit der KI ist also große Vorsicht geboten. Es gäbe auch die Möglichkeit, eine „Evil A.I.“, eine böse KI, zu programmieren. Eine solche böse KI führte Prof. Knopper dann vor und zeigte, wie diese in wenigen Augenblicken eine üble Verschwörungstheorie entwickeln kann, die geeignet ist, Menschen zu Hass und Gewalt aufzustacheln.
Der Vortrag machte deutlich, dass die Aufgabe der Schule nicht bloß in der Vermittlung von „Medienkompetenzen“ bestehen kann. Es geht nicht darum, mit der KI bloß praktisch umgehen zu lernen, sondern in erster Linie zunächst einmal um die Entwicklung von Charakter und Persönlichkeit, welche die Schülerinnen und Schüler dann im Umgang mit der KI davor bewahren kann, die neue Technologie in einer Weise zu nutzen, die ihnen selbst und anderen schadet. Im Gegenteil sollen sie sie so nutzen können, dass sie ihnen beim Lernen hilft. So außergewöhnliche Fähigkeiten, soziales Engagement und so unerwartete Leistungen wie die bei der diesjährigen Ehrungsfeier ausgezeichneten Schülerinnen und Schüler wird die KI dagegen niemals erreichen können.





Autor:Achim Jung aus Landstuhl |
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