Zweifacher Mord auf der Bühne des Pfarrzentrums
Standing Ovations: Premiere der „Parole“ begeistert das Publikum durch Perfektion

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Waghäusel-Wiesental. Und das - ein Tag nach dem Besuch des Freiburgers Erzbischofs Stephan Burger in der Stadt Waghäusel: Zweifacher Meuchelmord auf der Bühne des Pfarrsaals. Drei Ganoven, die aus reiner Gefälligkeit und Gutherzigkeit zwei missliebige Mitbürger um die Ecke bringen – wenn das keine rührselige Weihnachtsgeschichte ist!
„Wir sind keine Engel“, so heißt etwas entschuldigend der Titel des bekannten Hollywood-Klassikers. 2018 hat sich die Mannschaft des Wiesentaler Theatervereins „Parole“ an die Ursprungsfassung des Franzosen Albert Husson gemacht – und dank der Regisseurin Gesine Mack und dank elf Schauspieler meisterhaft umgesetzt. Kein Wunder, dass es am Schluss lautstarke „Standing Ovations“ eines restlos begeisterten Publikums gab.
Den Besucher erwartete ein ebenso rabenschwarzes wie komödiantisches Weihnachtsmärchen der besonderen Art, makaber und doch mordmäßig humorvoll, bekannt aus der Verfilmung mit Humphrey Bogart und Peter Ustinov.
Etwa zweieinhalb Stunden lang darf geschmunzelt und gelacht werden. Trotz zwei Vollstreckungen mit Hilfe einer Giftschlange geht es heiter und unbeschwert zu. Die Zuschauer sehen in den drei Männern keine Mörder. Eigentlich sind es doch Engel - oder sie werden im Laufe des Stückes dazu. Zum Schluss fehlt nur noch der leuchtende Heiligenschein.
Die Bezeichnung „Amateurtheater“ passt ganz gar nicht für die Akteure des 1982 gegründeten Theaterensembles „Parole“. Wie Profis gehen die Spieler ans Werk, sind sicher im Text, im Auftreten, in der Mimik und Gestik. Albert Husson, leider 1978 verstorben, hätte sich vor Freude auf die Schenkel geklopft, wie in Wiesental sein skurriler Humor dargeboten werden. Auch das ganze Drumherum beeindruckte, so das wiederum faszinierende Bühnenbild und die gewohnte choreografische Glanzleistung.
Originell, ironisch und witzig zugleich, so rettet das Ganoventrio der Familie Ducotel ihr Weihnachtsfest und auch deren wirtschaftliche Existenz. Gleich elf Schauspieler prägen das Stück, alle Rollen sind exzellent besetzt, jeder Mitspieler hat seine ihm auf den Leib geschnittene Rolle, so die drei „Übel- und zugleich Wohltäter“: der gewiefte Joseph (Matthias Schmitteckert), der umtriebige, dem Töchterchen zugeneigte Alfred (David Heger) und der eher besonnene, ruhende Pol Jules (Christoph Gabrysch).
Die drei Ducotels geben der Komödie ihre eigene persönliche Note und bringen den Zweiakter zur vollkommenen Entfaltung, so der ganz und gar einfältige Hausherr Felix (dargestellt vom erfahrenen Thorsten Zimprich), seine treusorgende Gattin (Carola Mahl), die mit ihrer unnachahmlichen Mimik besticht, und schließlich das selbstbewusste Töchterlein Isabell (Amelie Mahl), die trotz ihres jungen Alters so routiniert spielt, als stünde sie schon 20 Jahre auf der Bühne.
Den letzten Schliff geben dem Stück die weiteren – alle auf ihre Art - liebenswürdigen Charaktere, so der arrogante, überhebliche Onkel Trochard (Achim Milbich), dessen Begleiter und Cousin Paul Cassagnon (Adriano Agnoli), Langfinger Lilou (Claudia Gauweiler) und der flotte Arzt zur See (Markus Haehnel). Zum Liebling avanciert die Quasseltante und Schnellschwätzerin „Madame Parole“ (Lena Simon) mit ihren nervigen Lachern. Der sicherlich schwierigste Part, die Regie, lag in den Händen von Gesine Mack, die sich über den Erfolg freuen konnte.
Im Stück mischen die Sträflinge Joseph, Alfred und Jules, die eigentlich nur das Dach des kleinen Ladens reparieren wollen und sollen, das Weihnachtsfest ordentlich auf. Das Trio findet kurz vor Heiligabend Unterschlupf beim wenig geschäftstüchtigen Kolonialwarenhändler Felix Ducotel und dessen Familie. Als Felix Ducotels herzloser Vetter und Geldgeber Juste Trochard auftaucht, um ausgerechnet unterm Weihnachtsbaum die Buchhaltung zu prüfen und den allzu vergesslichen Buchhalter zu piesacken, greifen die Sträflinge in das Geschehen ein – mitsamt ihrem tierischen Kompagnon, der Schlange Donalde.
Auch der gefühlskalte Paul Cassagnon, der Isabells Avancen unbeachtet lässt, wird zur gebissenen Leiche. „Ob drei Gangster nun Weihnachtsengel oder Teufel sind - diese Frage steht am Ende der Komödie voll schwarzer Pointen und voller Ironie. Finden Sie es mit uns gemeinsam heraus“, fordert die Parole in ihren ausgelegten Flyern auf.

Die nächsten Aufführungstermine
Sa, 17.11.2018 - 19:00 Uhr
So, 18.11.2018 - 18:00 Uhr
Fr, 23.11.2018 - 19:00 Uhr
Sa, 24.11.2018 - 19:00 Uhr
So, 02.12.2018 - 18:00 Uhr,
jeweils im Pfarrzentrum Wiesental

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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