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Gemeinsamer Ausbildungstag in Kandel - hundert Retter und ein Hubschrauber

Übungstag | Foto: Bilder: Sebastian Geißert (Feuerwehr Kandel und DRF)
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Kandel. Wasser, Scheibenreiniger, Lebensmittelfarbe, ein Teelöffel Xanthan, ab in den Mixer damit, fertig. Appetitlich sieht es nicht aus, soll es auch nicht. Es soll Erbrochenes simulieren, und zwar in großer Menge. Doch wofür?
Samstagmorgen, 8 Uhr auf dem großen Freigelände hinter dem Feuerwehrhaus Kandel. Sonne, angenehm kühles Wetter. Das ist gut, denn heute werden hier 100 Menschen ins Schwitzen kommen. Sie sind Teilnehmer an einer der größten Fortbildungen, die die Station Karlsruhe der DRF Luftrettung zusammen mit dem DRK Rettungsdienst Südpfalz und der Feuerwehr Kandel bislang durchgeführt hat.

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Zielgruppe sind die Notfallsanitäter-Azubis aller Jahrgänge und die mit ihnen zusammenarbeitenden Notärzte. Sie üben an verschiedenen Stationen neue Techniken in möglichst komplexen Szenarien. Dabei liegt der Fokus vor allem auf der Realitätsnähe – und dafür haben die Organisatoren alles aufgefahren, was möglich war.
So landet ein voll ausgestatteter Rettungshubschrauber zwischen den Stationen, die auf dem Gelände aufgebaut sind, und kann in die Übungen voll eingebunden werden. Und dann geht es auch schon los.
Als erstes stehen Diagnostik und Erstmaßnahmen mittels Ultraschalls auf dem Programm. Nicht etwa an einer schwangeren Frau, sondern an einem realistischen Modell eines Unfallopfers. Gefäßpunktionen, das Aufspüren von inneren Blutungen, also möglicherweise lebensrettende Erstmaßnahmen, die noch am Unfallort durchgeführt werden und dazu beitragen können, den Zustand der Patienten zu stabilisieren und das Risiko kritischer Situationen während des Transports zu minimieren.
An der nächsten Station kommt das künstliche Erbrochene ins Spiel, das wir im ersten Absatz angerührt haben: es simuliert den Worst Case bei einer Intubation, nämlich große Mengen Erbrochenes in den Atemwegen. Dieses erschwert oder verhindert gar das Setzen eines Tubus, durch den Patienten beatmet werden können. Die SALAD-Technik („Suction-Assisted Laryngoscopy and Airway Decontamination“, Saugunterstützte Laryngoskopie und Atemwegsdekontamination) ist eine Vorgehensweise, die auch dann Erfolg verspricht, wenn stetig nachlaufendes Sekret die Atemwege füllt. Es braucht viel Geschick und ein paar Anläufe, bis die Handgriffe sitzen – deshalb wird an der Puppe geübt und nicht in freier Wildbahn.
Damit die Übungen nicht unter Laborbedingungen, sondern möglichst komplex und realistisch stattfinden, sind auch andere Hilfsorganisationen eingebunden. So die Feuerwehr Wörth, die mit ihrer Drehleiter ein Kind aus einem unzugänglichen Wasser-Rückhaltebecken rettet. Dieses Szenario birgt viele Risiken und Fallstricke: ein unterkühltes Kind mit Kreislaufstillstand, also ein hochkritischer Patient, viel Material zur Rettung aus dem Wasser, viele Geräte und medizinisches Material zur Rettung des jungen Lebens, viele Einsatzkräfte, die harmonisch miteinander agieren und deshalb präzise organisiert und geführt werden müssen. Dazu medizinische Aspekte, die die Sache erschweren: Wie verändert der Aspekt „Unterkühlung“ die Intervalle bei der Medikamentengabe? Welche Unterschiede ergeben sich aus dem geringeren Körpergewicht und der Größe des Kindes im Vergleich zu Erwachsenen? Wie sind die Prioritäten bei Rettung aus dem Wasser und Reanimation zu setzen? Das Szenario, begleitet von einem Kinderarzt einer Karlsruher Klinik, wird nach der Übung aus verschiedenen Perspektiven diskutiert und intensiv nachbereitet.
Im Vergleich dazu fast schon entspannend das Szenario, das die Jahrgänge 1 und 2 der Notfallsanitäter-Azubis abzuarbeiten hat: Die Besatzung eines Krankentransports trifft als erstes bei einer Reanimation ein. Es fehlt quasi an allem notfallmedizinischen Equipment, denn im Gegensatz zu einem Rettungswagen ist ein Krankentransport sehr dürftig ausgestattet. Hier liegt der Fokus darauf, die später eintreffende Rettungswagen-Besatzung optimal in den laufenden Einsatz einzubinden und unter Reanimationsbedingungen das verwendete Beatmungsequipment gegen einen Tubus zu tauschen.

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Die Feuerwehr Kandel ist ebenfalls in das Übungsgeschehen eingebunden und steht für ein Szenario zur Rettung eines kritischen Patienten aus dem Obergeschoss zur Verfügung – auch dies ein eigentlich alltäglicher Einsatz, der aber aufgrund der Menge an medizinischem Equipment, der über den Drehleiterkorb nach unten transportiert werden muss, eine komplexe Thematik darstellt, denn auch wenn die Handgriffe sitzen und das Fachwissen da ist, kommt die Realität mit einer ganz simplen Frage ums Eck: „Wohin mit dem ganzen Zeug?“
Lernen soll Freude machen. Den Abschluss der großangelegten Übung, die von der Asklepios-Klinik und privaten Sponsoren unterstützt und von Verbandsbürgermeister Volker Poß besucht wurde, bildet daher ein Reanimationswettbewerb. Hier gilt es, als vierköpfiges Team unter Wettbewerbsbedingungen eine „Bilderbuch“-Reanimation durchzuführen, alle Faktoren wie Techniken, Medikamentengabe, aber auch die Herstellung der Transportfähigkeit bestmöglich zu beachten und sich damit gegen die anderen Teams durchzusetzen.
Was hat der Tag gebracht? Manchen vielleicht an seine Grenzen, die Beteiligten näher zusammen, die Notfallmedizin im Raum Südpfalz und Karlsruhe einen guten Schritt nach vorne, und allen Teilnehmern sicherlich viel Freude, neue Erkenntnisse und spannende Erlebnisse. Das hat der Tag gebracht. Er hat sich gelohnt.
Text: Felix Mack (Feuerwehr Kandel)

Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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