In Sachen Gewerbegebiet Schellweiler–Ehweiler geht es voran

- v.l.n.r.: Dr. Ing. Thomas Knieriemen, Geschäftsführer F.K. Horn, Dr Stefan Spitzer, Bürgermeister Verbandsgemeinde Kusel – Altenglan und Dipl.-Ing. Andreas Jacob, Geschäftsführer FIRU
- Foto: Marcel Keidel
- hochgeladen von Anja Stemler
Schellweiler-Ehweiler. Bereits 2015 wurde das Gebiet im Rahmen einer Machbarkeitsstudie als geeignet für ein interkommunales Gewerbegebiet identifiziert. In den Folgejahren wurden Grundstücke gesichert, Umwelt- und Verkehrsuntersuchungen durchgeführt, Planungen konkretisiert und erste Gespräche mit Investoren geführt.
Nach einem komplexen Auswahlverfahren hatte sich schließlich Panattoni gegen vier Mitbewerber durchgesetzt und die exklusive Vermarktung des Projekts für ein Jahr übernommen. Das international tätige Unternehmen ist auf die Entwicklung und Vermietung moderner Gewerbeimmobilien spezialisiert und hatte großes Interesse am Standort.
Ein langfristiger Projekterfolg war zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht möglich, da sich die baurechtliche Umsetzung – insbesondere die Zufahrtsfrage – als deutlich schwieriger herausstellte als ursprünglich erwartet. Hinzu kamen die immer strenger werdenden Fördervorgaben auf Ebene des Landes, des Bundes und der EU, die eine Umsetzung zusätzlich erschwerten.
So war eine Förderung des Infrastrukturausbaus nur noch dann möglich, wenn ein förderfähiger Betrieb selbst als Eigentümer und Bauherr auftrat. Investorenmodelle, bei denen Hallen errichtet und anschließend an geeignete Unternehmen vermietet werden, waren systematisch ausgeschlossen – selbst dann, wenn der Mieter alle Förderkriterien erfüllte.
Dies traf insbesondere Anbieter wie Panattoni, deren Geschäftsmodell auf dem Bau moderner, flexibel nutzbarer Miet-Immobilien basiert. Diese Hallen sind so konzipiert, dass bei einer Verlagerung oder Expansion des ersten Nutzers nahtlos ein neuer Mieter einziehen kann. Unternehmen schätzen dieses Modell, weil sie sich auf ihr operatives Geschäft konzentrieren können, ohne eigenes Kapital in Immobilien binden zu müssen.
Die Kombination aus zunehmenden Restriktionen und unklaren Förderaussichten führte allerdings dazu, dass Projekte nicht mehr zeitlich planbar waren. Förderzusagen konnten sich über Monate oder gar Jahre verzögern – bei gleichzeitig steigendem Risiko, dass sie am Ende ganz versagt werden. Für alle Beteiligten bedeutete das: zu wenig Verlässlichkeit für konkrete Investitionsentscheidungen.
Neue Struktur: Werkvertrag ersetzt Förderabhängigkeit
Mit der jetzt geschlossenen Kooperation wurde ein Modell entwickelt, das nicht mehr auf Fördermittel angewiesen ist und dennoch wirtschaftlich attraktive Lösungen bietet:
• Die Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan bleibt Eigentümerin der Flächen und verkauft diese bei konkreten Ansiedlungen an Unternehmen.
• Die technische Erschließung erfolgt durch ein Werkvertragsmodell, bei dem das Konsortium aus F.K. Horn und FIRU direkt vom ansiedlungswilligen Betrieb beauftragt wird.
Bei den beteiligten Unternehmen handelt es sich um regional verankerte Betriebe, die – wo immer möglich – lokale Subunternehmen mit einbinden wollen, mit denen sie bereits erfolgreich zusammenarbeiten. Diese partnerschaftlichen Strukturen ermöglichen bessere Preisverhandlungen, wie sie in klassischen Ausschreibungsverfahren im Nachgang kaum realisierbar wären.
