Exponat „Spiegelsäule“ eine der Attraktionen im „Dynamikum“
Alles eine Frage des Blickwinkels

Die „Spiegelsäule“ im Dynamikum schlägt eine Brücke von der Renaissance ins Heute.  Foto: ps/dynamikum
  • Die „Spiegelsäule“ im Dynamikum schlägt eine Brücke von der Renaissance ins Heute. Foto: ps/dynamikum
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Pirmasens. Der „Anamorphose“ auf der Spur: Was genau es mit dieser Technik einer ganz bestimmten Art der Verzerrung auf sich hat, können die Besucher des „Dynamikum“ erkunden.
Da läuft man nichts ahnend auf dem Bürgersteig, schaut auf die Straße und plötzlich sind sie da: die drei aufgemalten, aber merkwürdig langgezogenen Buchstaben B, U und S. Wahlweise kann man mancherorts auch ein gezeichnetes Fahrrad ausmachen, das aussieht, als hätte es jemand auf die Seite gekippt und dann mit einer Dampfwalze plattgemacht. Was auf den ersten Blick auf Fußgänger ziemlich seltsam wirkt, ergibt für Autofahrer erstaunlicherweise aber ein ganz anderes Bild: Während sie auf der Straße darauf zu rollen, erscheinen ihnen die Buchstaben und die Dimensionen des Fahrrads nämlich völlig normal. Des Rätsels Lösung ist die sogenannte Anamorphose.
Dem Phänomen auf die Spur kommen Besucher des „Dynamikums“. Unter den 160 Exponaten des Mitmachmuseums befindet sich die „Spiegelsäule“. An ihr lässt sich anschaulich nachvollziehen, wie etwas sehr Krummes zu etwas Geradem werden kann. Hier stehen kleine und große Forscher vor der Aufgabe, ein Bild zu zeichnen, das dann im Spiegelbild zu erkennen ist. Das ist gar nicht so einfach, wie es klingt, und erfordert etwas Geduld, denn wundersamerweise erscheinen manche geraden Linien im Spiegel plötzlich gekrümmt, andere bleiben gerade. Doch wie oft im Leben gilt es, an der „Spiegelsäule“ einfach die richtige Perspektive einzunehmen. So findet man mit ein bisschen Ausprobieren heraus, auf welche Weise man die ulkige Verzerrung im Spiegel – die Anamorphose – am besten austrickst. Mit Hilfslinien kann dann jeder irgendwann wie von Zauberhand statt der krummen gerade Linien zeichnen.
Der Begriff Anamorphose kommt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus den Wortbestandteilen „ana“ (herauf) sowie „morphae“ (Form, Gestalt). Man bezeichnet damit eine nach den Gesetzen der Perspektive absichtlich verzerrte Darstellung. Diese kann man sich – wie bei dem Hinweis auf eine Bus- oder Fahrradspur – nur durch einen speziellen Blickwinkel oder wie beim Dynamikum-Exponat mit einem Spiegel erschließen. Dabei ist die Technik der Anamorphose bereits viele Jahrhunderte alt, sie reicht bis in die Epoche der Renaissance zurück. Schon damals haben sich verschiedene Künstler in ihren Werken mit verschiedenen Perspektiven beschäftigt. Ganz bewusst stellten sie Dinge verzerrt da, um sie zu „verstecken“, so dass nur aufmerksame Betrachter in der Lage waren, sie zu entdecken.
Die älteste bekannte Arbeit stammt aus dem Jahr 1485: Leonardo da Vinci, der berühmteste Renaissance-Künstler, fertigte eine Zeichnung an mit einer Art Wolke, die sich als ein Kinderkopf entpuppt, wenn man sie vom richtigen Punkt aus ansieht. Das berühmteste Bild mit einer Anamorphose stammt von Hans Holbein dem Jüngeren. Er schuf 1533 das lebensgroße Gemälde „Die Gesandten“, darauf sind zwei Männer zu sehen, zu deren Füßen sich ein langgestrecktes Etwas befindet. Nimmt man beim Betrachten die richtige Perspektive ein und stellt sich schräg zum Bild, verändern sich die Proportionen – das bizarre Gebilde wird zu einem Totenschädel als einem damals in der Kunst gebräuchlichen Symbol der Vergänglichkeit. ak/ps

Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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