Uz- und Neckname:
Warum sind die Wiesentaler „d‘ Sandhasen"?

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Waghäusel. Ja, warum heißen die Wiesentaler eigentlich Sandhasen? Die Erklärung klingt relativ einfach: Für eine Vielzahl von Bewohnern sandiger Gegenden gibt es den Spitznamen „Sandhasen“, so auch in Wiesental, Forst, Graben, Rintheim und in etlichen anderen Gemeinden in Deutschland. Sogar in Österreich: Dort werden beispielsweise die Lackendorfener im Burgenland auch als Sandhasen bezeichnet.
Also ist es kein Alleinstellungsmerkmal für das 1297 gegründete Wiesental im Bruhrain, das von „Spraddeln“ (Kirrlach) und „Zuckerbüchse“ (Waghäusel) umgeben ist.
Den Uz- und Necknamen tragen die Wiesentaler schon seit vielen Jahrzehnten, vielleicht schon seit über 120 Jahren: mit Stolz, denn es ist nichts Abwertendes. Der Ort liegt nun mal in einer sandigen Region, Hasen hoppeln überall herum, so dass von einer richtigen Hasenplage die Rede ist.
Wenn in früheren Zeiten jede Wiesentaler Familie mit Mann und Maus – notgedrungen, um sich zu ernähren - auf den Feldern arbeitete, drängte sich wohl ein Vergleich mit den zahlreichen Hasen auf.
Hinzu kommt vielleicht auch die emsige und wuselige Art, wie die Bewohner diese kargen Böden nutzbar gemacht haben.
So schnell wie ein Hase - könnte man sagen. Wohl haben sich die Wiesentaler auch etwas darauf eingebildet, so flink wie Hasen zu arbeiten. Und nicht mit trägen Tieren verglichen zu werden.
Einige Necknamenforscher sind fest davon überzeugt, dass der Begriff von den Wildkaninchen kommt, die in den lockeren Sandböden ihren unzähligen Höhlengrabungen nachgingen.
Lange Zeit war der Spargel- und Tabakanbau – dank des sandigen Bodens - kennzeichnend für den Ort im Bruhrain.
Der Sandhase ist eine Fabelfigur, ein frei erfundener Beiname, der, wie es heißt, auch auf die Armut der Bevölkerung anspielt.
Bis vor etwa 120 Jahren bestritten die Wiesentaler ihren Lebensunterhalt hauptsächlich aus der eigenen kleinen Landwirtschaft. Erst mit der Ansiedlung der Zuckerfabrik und mehreren Zigarrenfabriken gab es andere Verdienstmöglichkeiten.
Vor rund 20 Jahren hat der „Sandhas“ eine Renaissance erlebt. Erstmals setzte der Handwerk- und Gewerbeverein Wiesental bei der Gewerbeschau 2003 einen mannsgroßen Sandhasen als neues Maskottchen ein.
Einschließlich seiner ausgestellten Löffel brachte es Meister Lampe auf fast zwei Meter Körpergröße. Aber nicht im üblichen grauen oder brauen Fell zeigte sich das Tierchen der Öffentlichkeit, sondern in den Wiesentaler Wappenfarben Weiß und Blau.
In Wiesental kennt man auch den Begriff „Sandhasenfest“. Ein alter Zeitungsausschnitt erinnert an das Debüt des damals so bezeichneten Straßen- und Dorffestes:
„Am morgigen Samstagnachmittag findet das 1. Wiesentaler Sandhasen-Straßenfest statt. Eröffnet wird es mit Böllerschüssen der Badischen Fußartillerie und dem Bruhrain Fanfarenzug. Dann erfolgt die Freigabe der Zwetschgenallee“, so hieß es 1983. Damals beteiligten sich sechs Vereine.
Nebenbei erwähnt: Es gibt auch den Familiennamen „Sandhas“ in Deutschland. „Die Sandhasen“, so nennt sich der Karnevalsklub in Mannheim-Rheinau.

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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