Kirchheimbolanden: Pfälzer Revolution

Im Schloss von Kirchheimbolanden lagerten die Freischärler und im Schlossgarten wurde gekämpft | Foto: Roland Kohls
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Kirchheimbolanden. In Kirchheimbolanden kämpften 1849 Freischärler beim Pfälzer Aufstand für die Durchsetzung der von den Volksvertretern in Frankfurt beschlossenen Verfassung. 15 von insgesamt 60 Informationstafeln zu historisch bedeutsamen Orten in Kirchheimbolanden informieren über diese Kämpfe in der Stadt am Ende der Deutschen Revolution - die „Freischaren-Stadt-Tour“. Auf den Tafeln verweisen QR-Codes zu tiefergehenden Informationen. Außerdem gibt es ein Begleitbuch dazu von Klaus Kremb und Sören Dall.

von Roland Kohls

Aufrecht steht sie auf der Barrikade, die schwarz-rot-goldene Fahne der Revolution schwenkend, während die Freischärler gegen die Übermacht der preußischen Truppen kämpft. Dieses ikonische Bild von den Kämpfen, das 1853 in der „Pfälzer Zeitung“ erschienen ist, zeigt Mathilde Hitzfeld und ist auf dem Platz am Grauen Turm und im Sitzungssaal des Donnersbergkreises zu sehen.
Allerdings zeigt die Darstellung einen Mythos. Die Kämpfe der Freischärler am 14. Juni in Kirchheimbolanden trugen sich nicht wie dargestellt in der Stadt auf Barrikaden zu, sondern im Schlossgarten. Ob Mathilde Hitzfeld an den Kämpfen teilgenommen hat, ist nicht überliefert. Doch war sie in der Tat eine glühende Verfechterin der Revolution, hatte die in Kirchheimbolanden lagernden Freischärler unterstützt und mit Essen und Trinken versorgt. Bei einer Fahnenweihe der „Donnersberger Freischar 1848“ hatte sie eine flammende Rede gehalten, die alle Anwesenden mitriss. „Ein Hoch auf das große, freie und einige deutsche Vaterland“, endete ihre Rede. Nach den Kämpfen wurde sie verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt. Im Dezember desselben Jahres kam sie nach einer Amnestie des bayerischen Königs Maximilians II. wieder frei. Sie wanderte schließlich in die Vereinigten Staaten von Amerika aus und heiratete den Maler Theodor Kaufmann, der in Dresden mit Richard Wagner und Gottfried Semper auf den Barrikaden gekämpft hatte und später zu einigem Ruhm und Reichtum kam.
Nachdem der König von Preußen, Friedrich Wilhelm IV., die Krone zurückgewiesen hatte und unter anderem mit dem bayerischen König der in Frankfurt ausgehandelten Verfassung die Anerkennung verweigerte, hatte sich in vielen Landesteilen, vor allem im Südwesten Deutschlands Widerstand formiert. In Kaiserslautern wurde am 1. Mai 1849 beschlossen, die Verfassung gegen den König durchzusetzen. Eine Volkswehr wurde aufgestellt und eine provisorische Regierung für die Pfalz gewählt und damit die Unabhängigkeit von Bayern erklärt. Am 22. Mai 1849 wurde dies im „Kirchheimbolander Wochenblatt“ proklamiert.Preußen unterstützte Bayern und schickte Truppen in die Pfalz. Am 14. Juni schließlich rückten die Preußen auf Kirchheimbolanden zu. Im leerstehenden Schloss und im Schlossgarten waren Freischärler aus Rheinhessen und der Pfalz versammelt. Angesichts der Übermacht zogen die Freischärler über Rockenhausen nach Bad Dürkheim, Neustadt und schließlich nach Ludwigshafen. Eine kleine Gruppe von 50 Mann jedoch blieb in Kirchheimbolanden und kämpfte.

Die „Trauernde Germania“ erinnert an die gefallenen Freischärler | Foto: Uwe Jochim
  • Die „Trauernde Germania“ erinnert an die gefallenen Freischärler
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Warum sie nicht geflohen waren bleibt unklar. Die Preußen schossen mit Artillerie, bei den Freischärlern hatte grade mal jeder zweite ein Gewehr. So machten die preußischen Truppen kurzen Prozess. 17 Revolutionäre starben, noch einmal so viele wurden gefangen genommen, die übrigen konnten fliehen, so berichtet es der damals 19-jährige Martin Fuchs aus Orbis, der selbst auf Seiten der Freischärler in Kirchheimbolanden gekämpft hatte.
An jene 17 Gefallene im Schlossgarten von Kirchheimbolanden erinnert die „Trauernde Germania“, die im Jahr 1872 auf dem städtischen Friedhof errichtet wurde. Das ist eine Besonderheit, entstanden doch ein Jahr nach der Reichsgründung von oben nach dem Deutsch-Französischen Krieg in dieser Zeit eher Triumphbögen und Bismarckstatuen. Die „Trauernde Germania“ dagegen hält den Siegeskranz gesenkt und ist „den Kämpfern für die deutsche Reichsverfassung - gefallen am 14. Juni 1849“ gewidmet. Auf einer Tafel auf der Rückseite des Denkmalsockels sind Name, Alter und Herkunftsort der Gefallenen verewigt.
Schließlich kann man sagen, dass die Gefallenen nicht umsonst gestorben sind. Zwar gilt die Revolution als gescheitert, doch war deren Ende auch ein Anfang, der in der Weimarer Verfassung und dem Grundgesetz schließlich ein gutes Ende fand.

Informationen

Das Begleitbuch zur Freischaren-Stadt-Tour von Klaus Kremb und Sören Dall ist in der Schriftenreihe der Stadt Kirchheimbolanden als Beiheft 2 unter dem Titel „Ausgebremste Zeitenwende 1848/49“ erschienen. ISBN 978-3-00-077892-6

Kampf für die Freiheit
Im Schloss von Kirchheimbolanden lagerten die Freischärler und im Schlossgarten wurde gekämpft | Foto: Roland Kohls
Die „Trauernde Germania“ erinnert an die gefallenen Freischärler | Foto: Uwe Jochim
Autor:

Roland Kohls aus Ludwigshafen

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