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Präventionstheater Schifferstadt mit „(K)Ein Enkel zu viel“

Laienschauspielgruppe vom Präventionstheater Schifferstadt | Foto: Brigitte Melder
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Böhl-Iggelheim. Nach der phänomenalen Premiere der Aufführung des Präventionstheaters Schifferstadt zum Thema „(K)Ein Enkel zu viel“ am 11. März 2023 kam diese Laienschauspielgruppe am 25. Mai 2024 auch nach Böhl-Iggelheim. Im Evangelischen Gemeindezentrum war alles großzügig bestuhlt worden, da man ohne Anmeldung und Eintritt frei nicht wusste, wie viele kommen würden. Die Veranstalter „Sicherheitsberater für Seniorinnen und Senioren Böhl-Iggelheim“ waren jedenfalls falls vollzählig hier: Allen voran der 1. Beigeordnete Karl-Heinz Hasenstab, Willem Prins, Peter Baumann, Hermann Gebhart, Axel und Gudrun Becker. Auch die Polizei mit Herrn Otto und Frau Jäger (von der PI Schifferstadt für Böhl-Iggelheim zuständig) hatten einen Stand im Foyer und waren für Fragen gerne ansprechbar. Die größte Organisation für Opfer krimineller Straftaten ist der 1978 von Eduard Zimmermann gegründete „Weiße Ring“ mit 44.000 Mitgliedern, davon 2.800 ehrenamtlichen Mitgliedern, zu denen auch Sigrid Horländer, Alina Wittmer und Joachim Bossek gehören, die Standdienst in Böhl-Iggelheim hatten. In erster Linie gehe es um menschlichen Beistand, persönliche Betreuung nach Straftaten, Begleitung zum Gericht oder Staatsanwalt und Vermittlung anderer Organisationen.

Die Begrüßung übernahm Karl-Heinz Hasenstab. Er wies darauf hin, dass es mittlerweile acht ausgebildete Sicherheitsberater und -beraterinnen in Böhl-Iggelheim gebe. Diese informieren zu Betrügereien und kriminellen Machenschaften, und es finden auch immer wieder Aktionen mit Infoständen hierzu statt (vor dem Wasgau zum Thema Einbruchsschutz u.v.m.). Diese Veranstaltungen sind sehr informativ, daher achten Sie bitte auf die entsprechenden Ankündigungen in der Presse und im Amtsblatt. Seniorinnen und Senioren sind sehr oft Zielgruppe von Kriminellen. Auf unterhaltsame anschauliche Weise sollte zuerst das falsche und danach das richtige Verhalten aufgezeigt werden. Die Veranstaltungs-Regie hatten Andrea Barie und Günther Neudeck vom Seniorenbeirat Schifferstadt inne, aus dem die Theatergruppe entstanden war. Hasenstab bedankte sich bei allen Helfern, Sicherheitsberatern und dem Bauhof für den Auf- und Abbau.

Die Bühne befand sich hinter rollbaren Trennwänden, die Akt für Akt verschoben wurden. Die Moderation während der fünf verschiedenen Szenen übernahm Andrea Barie (Zivilcourage-Trainerin). Die Gruppe besteht aus Laienschauspielern und entstand durch die Idee, anderen Menschen zu helfen und zu sensibilisieren. Es ärgere sie jedes Mal, wenn Seniorinnen und Senioren um einen fünf- oder gar sechsstelligen Betrag betrogen würden. Aus Scham, dass sie sich blamieren könnten, vertrauen sie sich niemandem an und so ist die Dunkelziffer sehr groß. Sagen Sie nie NIE, es kann jedem passieren! Man muss einfach lernen, misstrauisch zu werden.

Die erste Szene hieß „(K)Ein Enkel am Apparat“

Der Enkeltrick am Telefon beginnt mit „Rate mal, wer dran ist!“ Sobald dieser Satz zu hören sei, sollten die Alarmglocken angehen. Erstmal ratlos, dann die Frage „Bist Du es Karla?“ JA! Die Anruferin verwickelt ihr Opfer in ein Gespräch, kommt dann aber auch schnell zu ihrem Anliegen. Sie sitzt beim Notar und braucht auf die Schnelle Geld für eine Anzahlung von 10.000 Euro. Eine Notariatsangestellte würde das Geld abholen, setzte aber auch gleichzeitig unter Zeitdruck, um ein Zögern zu vermeiden. Also wurde alles so gemacht wie verlangt. Erst nach dem Betrug kamen Zweifel auf und ein Anruf bei der Tochter klärte, dass sie nie vor hatte in die Nähe ihrer Oma zu ziehen und somit auch kein Geld brauchte. Hätte sie sich anders verhalten können? JA! Fangfrage stellen und die Telefonnummer auf dem Display der Polizei melden. Lassen Sie sich nicht dazu verführen, einen Namen zu nennen. Darauf warten die nur. Im Zweifel nach Dingen fragen, die nur die Verwandte wissen kann.

