Delegation reist zu Partnerschaftstreffen nach Poissy
Karl Olives „Baumboom“ beeindruckt Pirmasenser

Das ehrgeizige Bauprojekt im Stadtviertel „Rouget de Lisle“ von Poissy, bei dem eine Investitionssumme von 230 Millionen Euro im Raum steht stellten die Beigeordnete Sandrine Dos Santos (rechts) und Bürgermeister Karl Olive (Mitte mit Mikrofon) vor.  Foto: Kling-Kimmle
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  • Das ehrgeizige Bauprojekt im Stadtviertel „Rouget de Lisle“ von Poissy, bei dem eine Investitionssumme von 230 Millionen Euro im Raum steht stellten die Beigeordnete Sandrine Dos Santos (rechts) und Bürgermeister Karl Olive (Mitte mit Mikrofon) vor. Foto: Kling-Kimmle
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von andrea katharina kling-kimmle

Poissy/Pirmasens. Da staunten die Gäste aus Pirmasens wahrlich Bauklötze beim Partnerschaftstreffen in Frankreich: „Poissy, wie hast du dich innerhalb von zwei Jahren verändert“. Doch nicht nur der „Bauboom“, den Bürgermeister Karl Olive ausgelöst hat, sondern auch die Vertiefung einer freundschaftlichen Verbindung beider Länder, die sich im Jahre 1965 mit der Unterschrift von Jakob Schunk, Stadtoberhaupt von Pirmasens, und seines Amtskollegen Léon Touhladjian gegründet hatte, stand im Mittelpunkt des Besuches.

