Wohnraum gesucht - Haustiere aus der Ukraine
Nicht ohne mein Haustier!

Simba kommt aus Kiew und sitzt aktuell im Frankenthaler Tierschutzverein in Quarantäne   | Foto:  Simone Jurijiw
  • Simba kommt aus Kiew und sitzt aktuell im Frankenthaler Tierschutzverein in Quarantäne
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Frankenthal. Weiterhin machen die anhaltenden Kriegshandlungen in der Ukraine die Menschen fassungslos. Immer mehr Menschen, vor allem Frauen mit ihren Kindern, flüchten aus der Ukraine in die angrenzenden Länder und von dort aus weiter. So kommen auch Flüchtlinge hier in die Region. Bei all dem Negativen ist es unbeschreiblich schön zu sehen, wie viel Hilfsbereitschaft da ist und wie die Menschen in und um Frankenthal anpacken. Es werden Hilfsgüter gepackt und in die Ukraine beziehungsweise nach Polen gefahren, es werden Flüchtlinge hier in der Region aufgenommen und privat oder anderweitig untergebracht. Diese Menschen wurden aus ihrem gewohnten Leben gerissen, von jetzt auf nachher stehen sie vor dem Nichts, haben außer ihrer Kleidung meist nichts weiteres dabei. Meist. Denn - wie auch in Deutschland - haben sehr viele Ukrainer Haustiere. Viele Familien, die gerade ihr Zuhause aufgeben mussten, die nicht wissen, ob ihr Haus noch steht und damit all ihre Habseligkeiten, flüchten auch mit ihren vierbeinigen Familienmitgliedern. Ob Hund, Katze oder Maus, wer sein Tier liebt, der sieht es als Familienmitglied an und wird es bei der Flucht mitnehmen. Wenn die Flüchtlinge mit Haustieren nach Deutschland kommen, dann stehen diese vor einem weiteren großen Problem. Die Ukraine ist ein sogenanntes „nichtgelistetes Drittland“, informiert Tanja Nötzel-Bauer vom Veterinäramt Rhein-Pfalz-Kreis. Unabhängig ob man als Tourist aus der Ukraine nach Deutschland kommt oder eben als Flüchtling: Wer mit Haustier von der Ukraine aus einreist, der muss einen Tollwut-Impfschutz nachweisen. „Der Bund hat aufgrund der Lage für diese Flüchtlinge dahingehend für eine erleichterte Einreise gesorgt, dass man nun diesen Nachweis auch erst innerhalb Deutschlands erbringen kann. Normalerweise muss das vor Reise erbracht werden“. Das bedeutet aber weiter: Die Tiere müssen hier in Quarantäne, entweder bis der Impfschutz getätigt wurde und die 30 Tage vorbei sind oder - wenn das Tier in der Ukraine bereits geimpft wurde - bis eine Titer-Bestimmung stattgefunden hat. „Das stellt sowohl das Veterinäramt als auch die Tierheime in der Region vor große Probleme“, informiert Tanja Nötzel-Bauer weiter. „In Frankenthal ist eine Frau mit ihrem achtjährigen Sohn angekommen. Sie hatten außer einer Tasche nur die Sachen, die sie am Leibe getragen haben, und eine Transportbox mit einer Katze dabei“, erzählt Simone Jurijiw vom Frankenthaler Tierschutzverein. „Als sie hier ankamen standen alle vor einem großen Problem. Die Katze war bisher noch nicht gegen Tollwut geimpft. Mal abgesehen von der Tatsache, dass hier also eine Familie steht, die eine Unterkunft braucht, muss erstmal das Tier in Deutschland geimpft werden und in Quarantäne“, berichtet die Tierschützerin weiter. „Für die Familie war es die Hölle, ihre Katze jetzt abgeben zu müssen“. Man muss sich das selbst einfach mal vorstellen: Man flüchtet, weil Bomben in der Nachbarschaft einschlagen, man muss den Vater, Bruder oder Sohn in der Ukraine zurücklassen und dann kommt man hierher, hofft auf Hilfe, und kriegt gesagt: dein Tier nicht. „Als die Katze zu uns kam haben wir der Familie angeboten, dass sie sie jederzeit besuchen dürfen“, informiert Simone Jurijiw. Das Schicksal der Familien ist ihr nicht egal und sie möchte einen Beitrag dazu leisten, dass wenigstens hier die Familien nicht noch weiter getrennt werden. Gleichzeitig weiß Simone Jurijiw aber, wie wichtig die Tierschutzbestimmungen sind. „Haustiere, die aus der Ukraine mitgebracht werden, stehen zunächst erstmal unter Quarantäne, müssen geimpft und nach 30 Tagen muss der Tollwut-Titer kontrolliert werden und dann erfolgt eine Freigabe der Quarantäne durch das Veterinäramt. In dieser Zeit dürfen die Tiere keinerlei Kontakt zu anderen Tieren haben“, informiert die Tierschützerin. Es gibt einen guten Grund, wieso es eine Tollwut-Quarantäne gibt, in der Ukraine sind in den vergangenen Jahren immer wieder Fälle der Tollwut bekannt geworden. Die Tierschützerin kann Betroffene aber auch Helfer informieren, wie die Regularien sind, gerade für das Thema Mikrochipping, Tollwut-Impfung, Tollwut-Antikörper-Titer Bestimmung oder Isolierung. Vieles lässt sich dann hier organisieren, wichtig ist nur, dass diese vierbeinigen Familienmitglieder auch hier aufgenommen werden.
Aus diesem Grund hat die Tierschützerin einen dringenden Appell: „Wir brauchen Wohnraum, wo Haustiere der Flüchtenden erlaubt sind. Mensch und Tier sind durch das Erlebte traumatisiert und eine Trennung voneinander ist kaum mit anzusehen, wir erleben dies nun live und es bricht uns das Herz. Die Katze ist bei uns sehr ängstlich, mag nicht essen und zieht sich zurück, sind die Menschen aber zu Besuch bei ihr, ist die Katze kaum wieder zu erkennen und die Frau, vor allem aber das Kind, können wieder lachen“, so Simone Jurijiw. Tanja Nötzel-Bauer ergänzt: „Wichtig ist zu wissen, dass bei der Unterbringung der ukrainischen Tiere keine eigenen Haustiere wie Hunde oder Katzen mit diesen in Kontakt kommen dürfen. Wer Wohnraum hat und beispielsweise bereit ist einen Hund aufzunehmen, der sollte daran denken, dass das Tier sich auch lösen muss. Ein Garten ist dann von Vorteil, denn Gassigehen ist erstmal nicht erlaubt“. Auch Tanja Nötzler-Bauer hofft darauf, dass man weitere Unterkünfte auch mit Haustieren findet, denn die Tierheime in der Region haben nur begrenzte Quarantäne-Plätze. Klar, grundsätzlich wird von allen Seiten Wohnraum gesucht. Aber es ergeht an alle, die Wohnraum zur Verfügung stellen können, die Bitte, auch an die Haustiere zu denken.
Wer mit Haustier die Flucht ergreift, der liebt sein Tier von Herzen. Diese Menschen werden sicherlich immer darauf achten, die entgegengebrachte Hilfe nicht auszunutzen. Wer Wohnraum zur Verfügung stellen kann, der sollte sich bei den hiesigen Stellen melden - gerne gleich mit der Information, dass ukrainische Haustiere erlaubt sind. gib

Autor:

Gisela Böhmer aus Frankenthal

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