4. Interkulturelles Begegnungsfest
Das JUZ tanzt

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Obwohl alle Wetter-Apps Regen angekündigt hatten, schien die Sonne, bis auf eine kleine Regentröpfelei am Spätnachmittag. Die aber störte niemanden, denn zu diesem Zeitpunkt heizten gerade die beiden ukrainischen Sängerinnen Anna Dobler und Khrystyna Smulska die Halle des Jugendzentrums in Böhl-Iggelheim (JUZ) ein. Da blieb kaum jemand sitzen, alle klatschten, sangen, tanzten, filmten, weinten oder wiegten sich im Takt der mitreißenden Musik, egal welcher Nationalität.
90 bis 100 Gäste waren gekommen zum vierten Interkulturellen Begegnungsfest in Böhl-Iggelheim, zu dem das Café International geladen hatte. Dieses wird seit fast sieben Jahren von Lena Kurz geleitet, außer in der Corona-Lockdown-Zeit findet jeden Dienstagabend im JUZ neben Spiel- und Computerangeboten eine Beratung in administrativen Angelegenheiten für Zugewanderte statt. Afghan/innen, Somalis, Ukrainerinnen, Syrer/innen, Irakis und viele andere kommen meistens mit amtlichen Schreiben oder Anträgen, die sie allein nicht bewältigen können.
Nach vierjähriger Pause konnten die ehrenamtlichen Flüchtlingshelferinnen und –helfer nun endlich wieder ein Fest auf die Beine stellen. Das Buffet aus mitgebrachten Speisen war wie immer international vielfältig bestückt, ausgesprochen schmackhaft und herrlich anzusehen. Viel blieb am Ende nicht davon übrig. Zur „Halbzeit“ fuhr der Eiswagen vom Eri Donna mit Femi Krasnici am Steuer vor. Jedes Kind konnte sich kostenlos eine Kugel Eis abholen. Die Schlange war lang, denn auch die Erwachsenen erstanden sich trotz frischer Temperaturen eine Eiswaffel.
Zum Auftakt des Festes spielte die Musikgruppe „ELSA und der Viertelton“ aus der Pfalz ihre Weltmusik. Isabel Eichenlaub aus Schifferstadt am Cello, Peter Braun aus Ludwigshafen an der Gitarre und Samer Al Halabi aus Lu-Stadt (2015 aus Syrien eingewandert) an der Oud waren keine Unbekannten für die Gäste. In anderen Formationen hatten sie sich bereits dreimal im JUZ in die Herzen gespielt. Mit Liedern wie „Besame mucho“, „Kein schöner Land“, „Hava Nagila“, „Sultan e ghalbam“, „Klein wild Vögelin“ und vielen anderen hatten sie aus den unterschiedlichsten Kulturen Musik im Gepäck und animierten die Zuhörer*innen zum Mitsingen, Mittanzen, Mitklatschen.
Alle freuten sich, dass sie wieder miteinander zusammensitzen und Neuigkeiten austauchen konnten. Aus den Babys waren Kinder geworden, die in der Hüpfburg einen Heidenlärm machten oder sich in der Kinderspielecke schminken ließen. Finanziert wurde das Kinderprogramm vom Verein KiJuBi – Kinder- und Jugendfreundliches Böhl-Iggelheim. Es war schön zu sehen, dass aus den früheren Neuankömmlingen integrierte Mitbürger geworden sind. N. aus dem Tschad hat inzwischen seine KFZ-Mechatroniker-Ausbildung abgeschlossen und soeben eine Festanstellung bekommen, R. aus Syrien ist Paketdienstauslieferer geworden, A. und S. aus Afghanistan arbeiten bei Amazon, M. aus Syrien steht kurz vor seiner deutschen Einbürgerung. Diejenigen, die 2015 und 2016 kamen, haben Fuß gefasst in der neuen Heimat, die Kinder sprechen fließend Deutsch, die Eltern können sich nun auch gut verständigen.
Auch viele Ukrainerinnen mit ihren Kindern waren gekommen. Für sie hatte das Organisationsteam die beiden Sängerinnen Anna und Khrystyna engagiert. Sie durften die Technik von Peter Braun nutzen und rissen alle Zuschauer/innen von ihren Sitzgelegenheiten. Mit ukrainischen Popsongs, Volksliedern und Balladen bewegten sie die Herzen der Anwesenden, viele Ukrainerinnen hatten Tränen in den Augen und sangen mit. Zum Schluss lernten alle das ukrainische Wort für „Zugabe“: NABIS und riefen dies immer wieder. Anna Dobler brachte ihre Tochter Nadine und deren Freundin Valeriya mit, die zusammen mit Anna den diesjährigen Gewinnersong des European Contests „Stefania“ mit Herzblut vortrugen. Kaum jemand in der Halle blieb davon unberührt, man spürte auch ohne Sprachkenntnisse die Gefühle und die Sorgen, aber auch die Kraft und die Lebensfreude der Ukrainerinnen. „Die ukrainische Herz weint“, meinte R. aus Syrien traurig. Ja, es fanden in der Tat berührende interkulturelle Begegnungen statt, die auch nach dem gestrigen Fest noch emotional weiterwirken werden.
Anna Dobler kam vor 20 Jahren zum Germanistikstudium nach Deutschland. Seitdem lebt sie hier und arbeitet als Schulbegleiterin in Heidelberg. Sie hat eine klassische Gesangsausbildung und tritt häufig bei Benefizveranstaltungen für die Ukraine auf. Sie brachte spontan Khrystyna Smulska mit, die sie selbst gerade erst kennengelernt hatte. Khrystyna stammt aus Lodz und floh im Februar aus der Ukraine. Sie hat Musikpädagogik studiert, ist Grundschullehrerin, leitete ein Kulturhaus und will nun Opernsängerin werden. Die Stimme dazu hat sie! Wir drücken ihr die Daumen, dass aus dem gestrigen Vorsingen in der Frankfurter Oper etwas Gutes wird.
Den Kontakt zu den Musikerinnen hergestellt hatte die Deutsch-Ukrainische-Gesellschaft Rhein-Neckar www.dug-rhein-neckar.de. Anna und Khrystyna wollten kein Honorar für ihren Auftritt, sondern baten um Spenden für die ukrainische Unterstützungsarbeit. Deshalb veröffentlichen wir hier das Spendenkonto:
Spendenkonto : Volksbank Heidelberg
IBAN: DE81 6709 2300 0033 1706 10
BIC:GENODE61WNM
Verwendungszweck: Ukraine-Hilfe 2022
Alle Beteiligten freuen sich auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr beim 5. Interkulturellen Begegnungsfest in Böhl-Iggelheim.

Autor:

Katja Friedrich aus Böhl-Iggelheim

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