„Jumelage“, das ist für Franzosen und Deutsche die Basis eines Friedens in Europa, die dank warmherziger Begegnungen und vorurteilsfreiem Austausch auf vielen Ebenen des kommunalen Lebens fest verankert ist. Es wird gemeinsam gegessen und so manches Gläschen Champagner geleert, aber beide Seiten sind auch offen dafür, „von einander zu lernen“, wie es Oberbürgermeister Markus Zwick formulierte. Er war erstmals in dieser Funktion in der Partnerstadt zu Gast, in Begleitung seines Vorgängers Dr. Bernhard Matheis und des neuen Bürgermeisters Michael Maas. Zur 40köpfigen Delegation gehörten außerdem Stadtratsmitglieder (auch die Spitze des Jugendstadtrates zeigte Interesse) sowie die beiden Geschäftsführer der Stadtwerke Christoph Dörr und der Bauhilfe, Ralph Stegner.
In der Partnerschaftsurkunde von 1965 steht: „Möge unsere Partnerschaft durch den aufrichtigen Glauben an eine bessere Zukunft und an einen dauerhaften Frieden, ewig fortbestehen und zum Bau eines vereinten Europas beitragen“. Schon haben die Partner ihre „Goldene Hochzeit“ hinter sich, kann in 2020 eine „Schnapszahl“ gefeiert werden: 55 Jahren Jumelage. Bei einem internen Arbeitsgespräch zum Abschluss des Besuches wurden für das nächste Jahr zwei Treffen vereinbart. Nachdem im März Wahlen des Stadtrates sowie des Bürgermeisters in Poissy stattfinden, will sich das neue Gremium bei einer Stippvisite im Mai in Pirmasens den deutschen Freunden vorstellen. Der Gegenbesuch ist dann für den Zeitraum August/September geplant. Beide Male werden dabei die Grundpfeiler der langjährigen Partnerschaft noch weiter gefestigt.
Hatte Karl Olive bei der „Goldenen Hochzeit“ vor vier Jahren in Pirmasens festgestellt, dass die Partnerschaft „in den Herzen der Menschen angekommen ist“, sprach Markus Zwick nun von einer „tief gewachsenen Verbundenheit“, die sich durch den warmherzigen Empfang in dem eleganten Golfrestaurant Béthemont in einem historischen Bauwerk auszeichnete.
Wie vielfältig und zugleich zukunftsweisend die Kommunalpolitik in Poissy unter Maire Karl Olive gestaltet wird, erlebten die Gäste aus Pirmasens bei verschiedenen Besichtigungen der französischen Partnerstadt. Ein ehrgeiziges Bauprojekt, das mit einem Investitionsvolumen von 230 Millionen Euro veranschlagt und auf 25 Jahre angelegt ist, entsteht derzeit im Stadtviertel Rouget de Lisle. Auf einer Fläche von 1,7 Hektar entsteht mit Hilfe verschiedener Investoren eine umweltfreundliche Anlage mit Park, Wohnungen, Geschäfte, Schule und Kita. Vor Ort informierte die erste Beigeordnete Sandrine Dos Santos, zuständig für Stadtentwicklung, über Details der Maßnahme, die vor zwei Jahren begonnen wurde. Mittlerweile ist ein Drittel des Gesamtkonzeptes realisiert. Angedacht sei, insbesondere junge Leute anzusprechen, die in Paris arbeiten oder studieren und in Poissy wohnen und leben möchten. Die Nachfrage, insbesondere auch bei Menschen, die bei „PSA“ beschäftigt sind, könne so gedeckt und gleichzeitig umweltfreundlicher Wohnraum geschaffen werden, fügte Olive hinzu. Jungen Familien, die sich hier ansiedeln möchten, biete man eine attraktive Preisgestaltung beim Erwerb der Räumlichkeiten an, so der Maire, der zugleich auf eine neuartige ökologische Müllentsorgung sowie energetische Maßnahmen hinwies.
Ein Abstecher ins Stadtviertel „La Coudraie“, eine ehemalige Plattenbausiedlung, wo Olive geboren wurde, zeigte die weiteren baulichen Bestrebungen der Stadt, ihr Image zu verbessern. Im Stil des verstorbenen Architekten Le Corbusier, der die Villa Savoye entworfen hatte, entstanden hier Wohnblocks mit klarer Strukturierung. Dem prominenten Planer, der in Poissy historische Spuren hinterlassen hatte, wurde in der City ein großes Denkmal gesetzt.
Ums Image geht es bei einem weiteren ehrgeizigen Projekt, für das Karl Olive mit seinem Team gekämpft hat: Auf einer Fläche von 74 Hektar entsteht bis August 2020 das Paris Saint-German Trainings Center mit einem Stadion, das 5.000 Plätze bietet, sowie einem Ausbildungszentrum für Fußball, Handball und Judo. Insgesamt 250 Millionen Euro investiert der Verein, der hier ein „Flagship“ bauen will. Zuvor hatte die Stadt das Gelände gekauft und danach PSG veräußert. Im Fahrwasser des erfolgreichen Fußballclubs siedeln sich außerdem die Autofirmen Porsche, Alfa und Jeep sowie ein 4-Sterne-Hotel an. Man habe aber zur Bedingung gemacht, so Olive, dass nur 5 Prozent des Geländes bebaut werden, der Rest soll für Freizeitangebote wie Radwege und Naturgestaltung (etwa mit Obstbaumbeständen) zur Verfügung stehen. In die Entwicklung der Konzeption sind deshalb auch die Bürger miteinbezogen.
Das Thema „Stadtentwicklung“ steht auch in Pirmasens hoch im Kurs und so boten die Gastgeber den Pirmasensern ein Forum, um über zukunftweisende Maßnahmen zu berichten. Beim Arbeitsgespräch stellte Bauhilfe-Geschäftsführer Ralph Stegner das generationsübergreifende „Patio“-Projekt im Winzler Viertel vor.
Gemeinsamkeiten in der Stadtgeschichte gibt es, wie die Ausstellung „100 Jahre Bauhaus“ von Charlotte Veit, Koordinatorin des Forums Alte Post in Pirmasens, zeigt. Nach ihrer Präsentation in der Horebstadt, ist die Dokumentation bis Mitte Oktober in Poissy zu sehen. Eindrucksvolle Bauwerke dabei sind das Pirmasenser Stadtbad sowie die Villa Savoye in der französischen Partnergemeinde. Bereits in der Vergangenheit waren Bilder von Heinrich Bürkel über die Grenze gewandert. Im Gegenzug zeigte der Verein „Ateliers des Arts“ Werke in der Festhalle in Pirmasens.
Es ist gute Tradition, sich bei Partnerschaftstreffen gegenseitig zu ehren. Beim Festabend mit polynesischen Tänzen, die OB Markus Zwick zur Perfektion trieb, und einem tahitianischen Buffet gedachten beide Stadtoberhäupter der Männer, einst den Pakt geschlossen hatten. „Heute wird ihr Erbe fortgesetzt“, so Karl Olive, der insbesondere den Alt-OB ins Herz geschlossen hat. Als einem der beiden „europäischen Brüder“ verlieh der Maire Dr. Bernhard Matheis das „Ehrenbürgerdiplom“. Für Markus Zwick gab es zwei Fußbälle für die Söhne.
Auch das Pirmasenser Stadtoberhaupt war nicht mit leeren Händen gekommen und überreichte dem „Urgestein der Partnerschaft“ Dr. Vincent-Richard Bloch die „Stadtehrenplakette“, die höchste Auszeichnung in Pirmasens. Der rührige Franzose bringt sich seit 1983 in den freundschaftlichen Austausch ein. Beim Ausscheiden aus dem Amt des OB im Mai diesen Jahres hatte Bloch Bernhard Matheis mit dem goldenen „Saint Louis“ ausgezeichnet.
Mit einem erlesenen Menü und Champagner im Forum Arnaud Armand und der traditionellen Beschwörungsformel „vive Pirmasens, vive Poissy“ endete der Besuch der Delegation aus der Horebstadt bei den französischen Partnern. ak

Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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