Die zweite Szene handelte von falschen SMS- und WhatsApp-Nachrichten und wurde von Herrn Neudeck moderiert (Frau Barie spielte in der Szene selbst mit). Nachricht von Tochter auf WhatsApp-Nachricht: „Mama, ich habe eine neue Handy-Nummer. Kannst du die alte löschen und die neue abspeichern?“ Außerdem brauche sie 3.000 Euro. Die Angeschriebene macht alles wie gewünscht, aber als ihre Mutter dann plötzlich vor ihr steht stellte sie fest, dass dies eine Fake-Nachricht war. Sie hatte Glück, dass sie vorbei kam bevor sie die 3.000 Euro bezahlte. Wie reagiert man richtig? Die Tochter auf ihrer „alten“ Telefonnummer anrufen und nachfragen. Die abgespeicherte „neue“ Nummer löschen und blockieren.

Falsche Polizeibeamte: Anruf, dass in Ihrer Umgebung mehrfach eingebrochen wurde und Ihr Name auf der Liste des Einbrechers stand. Haben Sie Wertsachen zu Hause? Dann packen Sie alles in eine Tasche und stellen es an die Treppe. Eine Polizistin wird es dann abholen und in Sicherheit bringen. Ach ja, man solle am Telefon bleiben, die Rollläden herunterlassen und die Tür abschließen. Gelächter im Publikum als der Senior einen dicken Packen Geldscheine aus seiner Schachtel holte, es zu den anderen Wertsachen in einen Beutel packte und es wie geheißen hinausstellte.

Die Polizei rät, immer kritisch bei solchen Anrufen zu sein, denn es kommt niemals vor, dass die Polizei anruft und vor einem Diebstahl warnt und auch noch dazu auffordert, die Wertsachen vor die Tür zu stellen. Besser bei der Polizei unter 110 anrufen, den Fall schildern und Anzeige erstatten. Einfach auflegen, nie Angaben zu Wertsachen machen und nicht unter Druck setzen lassen. Wenn bei einem Anruf die 110 auf Ihrem Display erscheint ist das nicht die Polizei; nur Sie selbst können die 110 anrufen.

Bevor es in die Pause ging wollte Herr Hasenstab von Herrn Otto wissen, wie man eine Anzeige bei der Polizei machen kann. Antwort: Online, Anruf oder persönliche Kontaktaufnahme. Allerdings meinte eine Dame, dass dieses Online-Formular sehr kompliziert sei. In der folgenden Pause konnte man entweder die Polizei oder den „Weißen Ring“ im Foyer kontaktieren.

Nächster Akt „Falsche Wasserwerker an Haustür“: Es war ein größerer Wasserrohrbruch, der zu Legionellen führen könne, von denen man schwer lungenkrank wird. Die Angst war somit geschürt. Man wolle alle Leitungen und den Wasserdruck prüfen. Während die Hauseigentümerin zwei Eimer im Keller befüllen sollte, hatte die Diebin alle Zeit sich in der Wohnung umzusehen und mitgehen zu lassen, was ihr wertvoll erschien, immer im Dialog mit der Eigentümerin. Und dann war die Diebin über alle Berge. Der Schreck war groß und der Verlust ebenso. Das ist eine ganz fiese Methode und gerade da Handwerker teuer sind und diese Überprüfung kostenlos, stößt man auf offene Ohren.

Wie handelt man richtig? Draußen warten lassen, bei der Firma anrufen und nachfragen, ob jemand geschickt wurde. Haben Sie einen Handwerker bestellt oder gab es einen Aushang im Hausflur? Einen anderen Termin ausmachen oder Nachbarn hinzuholen. Nie in die Wohnung lassen!. Selbst ein Ausweis, egal vom Handwerker oder Polizisten, kann gefälscht sein.

Letzte Szene „Bei Anruf Schock!“ Markerschütterndes Weinen am Ende der Leitung und eine Frauenstimmte ruft „Mama, die wollen mich einsperren!“ Sogleich melden sich angebliche Polizisten, die behaupten, dass die Tochter/Sohn einen Unfall mit Todesfolge gehabt habe und man mit einer Kaution von 20.000 Euro der U-Haft entgehen könne. Eine seriös wirkende Dame hole das Geld dann ab. Zum Glück waren die Eltern skeptisch und wollten erstmal Bedenkzeit, in der sie ihre Tochter einfach mal anriefen. Und siehe da, der Tochter ging es gut und sie hatte keinen Unfall. Diese Szene wurde von Gerlinde Drees und Günther Neudeck umwerfend gut gespielt und sie agierte wunderbar mit dem Publikum. Lassen Sie sich gesagt sein, dass es Unsinn ist gegen eine Kaution bei der Deutschen Polizei freizukommen, das gibt es nur in den TV-Krimis. Melden Sie solche Fälle zwecks Statistik immer der Polizei.

Karl-Heinz Hasenstab bedankte sich bei den Laienschauspielern und dem Publikum, das beim mitunter sehr unterhaltsamen Stück kräftig applaudierte. Heute waren nur ca. 50 gekommen und das nächste Mal hoffe er auf mehr Interesse, denn immer wieder liest man von diesen Betrugsmaschen. Den Zuschauern hat’s jedenfalls sehr gut gefallen.

Schauspieler*innen waren: Gudrun Andres, Hiltrud Gehrlein-Bischoff, Gerlinde Drees, Irma Kraft, Anne-Katrin Osburg, Birgit Hartmann, Gaby Greiner, Heide Becker, Andrea Barie und Günther Neudeck
Die nächsten Termine:
27.06. Festhalle Dudenhofen
19.07. Carl-Bosch-Haus Maxdorf
11.10. Seniorentagesstätte Mutterstadt
(mel)

Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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