Festungsstadt Landau: Teile des Werks 100 in Paul-von-Denis-Straße

Die Überreste der Spitze wurde bei Ausgrabungen gefunden, das Flatterband markiert die ursprüngliche Form der Mauer. | Foto: Kim Rileit
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Landau. Etwa 200 Festungswerke gibt es, die Stadt Landau hat in Sachen Festung einiges zu bieten:  Alleine die innere Hauptmauer  misst bei einer Höhe von 18 Metern etwa drei Kilometer. Der Durchmesser beträgt über 30 Meter. Die Gesamtlänge unterirdischer Gänge beläuft sich auf bis zu 16 Kilometer. Bei einer Sondage der Direktion Landesarchäologie Speyer konnten auf dem Baufeld 37 in der Paul-von-Denis-Straße kürzlich Teile des Werks 100 der historischen Festungsanlage freigelegt werden. 

Von Tim Altschuck und Kim Rileit

„Die Stadt Landau arbeitet seit 2017 aktiv daran, sich den Titel «Festungsstadt» zu verdienen“, betont Landaus Oberbürgermeister Hirsch. „Dabei ist es zum einen von ganz besonderer Bedeutung, die Festung touristisch nutzbar und sichtbar zu machen und sie wieder mehr in den Köpfen der Menschen zu verankern, aber zum anderen auch zu zeigen, dass Stadtentwicklung und der Schutz der Festung nicht im Widerspruch zueinander stehen“, so der Stadtchef. Wie auch schon auf dem gegenüberliegendem Baufeld 33, auf dem bereits Teile des Werks 100 gefunden wurden, werde auch hier bei einer künftigen Entwicklung des Grundstücks das große Ziel sein, eine bebauungsplankonforme Entwicklung der Fläche und den behutsamen Umgang mit den vorhandenen Festungsresten «unter einen Hut» zu bringen, so der Stadtchef. Der Festungsbauverein, der bei der Besichtigung ebenfalls vertreten war, will sich dafür einsetzen, dass "die Mauerstücke sichtbar gemacht werden und auch bleiben", erklärte Vorstand Hans-Dieter Hirschfeld. Auf dem Gelände stand bis vor einigen Jahren eine Brandruine, nachdem 2015 das Gebäude bei einem Großbrand zerstört wurde. Hirsch spricht von einem "Problemgrundstück".

Jörg Seitz, Stadtdenkmalpfleger in Landau, erklärt den Aufbau der alten Wehranlage: Die linke, starke Mauer sollte Feinde abhalten. Davor gab es einen Tunnel, in dem ein Mann bequem gehen konnte. Rechter Hand ist eine kleine, dünnere Mauer. Diese hat den alten Tunnel begrenzt und vorm Einsturz durch beispielsweise einen Erdrutsch bewahrt. | Foto: Kim Rileit
  • Jörg Seitz, Stadtdenkmalpfleger in Landau, erklärt den Aufbau der alten Wehranlage: Die linke, starke Mauer sollte Feinde abhalten. Davor gab es einen Tunnel, in dem ein Mann bequem gehen konnte. Rechter Hand ist eine kleine, dünnere Mauer. Diese hat den alten Tunnel begrenzt und vorm Einsturz durch beispielsweise einen Erdrutsch bewahrt.
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Geschichte des Werks 100

„Im Zuge der Sondage wurden die Spitze der sogenannten Escarpe und Teile der Contrescarpe des Werks 100 der historischen Festungsanlage freigelegt“, ordnen Stadtdenkmalpfleger Jörg Seitz und Dr. David Hissnauer von der GDKE die Funde ein. Errichtet wurde das Festungswerk 100 im Jahr 1740. Nachdem die Festung bei den ersten Belagerungen in den Jahren 1702 bis 1704 dreimal den Besitzer gewechselt hatte und die Angriffe jeweils vom Ebenberg aus erfolgten, verstärkten die neuen Besitzer, die kaiserlichen Militärs, von 1710 bis 1713 die Südfront durch einen Gürtel von ins Glacis eingebetteten Vorwerken, den Lunetten 35, 36, 37, 38, 39 und 41. 1740 wurde dann vor der im Ostpark heute noch sichtbaren Lunette 35 eine weitere und deutlich größere Lunette mit der Nummer 100 errichtet. Diese hatte nicht nur ein Minensystem zur Verteidigung, sondern war auch unterirdisch mit der Lunette 35 verbunden.

"Wir haben hier das typische Granitmauerwerk der Festung Landau und auch die vorgelagerte Mauer ist aus Granit", erklärt David Hissnauer die Funde auf einer Aufnahme aus der Vogelperspektive. Er ist Gebietsreferent bei der Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Speyer | Foto: Kim Rileit
  • "Wir haben hier das typische Granitmauerwerk der Festung Landau und auch die vorgelagerte Mauer ist aus Granit", erklärt David Hissnauer die Funde auf einer Aufnahme aus der Vogelperspektive. Er ist Gebietsreferent bei der Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Speyer
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Unterirdische Bunker für ganze Züge

Im Gebiet der Paul-von-Dennis-Straße wurden damals gewaltige Bunkeranlagen für die Bahn gebaut. Im Angriffsfall hätten diese dem sicheren Unterstand der Schienenfahrzeuge innerhalb der Mauern gedient. In den unterirdischen Lokschuppen mit gigantischen Schornsteinen hätte man die Loks einheizen können. Seitz erklärt, man hätte den Bahnhof  abbauen und nach dem Krieg wieder zusammenbauen können. Theoretisch jedenfalls, denn "genutzt wurden diese nie, daher waren die Pläne wohl eher theoretischer Natur. In Ulm kann man solche Lokschuppen heute noch sehen", Jörg Seitz. Die Lockschuppen seien in benachbarten Baufelderngesucht, aber nicht gefunden worden. "Vermutlich liegen sie zu tief unter der Oberfläche", so Seitz weiter.

Jörg Seitz, Stadtdenkmalpfleger in Landau | Foto: Kim Rileit
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Was passiert mit den Mauer-Resten?

"In den 1850er Jahren wurde die Anlage von der Bahn übernommen", so Seitz. Nachdem die Festungsanlagen nicht mehr genutzt wurden, dienten sie der Bevölkerung in der Vergangenheit mehr oder weniger als innerstädtischer Steinbruch. "Vielleicht stammen auch diese roten Sandsteine im DRK-Gebäude nebenan von der Festung", erklärte Seitz. So stammen auch sämtliche Steine in den Rampen des alten Güterbahnhofs von der Festung.

Die Vaubansche Festung der Stadt Landau war im Februar 2017 als Gesamtanlage unter Schutz gestellt worden. Die Funde auf dem Baufeld 37 sollen wieder zugeschüttet werden. "Wir wollen die Festung schützen, daher wird die Grube im Frühling wieder gefüllt", so Kamplade. Dies geschehe nicht direkt, weil in der Böschung derzeit Eidechsen ihre Winterruhe hielten. "Die Fläche wird begrünt, bis die weitere Verwendung klar ist", so OB Hirsch. Stadtverwaltung kündigte an, die Funde bei einer künftigen Entwicklung des Grundstücks als Vergabegrundlage berücksichtigt werden. kim/uck


Festung Landau: weitere Fotos der Ausgrabungen  in der Bildergalerie:

Autor:

Kim Rileit aus Ludwigshafen

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