Mühlenstraße wird wochenlang zur Hexenstraße
Gut 70 Hexen auf Besen an den Häusern und auf den Balkonen

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Waghäusel-Kirrlach. So viele finstere Hexen auf einmal? Wohin man auch schaut. Da hätte sich im Mittelalter die Heilige Inquisition gefreut. Angsteinflößend stehen junge und alte Hexen mit ihren Hakennasen auf Balkonen, hängen sportlich an Fenstern und Dachrinnen oder thronen über Einfahrtstoren.
Schwerpunktmäßig haben sie sich in der für sie eigenes ausgewiesenen Hexenstraße zusammengefunden, worauf ein Straßenschild „Hexenstraße“ warnend hinweist. Die Idee, eine solche spezielle Straße über die Faschingszeit einzurichten, hatte der damalige Pfarrer Christian Breunig aus einer Urlaubsgemeinde mitgebracht – und an die Kirrlacher als Anregung weitergegeben, erzählt Hexenstraßen-Initiatorin Rosa Müller.
So 40 hexische Gestalten schmücken die Mühlenstraße, so 30 sind in der unmittelbaren Nachbarschaft zu finden. Bis Ende der „fünften Jahreszeit“ sind fast täglich Schulklassen und Kindergartengruppen unterwegs, um sich diese Sehenswürdigkeit nicht entgehen zu lassen. Mütter mit ihren neugierigen, aber meist etwas skeptischen Kindern wagen sich durch die Straße und hoffen, dass keine der Gestalten vom Fenster herunterspringt. Ja, die hexengeschmückten Häuser und Fenster dürfen jederzeit besichtigt werden, sie empfehlen sich zur Nachahmung – auch in anderen Wohngegenden.
Seit rund 20 Jahren wird – immer zur Fastnacht - die Mühlenstraße in Kirrlach in die Hexenstraße umgewandelt. Die Anwohner schmücken ihre Häuser mit den entsprechenden lebensgroßen Figuren. „Die Hexenstraße gehört einfach zum fasenachtlichen Brauchtum“, betonen die Hexenmeister. Mit berechtigtem Stolz heißt es: „In Kerrloch isch halt stets was los, mir hewe sogar ä Hexestroß“.
Wochenlang baumeln, hängen oder sitzen an den Fassaden die Märchengestalten mit krummer Nase im warzigen Gesicht, in der Hand halten sie meist einen Besen. „Alle unsere Hexen sind selbst gemacht“, ist zu hören. Overalls – inzwischen weiße Maleranzüge - werden kräftig mit Stroh gefüllt, das die beiden Herstellerinnen Rosa Müller und Gabi Heiler vom Bauern bekommen. Gestopfte Hexenkörper stellen sie für eine Spende von 20 Euro her.
Die Einnahmen werden gespendet: entweder für die jährliche Aktion „Herz ist Trumpf“ oder für das Kinderhospiz Sterntaler.
Sind die Körper ausgestopft, ist die Leibesfülle hergestellt, bekommen die Erzeugnisse passende Kleider angezogen und finstere Masken aufgesetzt.
Ganz genau kennt niemand die Anfänge. Es könnte so um 1997 gewesen sein. „Ich will eine Hex ans Haus“, sagte sich Rosa Müller und erfüllte sich umgehend ihren Wunsch. Zwei Nachbarn zogen mit, so dass immerhin an drei Häusern erstmals Hexen herunterschauten. 2012 wurde die Hexenstraße sogar auf einem Orden der KiKaGe verewigt. In den Anfangszeiten waren es ein paar wenige Hexen, jetzt ist die Straße voll. Kaum ein Haus, das nicht mitzieht.
Immer freitags vor Fastnacht kommt es in der Hexenstraße 34 zu einem Hexenfest im Hof des Wohnhauses Müller. So zwischen 40 und 70 Hexenfreunde finden sich dann dort ein, um ausgelassen zu feiern.
Nicht nur an Fastnacht, auch an Halloween rückt die Mühlen- beziehungsweise Hexenstraße in den Mittelpunkt des Geschehens. Unter der Regie von Hexenmeisterin Nora Stabel, die auch als Schriftstellerin unterwegs ist, gibt es dann in ihrem Hof ein gutbesuchtes Hexenhoffest für Kinder und ihre Eltern.

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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