• Durch diese regionale Aufstellung können Wirtschaftskraft und Wertschöpfung in der Region gehalten werden.
• Die Vermarktung der Flächen wird künftig gemeinsam vorangetrieben – durch die Wirtschaftsförderung der Verbandsgemeinde, das Ingenieurbüro FIRU und das Bauunternehmen F.K. Horn.
• Ziel ist es, ein bis zwei Leuchtturm-Unternehmen mit Strahlkraft für die Region im Gebiet anzusiedeln, gleichzeitig aber auch passende Flächenangebote für lokale mittelständische Betriebe zu schaffen.
„Dieses Modell ermöglicht uns Planungssicherheit und Flexibilität zugleich. Wir können Investoren konkrete Angebote machen, ohne dabei von engen Förderprogrammen abhängig zu sein“, betont Bürgermeister Stefan Spitzer. „Das schafft Tempo, Verlässlichkeit – und eröffnet neue Chancen für unsere Region. Gleichzeitig gibt uns die Unabhängigkeit von aufwendigen Förderverfahren auch mehr finanziellen Spielraum für andere wichtige Zukunftsaufgaben – etwa bei der Erweiterung unserer Schulen im Zuge des Ganztagsbetreuungsgesetzes.“
Zufahrt gelöst – Zielabweichungsverfahren ruht
Auch die lange offene Frage der Zufahrt ist Ende 2024 gelöst worden: In einem Gespräch zwischen der SGD Süd, dem Landesbetrieb Mobilität (LBM), der Autobahn GmbH, der Kreisverwaltung Kusel und der Verbandsgemeinde wurde die aktuelle Trassenvariante zur Anbindung des Gebiets grundsätzlich positiv bewertet.
Im Rahmen eines mehrstufigen Verfahrens wird derzeit das Zusammenspiel der verschiedenen Knotenpunkte weiter geprüft und bei Bedarf angepasst. Das ursprünglich eingeleitete Zielabweichungsverfahren zur früheren Trassenführung kann dadurch ruhen und wird im Erfolgsfall nicht mehr benötigt, sobald über die neue Variante Baurecht vorliegt.
Bebauungsplanverfahren wird fortgeführt – Baurecht in Reichweite
Die frühzeitige Beteiligung der Träger öffentlicher Belange wurde bereits vor rund eineinhalb Jahren abgeschlossen. Aufgrund der damaligen Planungsvariante und der damit verbundenen Einwendungen konnte das Verfahren zunächst nicht weitergeführt werden.
Erst mit der nun abgestimmten und fachlich befürworteten Zufahrtslösung ist die Fortführung des Verfahrens möglich. Die formelle Offenlage des Bebauungsplans ist für den Sommer 2025 vorgesehen.
Ziel ist es, noch im Laufe des Jahres 2025 Baurecht zu schaffen – vorausgesetzt, es gehen im weiteren Verfahren keine neuen wesentlichen Einwendungen von Behörden oder der Öffentlichkeit ein.
Sollte es doch zu Verzögerungen kommen, ist spätestens im zweiten Quartal 2026 mit dem Abschluss des Verfahrens und der Schaffung des Baurechts zu rechnen. Die bauliche Erschließung kann dann unmittelbar im Anschluss beginnen.
Wirtschaftsstandort mit Zukunft
Mit seiner strategisch günstigen Lage an der A62, dem unmittelbaren Anschluss an die B420 und der Nähe zu wichtigen regionalen Zentren bietet das Gewerbegebiet Schellweiler–Ehweiler beste Voraussetzungen für die Ansiedlung von mittelständischen Unternehmen. Die verlässliche Partnerschaft zwischen öffentlicher Hand und privatwirtschaftlichem Konsortium, kombiniert mit kommunaler Steuerung und Flexibilität bei der Umsetzung, gilt als zukunftsweisendes Modell.
Die Verbandsgemeinde rechnet damit, dass erste konkrete Ansiedlungen bereits ab 2026 möglich sind. red
Autor:Anja Stemler aus Kusel-Altenglan |
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