Angelika Küster hat in Jockgrim einen Landfrauenverein gegründet
Weit weg vom Hausmütterchen-Image und alles andere als langweilig

Aus dem Führungsteam der Jockgrimer Landfrauen: Gudrun Große und Angelika Küster | Foto: Heike Schwitalla
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Jockgrim. Was machen, wenn man in einen Verein eintreten möchte, den es in der eigenen Gemeinde gar nicht gibt? Genau, man gründet ihn einfach selbst. So hat es auch Angelika Küster gemacht, die im vergangenen Jahr einen Zeitungsartikel über die Landfrauen in Rheinland-Pfalz las und kurzerhand beschloss, sie möchte da mitmachen. Leider musste sie schnell entdecken, dass es in Jockgrim und den benachbarten Ortsgemeinden gar keine Landfrauen gibt und als sie im rheinland-pfälzischen Dachverband um Rat fragte, schlug man ihr vor, selbst einen Verein zu gründen.
"Die sagten mir dort, die Gegend um Jockgrim sei für die Landfrauen ein weißer Fleck auf der Landkarte. Die nächsten Vereine gibt es erst wieder in Rülzheim, Kandel und Herxheim. Aber das war mir zu weit. Daher reifte in mir die Idee, in Jockgrim mal zu schauen, ob es überhaupt auch bei anderen Frauen Interesse an den Aktivitäten der Landfrauen gibt."
Einen Aufruf in der Presse und eine Infoveranstaltung später war klar: Das Interesse der Jockgrimer ist riesig. Schon bei der Gründung im März 2019 hatte der Verein 44 Mitglieder, heute sind es 61. "Darunter auch zwei 'Landmänner'", wie Angelika Küster schmunzelnd berichtet. "Selbstverständlich sind auch interessierte Herren immer herzlich willkommen bei uns", ergänzt sie. Das jüngste Mitglied sei gerade mal ein Jahr alt, das älteste knapp über 70. "Das Schöne ist die Mischung", sagt Gudrun Große, ebenfalls im Führungsteam der Jockgrimer Landfrauen. "Es ist wirklich jedes Alter vertreten und viele Mütter melden gleich ihre Kinder mit an, so ist die nächste Generation des Jockgrimer Landfrauen auch schon gesichert".

Das Team bei der Gründung der Jockgrimer Landfrauen mit Gästen | Foto: Küster
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Überwältigende Resonanz

In Zeiten des Vereinssterbens, in denen immer mehr Gruppe über Mitgliederschwund und mangelnden Nachwuchs klagen, ist der Erfolg der Jockgrimer Landfrauen fast ein Phänomen. Woher kommt diese Popularität - gerade der Landfrauen, die vor einigen Jahren noch ein recht verstaubtes Image hatten und in der Vorstellung der breiten Öffentlichkeit ein Dasein zwischen Kuchenblech und Stricknadeln fristeten? 
"Das Angebot, das wir mit Hilfe unseres Dachverbandes auf die Beine stellen, ist einfach attraktiv. Weil wir eben nicht rein auf kommunaler Ebene agieren, ziehen wir daraus einiges an Attraktivität", ist sich Angelika Küster sicher. Und ein Blick auf das "Winterprogramm" des Vereins zeigt, was sie meint. Denn da gibt es weit mehr als die alt bekannten monatlichen Stammtischtreffen: Ausflüge - etwa ins Theater nach Karlsruhe oder in die Region sind an der Tagesordnung, und mit dem Programm der Landfrauen Südpfalz können interessante Vorträge besucht werden. "Bei den meisten Veranstaltungen können auch Nichtmitglieder mit, für Mitglieder sind die Eintrittspreise aber oft günstiger", erklärt Angelika Küster und fügt an: "Da bringen die Frauen schon mal Freundinnen oder ihren Ehemann mit."

Buntes Programm

Musik, Literatur aber auch Gesellschaftspolitisches  - und natürlich Themen aus der Küche stehen im Programm der Jockgrimer Landfrauen. "Es ist uns besonders wichtig, auf die Interessen unserer Mitglieder einzugehen", sagt die Rentnerin. Deshalb wurden diese im vergangenen Jahr befragt und durften drei Wünsche äußern. "Kultur, Sport, Handarbeiten und gemeinsame Ausflüge - das seien die Top 5 der genannten Wünsche", erzählt Gudrun Große. "Und die arbeiten wir nun ab."
So wurde bereits eine Walking-Gruppe eingerichtet, Ausflüge ins Staatstheater und in die Region - etwa nach Colmar - sind für das erste Halbjahr 2020 fest eingeplant. Es soll ein "Dinner in Weiß" im Jockgrimer Bürgerpark geben und im Rahmen der  Veranstaltungsreihe "Landfrau trifft Jäger" gibt es Koch- und Genusstipps vom Profi-Koch. "Diese Vielfalt ist es, so glaube ich, die die Landfrauen so attraktiv macht" so Angelika Küster. "Denn so viele der Frauen wünschen sich mehr Kultur in ihrem Leben und wir können das bieten." 
"Außerdem können wir zeigen, Landfrauen sind keine verstaubte Einrichtung, die altmodisch ist und sich eigentlich schon lange überlebt hat. Wir sind aktiv, offen und alles andere als langweilig", fügt Gudrun Große an. Diese Modernität setzt sich in der Organisation des Vereins fort: Einen Vorstand im klassischen Sinne gibt es nicht, alles wird im Team entschieden. "Diese Offenheit und Transparenz war mir sehr wichtig", sagt Angelika Küster. "Natürlich ging der Impuls zur Gründung von mir aus und natürlich engagiere ich mich dann auch in der Leitung, aber so ein typischer Vereinsvorstand wollte ich nicht sein. Das Team funktioniert, jeder kann für jeden einspringen, Aufgaben übernehmen. Das ist doch toll."

Die Jockgrimer Landfrauen beim Hebammen-Protest in Mainz | Foto: Küster
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Und auch politisch engagieren sich die Jockgrimer Landfrauen - wie im vergangenen Jahr, als sie am Hebammen-Protest in Mainz teilgenommen haben. "Wir haben bei der Gründung so viel Unterstützung erfahren. Aus der Kommunalpolitik, von anderen Vereinen, aus der Kulturgemeinschaft Jockgrim, das wollen wir natürlich auch zurückgeben, denn ohne diese Unterstützung würde es uns jetzt nicht geben", ist sich Angelika Küster sicher.

Info:

Wer mit den Jockgrimer Landfrauen, die ihren Stammtisch abwechselnd in den Ortsgemeinden Hatzenbühl, Jockgrim, Neupotz und Rheinzabern abhalten, in Kontakt kommen möchte, schreibt an landfrauen-jockgrim@web.de oder ruft unter  07271 4980223 an.

Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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