Erinnerungen an ziemlich schlechteste Freunde
Gründonnerstag

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Gründonnerstag – Erinnerung an ziemlich schlechteste Freunde

Auf wen ich mich verlassen kann, zeigt sich, wenn es hart auf hart zugeht. So gesehen hatte Jesus keine Freunde. Als es darauf ankam, haben sie ihn alle im Stich gelassen. Aber er hat bedingungslose Freundschaft gestiftet.
Sie sitzen an dem Abend, den wir Gründonnerstag nennen, alle mit Jesus am Tisch und feiern mit ihm das Passahmahl. Simon, Petrus, Johannes, Jakobus, Andreas, Thomas und die anderen. Die Frauen, die Jesus gefolgt sind, werden auch dabei gewesen sein: Maria Magdalena, Johanna, Susanna und die anderen. Sie alle spüren: Dieser Abend ist anders als alle anderen Abende. Was hier geschieht, übersteigt, was sie jemals erlebt haben. Was Jesus sagt, wie er das Brot teilt, wie er den Kelch segnet, das ist nicht von dieser Welt. Und sie sind mit dabei. Sie gehören dazu. Sie sind ein Teil von dem Großen, das mit Jesus Wirklichkeit wird.
Da ist Petrus. Er ist felsenfest überzeugt: Er hält Jesus die Treue, komme, was da wolle. „Ich geh für dich ins Gefängnis“, verkündet er und legt noch eine Schippe drauf “und in den Tod.“ Aber Jesus prophezeit ihm: „Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal leugnen.“
Am Tisch mit Jesus sitzen die Brüder Jakobus und Johannes. Die zwei treten oft so lautstark auf, dass die anderen sie die Donnersöhne nennen. Sie sind immer ganz vorne dabei, ganz nah bei Jesus. Sie wollen am liebsten nicht nur auf Erden, sondern auch im Himmel die Ehrenplätze zur Rechten und zur Linken von Jesus bekommen.
Jesus fragt sie: „Könnt ihr denn auch den Kelch trinken, den ich trinken muss?“
„Klar, können wir!“, sind sich die beiden sicher.
Zum Abendmahl mit Jesus, das das letzte werden wird, gehört auch Judas. Er ist ein Mann der ersten Stunde. Er war von Anfang an im Zwölferkreis um Jesus mit dabei. Aber innerlich, geht er immer mehr auf Distanz zu Jesus. Warum? Ist seine Begeisterung mit der Zeit verflogen? Ist seine Verehrung in Enttäuschung umgeschlagen, weil Jesus nicht den politischen Umsturz herbeiführt, den so viele in Israel sich erhoffen?
Über den Grund für seinen Verrat steht nichts in der Bibel. Aber selbstverständlich sitzt Judas an diesem Abend mit Jesus am Tisch.
Jesus, so erzählen es die Evangelien, weiß, in welcher Gesellschaft er ist. Er kennt seine Jünger. Und er sagt ihnen auf den Kopf zu, wie sie sich verhalten werden.
„Einer von Euch wird mich heute Nacht verraten“, sagt Jesus in die Runde. Da packt einige Jünger doch der Zweifel, ob ihrer vollmundigen Beteuerungen, dass sie nichts von der Seite Jesu reißen kann. Sie fragen Jesus, einer nach dem anderen, als wollten sie sich selbst peinlich verhören: „Bin ich‘s?“
Wer kennt sich schon selbst?
Kann ich von mir selber sagen, wie ich mich verhalten hätte? Kann ich für mich selbst die Hand ins Feuer legen? Ich würde es gern. Ich würde gern versprechen können „Ich werde immer bei dir sein“. Aber werde ich das Versprechen halten können? Ich bin gerne eine treue Freundin. Eine, auf die man sich verlassen kann. Aber werde ich im entscheidenden Moment zur Stelle sein, wenn meine Freundin Hilfe braucht? Ich hoffe es und will mein Bestes geben. Die Erzählung vom letzten Abendmahl zwingt zur Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. „Bin ich‘s?“, fragen die Jünger Jesus.
Sie sind nicht alle Verräter. Nur einer von Ihnen, Judas. Aber auch die anderen halten nicht was sie versprochen haben. Nach dem Essen gehen sie in den Garten Gethsemane. Jesus bittet sie, mit ihm zu wachen und zu beten. So ein gutes Essen mit Wein macht müde. Und es ist spät geworden. Die Jünger schlafen ein. Sie verschlafen die bitterste Nacht ihres Freundes. „Könnt ihr nicht 1 Stunde mit mir wachen?“ fragt Jesus. Die Frage tut weh. Doch für Reue ist keine Zeit. Die Soldaten kommen in den Garten. Judas führt sie an. Er verrät seinen Freund mit einem Kuss.
Die anderen, die vorher noch für Jesus kämpfen wollten, ja, mit ihm ins Gefängnis und sogar in den Tod gehen wollten, fliehen.
Petrus will wenigsten von der Ferne sehen, wohin sie Jesus bringen, was sie mit ihm machen. Da erkennt ihn eine Frau: „Du gehörst doch auch zu diesem Jesus!“ „Ich kenne diesen Menschen nicht“, beteuert Petrus gleich dreimal. Als würde einmal nicht reichen, den Freund zu verleugnen. Als Petrus klar wird, was er getan hat, weint er.
Nur die Frauen, die Jesus gefolgt sind, halten aus. Sie stehen am nächsten Tag unterm Kreuz und bleiben bei Jesus, bis er stirbt. Vielleicht waren sie nicht ganz so gefährdet wie die Männer. Die Römer hielten sie nicht für gefährlich. Trotzdem. Sie haben den Mut zu zeigen: „Wir gehören zu dem, der da am Kreuz hängt“.
Gründonnerstag hätte die Nacht werden können, in der die Freundschaft stirbt.
Aber die Freundschaft ist nicht tot. Das liegt an Jesus. Seine Freundschaft ist bedingungslos. Sie ist nicht daran gebunden, ob seine Freunde ihm die Treue halten. Er weiß, dass sie den entscheidenden Augenblick verschlafen werden, das sie ihn verraten, verlassen und verleugnen. Er sagt zu Ihnen bei Brot und Wein: „Das ist mein Leib. Das ist mein Blut. Ich gebe mein Leben für Euch.“
Gründonnerstag.
Abendmahl.
Das ist die Nacht von Gottes Freundschaft, die bedingungslos ist.
Quelle: Martin Vorländer

Autor:

Ellen Löwer aus Haßloch

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