Kampf der Königinnen: Die „Hildensaga“ im Hof des Ältesten Hauses

- Proben unter freiem Himmel: Wortgefechte und Weltenbrand – der Konflikt spitzt sich zu.
- Foto: Kulturverein Ältestes Haus e.V.
- hochgeladen von Eva Bender
Haßloch. Das „Theater im Hof“ bringt in diesem Sommer Ferdinand Schmalz’ modernes Nibelungen-Drama „Hildensaga“ auf die Bühne – eine kraftvolle Neubearbeitung der bekannten Sage mit einem besonderen Fokus auf die weiblichen Figuren Brünhild und Krimhild. Gespielt wird an insgesamt vier Wochenenden im stimmungsvollen Hof des Ältesten Hauses in Haßloch, jeweils freitags und samstags, am 13./14., 20./21., 27./28. Juni sowie 4./5. Juli 2025, Beginn ist jeweils um 20:30 Uhr (Einlass ab 19:30 Uhr).
Kann ein Laientheater in der Pfalz – nur eine halbe Stunde von Worms entfernt – ein Stück aufführen, das vor wenigen Jahren bei den renommierten Wormser Nibelungen-Festspielen zu sehen war?
Kann man es als Amateurtheater wagen, ein Werk eines der bedeutendsten zeitgenössischen Dramatiker unserer Zeit, Ferdinand Schmalz, als Sommerproduktion anzugehen – und das auch noch im selben Jahr, in dem das Stück ganz in der Nähe bereits professionell gespielt wurde?
Warum eigentlich nicht – oder besser: Warum nicht erst recht?
Das „Theater im Hof“ in Haßloch hat schon vielfach bewiesen, dass Leidenschaft, Spielwitz und künstlerischer Anspruch keine Frage professioneller Herkunft sind. Man hat sich bereits an den „Jedermann“ gewagt, dem Herzstück der Salzburger Festspiele, ebenso wie an Werke von Shakespeare, Goldoni und Goethe – keine leichte Kost, sondern Literatur auf Weltniveau. Und auch moderne Stücke zeitgenössischer Autorinnen und Autoren gehören regelmäßig zum Repertoire.
In diesem Jahr ist es die „Hildensaga“ von Ferdinand Schmalz – eine eigenwillige und kraftvolle Neuinterpretation der Nibelungensage, die vor allem den Fokus auf die beiden Frauenfiguren Brünhild und Krimhild legt. Aus Opfern werden Täterinnen, aus Feindinnen werden Verbündete. Die Männerfiguren – Siegfried, Hagen, Gunther, Gernot und Giselher – bleiben in ihrer Eitelkeit und Schwäche eher Randfiguren, vor deren Hintergrund die Frauenfiguren umso mehr leuchten. Unterstützt werden sie durch die geheimnisvollen drei Nornen, die wie aus einer anderen Welt wirken.
Schmalz’ Stück ist mehr als ein Mythendrama. Es ist ein kraftvoller Kommentar zu Fragen, die auch heute noch brennen: Freiheit und Unterdrückung, Machtmissbrauch, Krieg und Frieden – nicht zuletzt mit Blick auf die aktuellen gesellschaftlichen Debatten rund um #MeToo. Zugleich schreckt das Stück nicht davor zurück, auch humorvolle Momente zu zeigen – insbesondere, wenn die selbstverliebten, aber letztlich hasenfüßigen Männer ins Spiel kommen. Doch trotz aller Komik bleibt das Ende tragisch: Es gibt keinen Sieger. Und auch der Göttervater Wotan übersteht das Geschehen nicht unbeschadet.
Kurzum: Wer ein Theater sucht, das mit vollem Einsatz zwischen Leichtigkeit und Ernst changiert, das große Themen nicht scheut und mit Herzblut auf die Bühne gebracht wird, sollte sich einen der Sommerabende im stimmungsvollen Hof des Ältesten Hauses in Haßloch nicht entgehen lassen.
Karten
Karten gibt es im Vorverkauf im Chaoskeller Haßloch, Am Jahnplatz 6.





Autor:Eva Bender aus Neustadt/Weinstraße |
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